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Der 22. April in der Geschichte

Die Römer im Kaiserüberfluß, die USA werden christlich und die Tagebücher von Fritze Hitler

238 – Nachdem man schon früher im Jahr den eigentlichen Caesar Maximinus Thrax durch einen anderen ersetzt hatte, der dann aber gestorben war, setzt der römische Senat gleich zwei neue Kaiser ein: Pupienus und Balbienus. Die können sich zwar gegenseitig auch nicht leiden, aber wollen zumindest verhindern, dass Thrax nach Rom kommt. Wirklich Angst haben müssen sie aber nicht, weil ein paar Tage später die Truppen von Thrax sagen »Also irgendwie ist der ein Arsch« und ihn dann umbringen.

1370 – In Paris wird der Grundstein für die Bastille gelegt. Zunächst als Teil der Befestigungsanlagen der Stadt errichtet, wird das Gebäude später als Gefängnis genutzt, wo es am 14. Juli 1789 mit dem Sturm auf das Gefängnis zum Auftakt der französischen Revolution kommt. Und weil das alles so denkwürdig ist, reißt man das Gebäude gleich zwei Tage später ab, macht aus den Steinen kleine Modelle des Gefängnisses und schickt sie quer durchs Land. Auch ein Hobby ...

1401 – Klaus Störtebecker wird vor Helgoland gestellt und festgenommen. Der umtriebige Pirat hatte zuvor in Nord- und Ostsee Freibeuterei betrieben und war vor allem der Hanse und der Stadt Hamburg ein Dorn im Auge. Seinen Namen »Störtebecker« oder auch »Stürzebecher« soll er übrigens bekommen haben, weil er einen 4-Liter-Humpen Bier in einem Zug ausgetrunken hat. Ein Wunder, dass er danach überhaupt noch was auf die Reihe bekommen hat.

1769 – Marie-Jeanne Bécu, Comtesse du Barry, wird von ihrem Mann mit einer gefälschten Geburtsurkunde am französischen Hof eingeführt, weil ihr Schwager erhofft, sich so größeren Einfluss zu beschaffen. Die ehemalige Kurtisane wird extra König Ludwig XV. vorgestellt, dessen Mätresse sie bald wird. Daraufhin wird dann nicht nur geschnackselt, sondern auch kräftig intrigiert. Was halt gelangweilte Adelige so machen.

1864 – Der US Kongress beschließt auf der Zwei-Cent-Münze nun »In God We Trust« statt »E Pluribus Unum« (Aus vielen eines) zu prägen. Aus den Gräbern der Gründerväter, die extra NICHT irgendwelche religiösen Symbole und Texte für das Land gewählt haben, hört man das zarte Patschen von Handknochen an Stirnknochen.

1889 – Der Oklahoma Land Run oder Oklahoma Land Rush beginnt. Die Regierung der USA gab bekannt, dass die letzten Indianer-Gebiete zur Besiedlung freigegeben werden, denn – klar – warum sollten die Indianer auch auf ihrem eigenen Gebiet bleiben. Denen hatte man bereits Jahre zuvor gesagt: »Ey, wie wär’s denn, wenn ihr hier nicht wohnt.«

Darauf die Indianer: »Wie jetzt?«

Was die US-Regierung dazu veranlasste sie zwangsweise umzusiedeln – in Gegenden, wo das Land weniger hergab - und ihnen dann viel Spaß zu wünschen. Die freien Gebiete wurden nun von Siedlern gestürmt, die dort neue Landwirtschaftsflächen betrieben und mal eben die neue Hauptstadt des Gebiets Oklahoma City aus dem Boden stampften. Damit war das Ende der Pionierzeit und auch des »Wilden Westens« eingeläutet.

1906 – In Athen werden die olympischen Zwischenspiele eröffnet, weswegen viele mit einem durchaus angebrachten »Wat?« reagieren. In der Anfangszeit wollten die Griechen unbedingt die Olympischen Spiele bei sich behalten, aber das Internationale Olympische Komitee (Betonung auf International) sagte: »Kommt gar nicht in Frage.«

Darauf die Griechen: »Mann ey. Dann machen wir eben so eine Olympiade zwischen den Olympiaden.«

»Nee«, sagte das IOC.

»Doch«, sagten die Griechen und voilà, die Zwischenspiele waren geboren.

Die Zwischenspiele werden zwar nie offiziell vom IOC anerkannt, sorgen aber dafür, dass die olympische Idee fortbesteht und überhaupt weitere Olympische Spiele stattfanden können, denn die ersten Ausgaben der offiziellen Spiele liefen eher schlecht als recht. Die Griechen setzen sich zwar nicht weiter durch und es blieb bei diesen einen Zwischenspielen, aber immerhin hat es was bewirkt.

1915 – Deutschland setzt als erstes Land in großem Umfang Giftgas im Krieg ein. Und weil die Deutschen ja immer als effizient gelten, nutzen sie das als Abfallprodukt bei der Sprengstoffproduktion anfallende Chlorgas. So kann die Bayer-Fabrik mit Müll auch noch Geld machen. Yay, Kapitalismus!

1946 – Die sowjetische Besatzungsmacht sagt zu den ostdeutschen Parteien KPD und SPD: »Ey, wie wär’s denn, wenn ihr einfach nicht mehr zwei Parteien, sondern eine seid?«

Darauf die Parteien: »Wir haben aber schon sehr unterschiedliche Ideologien.«

Darauf die Sowjets: »Das war eigentlich kein Vorschlag.«

Darauf die Parteien: »Oh, okay.«

Es entsteht die SED.

1964 – Im Flushing-Meadows-Park in New York eröffnet die Weltausstellung. Unter anderem sind dabei zwei als Besuchertürme getarnte UFOs zu sehen, die später für viel Aufregung sorgen, als Will Smith und Tommy Lee Jones dort versuchen, ein Alien zu stellen.

1983 – Das Magazin »Stern« verkündet die Hitler-Tagebücher gefunden zu haben. Vorher haben mehrere internationale Spezialisten die Tagebücher überprüft und sie für echt befunden. Als sich herausstellt, dass es zum Teil wirklich krude Fälschungen sind, haben es natürlich alle vorher gewusst. Die Reporter beim Stern verlieren ihren Job, der Stern verliert sein Gesicht und Fälscher Konrad Kujau sowie der Zwischenhändler Gerd Heidemann werden angeklagt. Während der Verhandlungen schläft einer der Schöffen ein und muss ersetzt werden. Dann kommt heraus, dass Heidemann ein Foto von Idi Amins Unterhosen gerahmt an seiner Wand hatte. Die Gerichtsverhandlung wird zur Lachnummer und die ganze Geschichte später mehrmals verfilmt, u.a. im Film »Schtonk!«, der eine Oscarnominierung erhalten wird.

1994 – Der als »Dagobert« bekannte Erpresser Arno Funke wird von der Polizei festgenommen. Weil er als Künstler nie den Durchbruch hatte, sagte er sich irgendwann »Na, dann bastle ich halt Bomben und erpresse Kaufhäuser.« Nach seiner Festnahme und dem folgenden Gefängnisaufenthalt wird er Zeichner und Autor beim Satiremagazin »Eulenspiegel«, macht bei »Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!« mit und zeigt damit jungen Künstlern, dass Verbrechen sich vielleicht am Ende doch noch auszahlt. Oder es besonders schlimm kommt, wenn man bedenkt, dass er bei »Ich bin ein Star...« mitgemacht hat.

1995 – Axel Schulz verliert den ersten von vier Weltmeisterschaftskämpfen im Boxen. Er tritt gegen George Foreman an, der bereits 46-jährig quasi der Senior unter den Boxern ist. Die Entscheidung der Richter wird angezweifelt, weil Schulz der aktivere Boxer war, bleibt aber bestehen. Vermutlich hätten sich beide besser auf’s Grillen beschränkt. (Foreman ist berühmt für seinen »Foreman Grill« und der Sponsor von Schulz war die Firma Fackelmann, die Küchengeräte herstellt.)

2000 – US-Bundesbehörden stürmen in Miami ein Haus, um den sechsjährigen Jungen Elian wieder zu seinem Vater nach Kuba zu bringen. Das Foto, das dabei entsteht, als ein in voller Kampfausrüstung gekleideter Polizist eine Maschinenpistole auf den Jungen hält, wird später mit dem Pulitzer Preis ausgezeichnet. Ein tolles Beispiel für die Art Zurückhaltung, mit der amerikanische Behörden agieren. Ähem.

2018 – Auf einem Sonderparteitag in Wiesbaden wählt die SPD Andrea Nahles zur Parteivorsitzenden. Sie ist damit die erste Frau in dieser Rolle, auch wenn sie mit dem zweitschlechtesten Ergebnis in der Geschichte der SPD gewählt wird. (Schlechter war es nur bei Oskar Lafontaine.) Aber weil sie ansonsten auch nichts auf die Reihe kriegt, ist sie im Juni 2019 eh schon wieder passé.