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"Blick in die Sterne - Die Astro Show" - Eine Rezension

Am 28.9.2024 hat der österreichische Rundfunk die erste Folge von "Blick in die Sterne - Die Astro Show" gesendet (man kann sich das bis 28.3.2025 hier online ansehen (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre). Ich habe letzte Woche schon erklärt, warum eine Astrologie-Sendung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ein großes Problem ist (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) und auch Der Standard hat mich dazu interviewt (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre). Das, was vorab über die Sendung bekannt war, hat für eine Kritik eigentlich schon völlig ausgereicht. Ich habe mir aber trotzdem die Mühe gemacht, die erste Folge anzusehen um zu schauen, was da jetzt wirklich passiert.

Die Vorgeschichte

Angekündigt (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) wurde die Show ja als Sendung, wo "im gemütlichen Sonntagnachmittag-Plausch über persönliche Geschichten, entscheidende Wendepunkte, spannende Erlebnisse und ihre Erwartungen an die Zukunft" geplaudert wird. Allerdings mit einer "Expertin" die über die "faszinierenden Geheimnisse der Astrologie" informieren soll. Nach der offiziellen Ankündigung des ORF gab es viel Kritik an der Show, aber auch viele Menschen, die sie verteidigt haben, weil das ja nur "Unterhaltung" ist und man sich darüber ja nicht aufregen muss. Im ORF laufen ja auch Sendungen wie der "Villacher Fasching" oder "Dancing Stars", warum also nicht auch ne Show über Astrologie? Dazu werde ich später noch einmal kommen, aber zuerst schauen wir mal, was bei "Blick in die Sterne" wirklich passiert.

Screenshot "Blick in die Sterne - Die Astro Show: Waage", ORF, 28.9.2024 (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

Bullshit in Beige

Ganz social-media-tauglich sind sowohl das Studio als auch die beiden Moderatorinnen Sasa Schwarzjirg und Lori Haberkorn in sehr viel Beige gehalten. Mir war nicht klar, dass einem diese öde Farbe tatsächlich in den Augen schmerzen kann, aber sie tut es und das schon ziemlich bald. Aber es reicht eigentlich auch schon, sich das alles anzuhören, denn zu sehen gibt es nicht viel in der Show. Man sitzt auf beigen Sesseln vor einer beigen Wand mit beigen Regalen und beigen Möbeln. Und nach einer beigen Begrüßung von Sasa Schwarzjirg geht es gleich zur Sache:

"Die Astrologie ist eine Wissenschaft für sich; aber eine wegweisende. Ich habe viel aus ihr gelernt und vielen Nutzen aus ihr ziehen können. Die physikalischen Erkenntnisse unterstreichen die Macht der Sterne über irdisches Geschick. Die Astrologie aber unterstreicht in gewissem Sinne wiederum die physikalischen Erkenntnisse. Deshalb ist sie eine Art Lebenselixier für die Gesellschaft."

Dieses Zitat stammt, so wird man von Schwarzjirg und einer entsprechenden Einblendung informiert, von keinem geringeren als Albert Einstein. Und wenn der berühmteste Wissenschaftler aller Zeiten so etwas über die Astrologie sagt, dann braucht sich auch niemand aufzuregen, dass das alles Quatsch ist, oder? Na ja - sieht man davon ab, dass die Astrologie auch dann Quatsch bleiben würde, wenn Einstein sie super findet, ist dieses Zitat nicht von ihm. Man findet es zwar überall im Internet, vor allem auf Astrologie-Seiten. Aber wenn man ein wenig recherchiert (siehe zB. "The End Of The Einstein Astrology Supporter Hoax” (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre), Denis Hamel. The Skeptical Inquirer. Volume 31, Issue 6. November/December 2007), dann werden zwei Dinge klar. Erstens: Das Zitat ist nicht von Einstein, sondern wurde vom deutschen Astrologen Carl Huter (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) erfunden und in einer Ausgabe seines Astrologischen Kalenders veröffentlicht. In Einsteins Schriften findet sich nichts, was auch nur andeuten würde, dass er die Astrologie ernst nimmt. Und zweitens findet man in Einsteins Schriften sehr wohl ein Zitat (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre), das sehr klar macht, was er von der Astrologie hält: "I fully agree with you concerning the pseudo-science of astrology. The interesting point is that this kind of superstition is so tenacious that it could persist through so many centuries."

Also halten wir fest: Die Sendung ist noch nicht einmal 20 Sekunden alt, und schon haben wir einwandfreie Fake-News präsentiert bekommen. Es wäre nicht weiter schwer herauszufinden gewesen, dass das Einstein-Zitat über die "Wissenschaft Astrologie" Quatsch ist. Das hätte der ORF sogar in seinem eigenen Archiv erledigen können, denn da lief am 10. Januar 2023 die Folge 123 von "Science Busters" (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)mit dem Titel "Die Biene Einstein", wo ich gemeinsam mit meinen Kollegen Helmut Jungwirth und Martin Puntigam exakt dieses Zitat aufgreife und erkläre, warum es Unsinn ist.

Screenshot "Blick in die Sterne - Die Astro Show: Waage", ORF, 28.9.2024 (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

Wenn "Blick in die Sterne - Die Astro Show" schon so losgeht, könnte man sich den Rest auch gleich sparen. Aber ich hab mir natürlich auch den Rest noch angesehen.

Altes Wissen und faszinierende Geheimnisse

Gleich nach dem Einstein-Bullshit wird die Astrologin der Sendung vorgestellt, Lori Haberkorn. Sie, so Schwarzjirg, "vereint das alte Wissen über Astrologie mit Neurowissenschaft, Business Tools und Sucess-Techniken im modernen Geist". Ich will gar nicht weiter darüber nachdenken müssen, was "Sucess-Techniken" sind, wo Frau Haberkorn sich die Neurowissenschaft angeignet haben könnte und wie ihre astrologischen Business Tools aussehen könnten. Und ich kann definitiv bestätigen, dass es "altes Wissen über Astrologie" gibt. Was es darüber hinaus aber noch viel mehr gibt, ist neues Wissen! Und nur weil etwas alt ist, ist es deswegen nicht richtig. In der Regel ist es sogar falsch und zwar genau weil wir neues Wissen gefunden haben, dass das alte widerlegt hat. Aber das soll ja hier keine Vorlesung zur Wissenschaftstheorie werden sondern eine Rezension. Deswegen gleich weiter zur Frage von Sasa Schwarzjirg an Lori Haberkorn:

"Kann [das Horoskop] ganz präzise Antworten geben oder ist das schon auch das, was man vielleicht hinein interpretiert?"

Gute Frage. Aber leider eine, auf die eine extrem erschreckende Antwort von Lori Haberkorn folgt:

"Ich sehe das Horoskop als unsere Grundenergie, aus der wir schöpfen können. Ich gehe sehr stark davon aus, dass jeder Mensch es sich ganz genau ausgesucht hat, zu welchem Tag, an welcher Uhrzeit, an welchen Ort er auf die Erde gekommen ist. Und da war eine ganz besondere Planetenkonstellation, mit Qualitäten, Stärken, Energie, auch Aufgaben rund um uns und das hat jeder Mensch mit auf die Erde genommen."

Erschreckend finde ich hier ausnahmsweise nicht das Zeug über die Planetenkonstellationen mit Energien, und so weiter. Sondern die Aussage, dass sich jede Person ausgesucht hat, wann und wo sie geboren wird. Sieht man mal davon ab, dass das esoterischer Unfung ist, ist es darüber hinaus vor allem elitärer und menschenverachtender esoterischer Unfug! Ja, vielleicht hat Lori Haberkorn kein Problem damit, sich ausgesucht zu haben, im Jahr 1990 und in Oberösterreich geboren zu werden. Aber gilt das auch für die Menschen, die gerade in einer der vielen Krisenregionen der Welt verhungern oder im Krieg umgebracht werden? Gilt das für die Menschen, die in der Vergangenheit geboren wurden ein sehr viel mühsames und elenderes Leben geführt haben als wir heute im zivilisierten Mitteleuropa? Diese elitäre Weltsicht, dass wir alle schon irgendwie selbst für unsere Lebensumstände verantwortlich sind; das wir es uns "aussuchen" ob wir reich sind oder arm; ob wir krank sind oder gesund, und so weiter, ist in der Esoterik leider weit verbreitet. Sie wird aber dadurch nicht weniger menschenverachtend und es ist gelinde gesagt ein Skandal, dass man so etwas einfach mal nebenbei als Moderatorin einer Unterhaltungssendung sagen kann, ohne dass irgendwer auf die Idee kommt, das so eine Aussage problematisch ist (Die Sendung ist ja nicht live; die haben jede Menge Leute produziert, geschnitten, gesehen, abgenommen, und so weiter).

Die beiden Gäste der Show, Kabarettistin Caroline Athanasiadis (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) und Opernsänger Daniel Serafin (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) sind jedenfalls "sehr gespannt" und "aufgeregt", was jetzt in der Sendung passiert. Zuerst einmal Werbung für Opernfestspiele, die Serafin nächstes Jahr ausrichtet und bei denen alles super laufen wird, weil der "Glücksplanet Jupiter" gut steht.

Serafin und Athanasiadis sind aber vor allem eingeladen worden, weil sie beide im Sternbild "Waage" sind und es in der Oktober-Ausgabe der Show um Waagen geht. Und wie ist die typische Waage so, fragt Schwarzjirg? Waagen "möchten definitiv die richtige Entscheidung treffen", erklärt Haberkorn unter anderem. Mir fallen jetzt zwar spontan keine Menschen ein, die gerne immer die falsche Entscheidung treffen wollen, aber wenn die Astrologin das sagt, dann wirds wohl stimmen. Sind das jetzt schon die "faszinierenden Geheimnisse der Astrologie", die uns für die Sendung versprochen wurden? Wenn ja, dann hätte man sich den Aufwand auch sparen können, denn diese astrologischen Trivialitäten und Nicht-Aussagen kann man in Österreich seit Jahrzehnten in jedem Kaffeehaus auf den Sternzeichen-Zuckersäckchen (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) nachlesen...

Weiter geht es, natürlich, mit Fragen zum Liebesleben und ob man mit gewissen Sternzeichen gut kann oder so gar nicht. Und da hat Caroline Athanasiadis eine interessante Antwort gegeben: Denn bei ihr sei das schon so gewesen, wo es nicht gepasst hat, nämlich mit den Fischen und zwar "ein, zweimal, wo ich mich erinneren kann". Und genau das ist der Punkt! Wollte man so eine Frage wirklich sinnvoll beantworten, müsste man ein Leben lang Buch führen über alle Menschen die man so trifft, genau notieren ob man die mochte oder nicht und das mit den jeweiligen Sternzeichen abgleichen. Ich zum Beispiel aber frage die Menschen eigentlich nie nach ihrem Sternzeichen. Habe aber in meinem Leben schon jede Menge Leute getroffen, die ich bescheuert finde und auch viele, die ich gern habe. Aber sollte ich doch mal, zum Beispiel einen Steinbock treffen, der mir wirklich auf die Nerven geht und irgendwann danach wieder mal nen Steinbock treffen, den ich auch nicht leiden kann, dann wäre es vermutlich das, was mir in Erinnerung bleibt. Und die ganzen anderen Sternzeichen der Leute dazwischen würde ich entweder eh nicht kennen oder sie würde mir gar nicht weiter in Erinnerung bleiben, weil sie nicht ins Muster passen. Daniel Serafin bestätigt das übrigens im Anschluss, bei ihm gäbe es da gar kein Muster.

Aber keine Sorge, Lori Haberkorn weiß, woran das liegt: "[Der Aszendent] ist total wichtig und wird auch immer wichtiger, je älter wir werden". Wenn ich also doch mal einen Steinbock treffen sollte, der total super ist, dann widerspricht das nicht meinem Muster, sondern der hat nur nen anderen Aszendent.

In der Sendung folgen weiter faszinierende Geheimnisse aus der Astrologie. Der Aszendent von Caroline Athanasiadis zeigt bei ihr nämlich "Feuer, Witz und Humor" und beide Gäste sind "für das Scheinwerferlicht gemacht”. Eine Analyse, die man bei zwei Menschen die ihren Lebensunterhalt erfolgreich auf Bühnen verdienen, vermutlich auch ohne astrologische Unterstützung schaffen könnte.

Es soll aber auch das Fernsehpublikum was von der Astrologie haben, weswegen jetzt ein Monatshoroskop für alle Sternzeichen folgt. Das ist genau so trivial und nichtssagend, wie es die Horoskope in den einschlägigen Zeitschriften sind und dieser Teil der Sendung ist auch handwerklich besonders schlecht gemacht. Haberkorn liest den Text für jedes Sternbild von einem Teleprompter ab und dazwischen gibt es geskriptete "launige" Überleitungssätze von Schwarzjirg. Inhaltlich kann man die Horoskope vermutlich auch problemlos von einer KI schreiben lassen:

"Ein neues Kapitel beginnt. Es kehrt Ruhe in den sonst so dynamischen Löwen. Die Tage werden kürzer und der Löwe darf sich sein eigenes kuscheliges Reich für den Herbst und Winter gestalten. Ausmisten, umstellen, renovieren - My home is my castle."

"Dieser Monat bietet Löwen die Gelegenheit, alte Projekte abzuschließen und Platz für Neues zu schaffen. Kreative Hobbys bringen jetzt besonders viel Freude und Ausgleich zum Alltag. Vernachlässige nicht deine innere Balance; Meditation oder Yoga können hilfreich sein."

Eines dieser Horoskope ist aus der Sendung, eines habe ich gerade von ChatGPT schreiben lassen. Beide enthalten nur triviale Aussagen, die so nichtssagend sind, dass sie immer zutreffen.

Aber vermutlich liegt das daran, dass man - so Schwarzjirg - ein Geburtshoroskop braucht, wenn es wirklich genau sein soll, denn "auch die Planeten, [...] haben einen Einfluss auf euer Wesen".

Die Planeten sind aber mundfaul und haben nur wieder das zu sagen, was wir eh schon wissen. Beide Gäste sind "für die Bühne, für das Scheinwerferlicht gemacht". Daniel Serafin hat jetzt aber noch eine gute Frage:

"Du sagst immer ‘Uranus’ und ‘Merkur’ und ‘Saturn’ und der ‘Pluto’... Was heißt das immer?"

Er hat die Frage nicht weiter ausgeführt, weswegen ich nicht weiß, ob er die Begriffe tatsächlich nicht kennt (keine verwerfliche Wissenslücke, denn astronomisches Wissen ist leider bei weitem kein Allgemeinwissen) oder Details über die astrologische Prognosen wissen will. Lori Haberkorn antwortet jedenfalls, dass es darum geht, wie die Planeten zum Zeitpunkt der Geburt gestanden sind und sie untersucht das Horoskop "exakt zu diesem Moment, an diesem Ort, wie die Planeten rund um uns waren, wo sie sich befunden haben und welche Qualitäten dadurch erzeugt werden."

Da hat jetzt die Astrologie leider ein Problem, denn sie ist ja, wie wir eingangs gelernt haben "altes Wissen". Und hat diverse Erkenntnisse aus dem neuen astronomischen Wissen ignoriert (so Kleinigkeiten wie das kopernikanische Weltbild zum Beispiel). Was dazu geführt hat, dass der astrologische Himmel nichts mehr mit dem realen Himmel zu tun hat. Wenn im Horoskop also angezeigt wird, dass die Sonne zum Zeitpunkt der Geburt an diesem Punkt des Himmels stand, der Mond an jenem und der Jupiter dort, dann kann die Astrologie daraus ableiten, was sie möchte. Aber definitiv nicht, dass diese Himmelskörper sich tatsächlich auch dort befunden haben, denn das haben sie nicht getan.

Zum Ende der Sendung gibt es einen Ausblick auf die nächste Folge und zwar mit Tarot-Karten. Das hat zwar nichts mit Astrologie zu tun, aber das stört die Leute im Studio nicht und mir ist mittlerweile auch alles egal. Die "Astro Show" endet mit einem weiteren Zitat:

"Die Sterne erhellen den Himmel. Aber sie zeigen uns manchmal auch den Weg"

Schwarzjirg sagt nicht dazu, von wem das sein soll und wahrscheinlich ist das auch besser so.

Fazit: Dann doch lieber Villacher Fasching

Ich habe mir ja von Anfang nicht viel erwartet. Es war ja weder damit zu rechnen, dass die Astrologie-Expertin spontan die wissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten Jahrhunderte über den Haufen wirft und die Gültigkeit der Astrologie belegt. Und auch nicht damit, dass der ORF bei diesem Setup eine besonders kritische Analyse dieser Pseudowissenschaft präsentiert. Ich hätte mir aber zumindest einen gewissen Unterhaltungswert erwartet, aber nicht einmal das hat man geschafft. Ohne den Astrologie-Quatsch hätte man vielleicht Zeit gehabt, eine halbwegs brauchbare 0815-Talkshow zu produzieren. Aber wenn man nicht vorher schon wusste, wer Serafin und Athanasiadis sind, war man danach immer noch weitestgehend ahnungslos.

Ok, wir haben also ein schlecht gemachtes Talk-Format mit jeder Menge Esoterik dazwischen. An schlechtem Fernsehen mangelt es uns ja nicht, da kann man sich jeden beliebigen Sender ansehen und wird früher oder später fündig werden. Muss man sich also darüber aufregen? Wenn man mit dem Villacher Fasching (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) im Fernsehen leben kann, dann ja wohl auch mit "Blick in die Sterne", oder?

Ja. Und Nein. Man muss mit dem Villacher Fasching leben. Zumindest die, die das doof finden. Es gibt ja auch genug Menschen, denen das gefällt. Ich muss auch mit den ganzen Skirennen im Fernsehen leben, obwohl die mich nicht interessieren. Nicht alles im Fernsehen, auch und gerade im öffentlich-rechtlichen, muss auch allen gefallen. Und nicht alles im Fernsehen, auch im öffentlich-rechtlichen, muss knallharte, faktengecheckte Information sein. Da soll durchaus Platz für Unterhaltung und all das andere sein, was man halt so im Fernsehen hat. Aber "Blick in die Sterne - Die Astro Show" ist eben nicht nur Unterhaltung. Ich kritisiere die Sendung nicht, weil ich ein Problem mit Unterhaltungsformaten habe. Ich kritisiere sie auch nicht, weil sie mir nicht gefällt. Ich kritisiere sie, weil sie Esoterik und Pseudowissenschaft als Tatsache präsentiert und das ohne den Hauch irgendeiner kritischen Auseinandersetzung. Man hätte ja eine Talkshow machen und dabei meinetwegen auch die Horoskope der Gäste präsentieren können. Wenn man das so macht, dass klar wird, dass das jetzt nicht ernst gemeint und nur ein Spaß ist, könnte ich damit vermutlich leben wie ich mit dem Villacher Fasching leben kann. Aber das ist da ja nicht passiert. Da wird sehr ernst (und das geht auch in einer Unterhaltungssendung) erklärt, dass die Astrologie ein tatsächliches Instrument sein würde, mit dem man etwas über die Zukunft und den Charakter von Menschen herausfinden kann. Es wird behauptet, dass Astrologie funktioniert, dass die Planeten Einfluss auf unser Leben haben, und so weiter. In der ganzen Sendung gibt es keinen einzigen Hinweis darauf, dass die Astrologie vielleicht etwas anderes sein könnte, als ein reales und wertvolles Werkzeug zur Untersuchung der Welt. Und so etwas IST problematisch, auf jeden Fall, wenn es in einem öffentlich-rechtlichen Sender passiert.

Im Gesetz (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre), dass den Betrieb des ORF regelt steht unter anderem

"Der Österreichische Rundfunk hat im Dienst von Wissenschaft und Bildung zu stehen." (§10, Absatz 9)

So große Geschütze muss man aber eigentlich gar nicht auffahren. Es sollte eigentlich selbstverständlich sein, dass man mit einem esoterischen Weltbild nicht so völlig kritiklos umgehen kann. Es kommt ja auch niemand auf die Idee, eine ORF-Show zu gestalten, in der mit voller Ernsthaftigkeit erklärt wird, wie man andere Menschen verhexen kann, mit einer Hexe als Expertin und den besten Zaubersprüchen für die Probleme zuhause. Ich weiß, dass im ORF die Astrologie schon seit längerer Zeit präsent ist und dazu auch früher schon geschrieben (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre). Das macht die aktuelle Sendung aber nicht besser; eher im Gegenteil. Angesichts der vielen Probleme, die Österreich mit Wissenschaftsfeindlichkeit und -skepsis hat (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) bräuchte es einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der weniger (schon wäre: keine) Esoterik-Propagande produziert und nicht mehr davon (und ich weiß auch, dass Religion ein relevanter Teil des ORF-Programms ist, aber das ist ein Faß, das man ein anderes mal aufmachen kann und hat auch nicht unbedingt etwas mit der Astrologie-Sendung zu tun).

Die Sache ist eigentlich ganz einfach: Ein öffentlich-rechtlicher Fernsehsender mit gesetzlichen Bildungsauftrag hat schlicht und einfach nicht zu behaupten, das esoterischer Quatsch wie die Astrologie ernst zu nehmen ist. Auch nicht, wenn es - wie in der Pressemitteilung zur Sendung zu lesen ist - "voll im Trend" liegt. Wenn Esoterik voll im Trend liegt, lieber ORF, dann wäre es dein Job, dich darum zu kümmern, diesen Trend zu analysieren. Es wäre dein Job, klar zu stellen, warum es bedenklich und problematisch für eine Gesellschaft ist, wenn Irrationalität im Trend liegt und aufzuzeigen, wie ein öffentlich-rechtliches Medium mit diesem Trend sinnvoll umgehen könnte. Es wäre dein Job, entsprechende Formate zu entwickeln, die das dann auch tun. Und es ist nicht dein Job, auf diesen Trend aufzuspringen und jegliche Objektivität in den Wind zu schießen.

"Blick in die Sterne - Die Astro Show" ist schlechtes Fernsehen. Es ist eine schlecht gemachte Talkshow, durchsetzt von antiwissenschaftlicher Propaganda, Trivialitäten und erschreckend menschenverachtenden Aussagen. Sie ist ein Schlag ins Gesicht für alle, die sich um eine informierte und aufgeklärte Gesellschaft kümmern. Außerdem ist sie viel zu beige.

P.S. Das wird hier übrigens eine einmalige Aktion bleiben. Ich werde mit Sicherheit nicht auch noch die kommenden Folgen dieser Sendung rezensieren. Erstens, weil ich das nicht noch einmal durchhalte. Und zweitens, weil der Unsinn hoffentlich bald abgesetzt wird.

Und mehr über Astrologie gibt es in Folge 155 (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) und Folge 416 (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) meines Podcasts “Sternengeschichten”.

Sujet Astronomie

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