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Zeit für eine Beichte

Logo »TITANIC-Wochenrückblick. Der endgültige Newsletter«

Liebe Leser*innen,

sicher sehnen Sie sich in diesen turbulenten Zeiten nach einem gesunden Teint. Und glücklicherweise sind die Regale der Drogerien hierzulande trotz Zoll-Wirren noch prall gefüllt, sodass niemand auf eine schnelle und unkomplizierte Bräune verzichten muss. Doch nicht überall geht es den Menschen so gut wie hier.

Bild: Donald Trump mit geöffnetem Mund. Seine Haut ist sehr, sehr blass. 

Text: Erstes Opfer des Handelskriegs: 
1000 Prozent Strafzoll auf Selbstbräuner.
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Wer nun aufatmet und schadenfroh über den großen Teich schaut, sollte sich nicht zu früh freuen. Insbesondere die Krimifans unter Ihnen müssen sich möglicherweise bald eine neue Sonntagabendbeschäftigung suchen. Denn eine Produktgruppe wurde vom US-Präsidenten nicht verschont, was Deutschlands Nummer Eins in Sachen Fernsehen in Bedrängnis bringt:

Bild: Porträts von Didi Hallervorden, Felix Lobrechth, Donald Trump und Dieter Nuhr

Text: ARD ruiniert: Trump bezollt alte Hüte

Sprechblase von Felix Lobrecht: "Kennste, kennste?"

Viele Menschen halten den Hut für eines der unterschätztesten Kleidungsstücke unserer Zeit. Er spendet Schatten bei Sonnenschein und Trockenheit bei Regen, während er gleichzeitig auch noch das fettigste Haar verdeckt. Nicht unterschätzt, sondern überschätzt ist jedoch das »Lebensmittel«, das heute vorgestellt werden soll:

Schimmeliges Brot

Überschätzte Lebensmittel (LVI)

Heute: Brot

Was reimt sich auf Tod und Kot? Richtig: Brot. Herzlich hinein in die ödeste Speise der Welt, den schwerfälligen Elefanten im Raum der Überschätzungen, den kulinarischen Endbahnhof. Die sogenannte deutsche Brotkultur zählt über 3000 Sorten, und trotzdem schafft es keine einzige, Eindruck zu hinterlassen. Brot ist ein fahles Spektrum zwischen Styropor, Sand, Wasser, Raufasertapete und zusammengeleimtem Körnerschrot.

Das Aroma reicht dabei von geschmacksneutraler Watte bis zu säuerlichem Graukarton. Brot ist der tote Winkel jeder fühlenden Seele, eine akzeptable Notlösung aus finstereren Zeiten, die sich zu Unrecht bis heute gehalten hat. Das einzig Gute an Brot ist, dass man andere (leckerere) Sachen drauflegen kann.

Dennoch wäre es besser, Brot aus sämtlichen Speiseplänen der Welt zu streichen, und es fortan nur noch als Stoßdämpfer, Bausubstanz oder Vogelfutter zu verwenden. Ein weiteres Argument dafür sind die ganzen Sauerteig- und Bananenbrot-Leute im Internet, die ihre unförmigen Mehlklumpen wie stolze Eltern in die Kameras halten, als würde es irgendwen interessieren (»Aber diese RÖSTAROMEN in der RINDE!«).

Außerdem ist Brot auch bekannt als »hartes Bier«, und spätestens da sollte jede*r merken, dass dies nichts Gutes heißen kann. Dass Brot etwas Feines und Komplexes ist, ein Fachgebiet, mit dem sich ganze Berufsgruppen beschäftigen, ist eine kollektive Lüge, auf die wir uns alle eingelassen haben. Noch ist es nicht zu spät, damit aufzuhören.

Trotz seiner zahlreichen Unzulänglichkeiten ist und bleibt Brot deutsche Tradition. Zu den gängigsten Bräuchen hierzulande gehört außerdem das Beerdigen der Nazi-Verwandtschaft. Wie man dabei am besten gekleidet sein sollte, ist aber oft unklar.

In der ersten Ausgabe Ihrer neuen Kolumne »Die bessere Antwort« versucht Viola Müter diese Frage ein für alle mal zu klären:

Zeichnung: Aufgebahrter Sarg, auf dem eine Hakenkreuzflagge liegt. Neben ihm steht ein mit Hut und Mantel bekleideter Vogel.

Soll ich lieber over- oder underdressed auf der Beerdigung meines Nazi-Opas erscheinen?

Zunächst einmal rechne ich es Ihnen hoch an, dass Sie sich überhaupt Gedanken um Ihr Outfit machen. Beerdigungen sind für modeinteressierte Menschen wie mich eine Zumutung. Immer wieder bin ich fassungslos, wie einfallslos dort das Motto »Tod« interpretiert wird. Die allermeisten Gäste erscheinen in Schwarz, einige wenigstens in Anthrazit, aber wahrscheinlich nur, weil Schwarz gerade in der Wäsche ist. Dabei lassen sie vollkommen die Möglichkeit außer Acht, mit einem individuellen Outfit ein Statement zu setzen.

Sie sollten sich erst einmal klarmachen, wie Sie zu Ihrem Nazi-Opa standen. Fanden Sie es doof, dass er Zeit seines Lebens ein Nazi war? Oder respektierten Sie ihn für seine Standhaftigkeit? Gleichzeitig müssen Sie bedenken: Mode ist Kunst. Ich sage immer: Ein Beerdigungsoutfit ist wie ein Buch von Thilo Mischke. Sie können noch so eindeutig mit der Intention sein. Sie werden höchstwahrscheinlich missinterpretiert. Gerade bei so einem umstrittenen Thema wie Nationalsozialismus …

Die ganze Antwort lesen Sie jetzt im TITANIC-Newsticker. (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

Opfer von Misinterpretation wurde nach ein paar unglücklichen Auftritten auch Tesla-CEO Elon Musk – zum Leidwesen seiner Kund*innen:

Bild: Elon Musk, der eine Kettensäge über seinen Kopf hebt. 
Text: Sorgen eines Teslafahrers 
von Fabian Lichter
Wenn nun dank Musk'scher Idotie 
ganz Tesla in den Keller fährt, 
Ralf Schumacher, dann frag' ich Sie: 
Was ist mein Auto denn noch wert?

Trotz aller Querelen ist und bleibt der Cybertruck der mit Abstand beste Dienstwagen im TITANIC-Fuhrpark!

Wenn Sie das schockiert, dann sollten Sie sich für das folgende Geständnis unseres Kolumnisten Torsten Gaitzsch besser setzen.

Torsten Gaitzsch trinkt eine Tasse Kaffee und schaut in die Kamera

Heute: Eine menschliche Sau

Es ist Zeit für eine Beichte. Ich muss mein Gewissen beruhigen, muss etwas gestehen, was ich noch keinem Menschen anvertraut habe. Wenn Sie mich nach all der Zeit, die wir gemeinsam in diesem Newsletter verbracht haben, irgend ins Herz geschlossen haben, hören Sie am besten jetzt auf zu lesen, denn ich verspreche: Sie werden mich am Ende dieses Textes mit anderen Augen sehen, werden zwischen Enttäuschung und Verachtung hin und her gerissen sein.

Okay, tief durchatmen, hier kommt mein Geständnis. Ich habe ein Kaufgebot für die Göring-Villa auf Sylt abgegeben.

Nein, stimmt gar nicht. Das habe ich nur geschrieben, damit das, was ich wirklich zu bekennen habe, im Vergleich weniger verabscheuungswürdig wirkt. Jetzt also die wahre Offenlegung. Als Anfang 2020 die Corona-Pandemie so richtig in Fahrt kam, habe ich Aktien eines Herstellers von Beatmungsgeräten gezeichnet. Meine Denke: Wenn bald die halbe Welt am Respirator hängt, muss dieses Unternehmen immer mehr Maschinen produzieren und verkaufen, macht ergo einen Mordsgewinn, von dem nach einer Weile auch was auf mich abfällt, hähä. Nun gut, »hähä« habe ich nicht gedacht.

Einmal Krisengewinnler sein – wer diesen bescheidenen, naiven Traum noch nie träumte, werfe den ersten Stein! Es ist ja nicht so, dass ich momentan in die Rüstungsindustrie investieren würde. Darauf warte ich, bis sich die Märkte erholt haben, hähä. Spaß!

»Dieses bigotte Schwein!« werden Sie jetzt rufen. »Vor zwei Wochen noch über Frankfurter Börsenheinis schwadronieren, aber Katastrophen ausnutzen, um sich zu bereichern, wie so ein Lebensmittelspekulant.« Die bittere Wahrheit ist: Auch meine Wertpapiere der Medizingerätefirma wurden vom jüngsten Crash im Zuge des Trump'schen Zollmassakers nicht verschont … Falsch, das war schon wieder gelogen, sie lagen gestern mit 2,72 Prozent im Plus. :(

Verabschiedet sich und wünscht ein gut informiertes Wochenende:

Ihre TITANIC-Redaktion

TITANIC empfiehlt:

Das FDP-Abdankungspyramiden-Shirt

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Christian Wolfgang Lindner – dieser Name steht für Innovation, Liberalität und Versuche, die Kunstfreiheit einzuschränken, wie kein Zweiter. Doch wie wurde Wölfi Lindner zu dem, der er ist (Frührentner)? Wie kam er auf den genialen Plan, wegen eines monatealten Titels die offene Feldschlacht gegen ein Satiremagazin zu eröffnen? Auf diesem T-Shirt steht alles, was Sie zur Causa Lindner vs. TITANIC wissen müssen.

Mit jedem Kauf des FDP-Abdankungspyramiden-Shirts tragen Sie dazu bei, dass der ehemalige Finanzminister auch in den nächsten Jahren »satirisch bearbeitet« (von unserem Anwalt abgenickte Formulierung) wird.

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