Der 02. September in der Geschichte
Es brennt und brennt und brennt ...
44 v. Chr. – Der römische Politker und Redner Cicero hält die erste von den sogenannten Philippischen Reden gegen Marcus Antonius, die sinngemäß sagt: »Der Antonius ist voll doof und so und außerdem will der Herrscher werden, was echt uncool wäre.«
Wie man sich denken kann, findet Antonius das weniger lustig. Als er im nächsten Jahr tatsächlich an die Macht kommt, lässt er Cicero umbringen. Anders ausgedrückt: Damals waren die Kritiken des Feuilletons noch wesentlich härter.
44 v. Chr. – Kleopatra: »Mein Sohn Caesarion, immerhin Sohn von Julius Caesar, ist zwar erst drei Jahre alt, aber jetzt auch Mitkönig von Ägypten!«
Das Volk von Ägypten, augenrollend: »Ja, sicher. Ein Dreijähriger. Klar. Warum auch nicht. Was soll schon sein?«
1192 – Richard Löwenherz und Sultan Saladin unterschreiben den Vertrag von Ramla. Im Grunde war das ein Waffenstillstandsabkommen, das besagte: »Wir hauen uns mal für drei Jahre lang nicht die Rüben ein, die Muslime können in Jerusalem ihr Ding machen, lassen aber auch Christen mal reinschauen, und die Christen können die eroberten Städte behalten und alles wird tuffig und super.«
1649 – Weil der Herzog der Stadt Castro sich weigert, die Schulden seines Vaters zu zahlen, schickt Papst Innozenz X. gleich eine ganze Armee los, um die Stadt dem Erdboden gleich zu machen. Und die Armee nimmt das durchaus wörtlich. Die Stadt wird komplett zerstört. Am Ende stellt man nur eine Säule auf, auf der »Hier stand Castro« steht. Und alle, die in der Stadt gewohnt hatten: »Äh ... hm ... is ja doof jetzt.«
Die Stadt wurde nie wieder aufgebaut.
1666 – In einer Backstube in London übersieht ein Bäcker anscheinend etwas Glut. Oder er fackelt etwas zu lange an seiner E-Zigarette rum. Ein Feuer bricht aus, das sehr schnell auf die danebenliegenden Gebäude überspringt, weil die damalige Bauweise fast keinen Freiraum zwischen den Dächern ließ. Vorsichtshalber sagt man dem Bürgermeister bescheid und holt ihn aus dem Bett. Sein Kommentar: »Pah, eine Frau könnte es auspinkeln!« Daraufhin legt er sich wieder hin.
Vier Tage lang wütet das Feuer. 100.000 Menschen werden obdachlos. Angeblich sterben nur neun Menschen.
1791 – Der tschechische Violonist und Komponist František Kočvara geht in London zu einer Prostituierten und sagt: »Alte, schneid mir mal die Eier ab.«
Susannah Hill, die Prostituierte: »Kommt gar nicht in Frage.«
»Na, dann binde ich jetzt mal etwas zwischen Türknauf und meinem Hals fest, wir haben Sex und dann wird das total super!«
»Äh, wenn du meinst.«
Nachdem Kočvara fertig ist, ist er auch wirklich fertig. Es ist einer der ersten belegtenTode durch Asphyxiophilie oder Atemkontrolle, wobei man sich fragt, wie viel Kontrolle da tatsächlich im Spiel war.
1859 – der größte wissenschaftlich beobachtete magnetische Sturm auf der Erde findet statt, verursacht durch eine Sonneneruption. Polarlichter, die wie der Name schon sagt normalerweise in den Polarregionen beobachtet werden können, erscheinen selbst in Rom, Havanna und Hawaii. Die Telegrafenleitungen, die gerade erst frisch in Nordeuropa und Nordamerika verlegt wurden, werden so hohen Spannungen ausgesetzt, dass die Papierstreifen in den Empfängern Feuer fangen und das Netz nahezu unbrauchbar machen. Vermutlich dachten einige: »Mit der modernen Technik ist aber auch nüscht los.«
Hm, schon wieder Feuer. Ich erkenne einen Trend.
1967 – Paddy Roy Bates, Ex-Major der British Army, besetzt mit einigen Freunden den »Roughs Tower«, eine ehemalige Seefestung der Briten in der Nordsee.
Die Briten: »Alter, wat?«
Bates: »Wir sind jetzt eine eigene Nation namens Sealand.«
Die Briten: »Wat?«
Bates: »Kommt uns ja nicht zu nahe. Wir sind jetzt ein eigener Staat.«
Später versuchen die Briten mit der Navy die Festung wieder einzunehmen, werden aber beschossen und hauen dann doch lieber wieder ab.
Die Briten: »Alter, wat?«
Bates: »Ich hab doch gesagt, dass wir selbstständig sind.«
Die Briten: »Alter, jetzt wirst du verklagt.«
Die britischen Gerichte: »Wir sind nicht zuständig. Die Festung liegt im internationalen Seegebiet.
Die Briten: »Alter, wat?«
Die Geschichte von Sealand ist viel umfangreicher, aber das würde hier den Rahmen sprengen. Nur so viel sei verraten: Es brach auch mal ein Feuer aus.
2004 – Schon wieder ein Feuer: In der »Herzogin Anna Amalia Bibliothek« in Weimar bricht ein Brand im Dachstuhl aus, vermutlich durch ein defektes Kabel. Zwar können rund 28.000 Bücher gerettet werden, 50.000 Bücher und 35 Gemälde fallen aber den Flammen zum Opfer. Rund 62.000 Bücher werden durch die Löscharbeiten beschädigt. Zwei Bücher brennen durch und heiraten in einer beschaulichen Zeremonie auf Barbados.
2006 – Eine Lokomotive der Deutschen Bahn stellt einen neuen Geschwindigkeits-Weltrekord für konventionelle Elektrolokomotiven auf. Auf der Neubaustrecke Nürnberg–Ingolstadt brettert das Ding mit 357 km/h dahin und hat dann nur dreißig Minuten Verspätung. Ausnahmsweise geht mal nichts in Flammen auf.
2018 – Im brasilianischen Nationalmuseum in Rio de Janeiro bricht ein – Wer hätte das gedacht? – Feuer aus. Ein Fresko aus Pompeii, dass den Ausbruch des Vesuvs überlebt hatte, geht verloren. Die älteste Sammlung altägyptischer Exponate auf dem amerikanischen Doppelkontinent verbrennt. Historische Aufzeichnungen aus zwei Jahrhunderten brasilianischer Geschichte und Relikte aus der persönlichen Sammlung des Kaisers von Brasilien Pedro II. gehen in Flammen auf. Umfangreiche Sammlungen von Pflanzen- und Tierarten, u. a. von ausgestorbenen Spezies, werden vernichtet. Fast 90% aller Artefakte werden zerstört. Es ist nicht nur ein Verlust für Brasilien, sondern auch für die Wissenschaft und die Welt.
2020 – Es brennt hoffentlich nirgendwo.