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Zeit.

Über die Geschwindigkeit von Zeit und wie ich mich mal wieder selbst in eine Zeitdruck-Situation gebracht habe. Schlecht organisiert oder essenziell für meine Kunst?

Ihr Lieben, die letzte Woche verging und ich habe es nicht geschafft, euch einen Newsletter zu schicken - ich hoffe, ihr verzeiht mir und habt auch ohne unseren sonntäglichen Plausch eine wunderbare Zeit verbracht. Falls nicht, fühle dich an dieser Stelle fest umarmt <3 Schön, dass wir uns heute wiedersehen!

Die Zeit rast! Zumindest habe ich das in den letzten Wochen mehrmals dramatisch betont, aber jetzt wo ich einmal bewusst innehalte, denke ich darüber nach: Zeit kann doch gar nicht rasen. Wie unfair von mir, ihr die Konsequenz für meinen Umgang mit wertvollen Stunden in die Schuhe zu schieben, als würde sie mir etwas wegnehmen. Kommt es nicht immer darauf an, wie wir unsere Zeit verbringen? Wenn ich lange schlafe oder stundenlang am Handy hänge, dann fühlt es sich an, als hätte ich Zeit verloren. Verbringe ich genauso viele Stunden mit Kaffeetrinken und Lesen (keine schlauen Sachbücher, sondern den 25. Krimi von Charlotte Link), ist das schon wieder etwas anderes, obwohl mir das ebenso wenig produktiv erscheint. Aber es sind meine Genussmomente. Und die können niemals Zeitverschwendung sein. Diese Einstellung finde ich wunderbar romantisch, doch selbst ich merke ab und an, dass ich damit eventuell in Schwierigkeiten geraten könnte, wenn etwas wirklich Wichtiges ansteht.

Seit zwei Monaten oder gar länger steht der Einsendeschluss für den Young Storyteller Award fest: der 31. August. Das ist noch ein bisschen hin und 65 Buchseiten sind an sich auch kein unmögliches Vorhaben innerhalb von sechs Wochen. Aber in dem Tempo, das ich in den vergangenen Monaten an den Tag gelegt habe, wird es in der Tat mehr als knapp. Schließlich bin ich keine Vollzeit-Schriftstellerin, zumindest noch nicht, also gilt es, diesen Prozess irgendwo zwischen die bestehenden Gedanken zu platzieren. Denn wenn wir mal ehrlich sind: Jede:r von uns findet die Zeit zum Schreiben. Vielleicht nicht jeden Tag zwei Stunden, aber ein paar Minuten sind theoretisch immer drin. Vielmehr geht es um die Energie und geistige Kapazität, die uns zur Verfügung steht. Das Leben außerhalb des Schreibens bleibt ja nicht stehen. Oder? Ich gehe nicht davon aus, dass ich auf Pause drücken und alles außerhalb des Schreibens anhalten kann. Ich bin mir auch gar nicht sicher, ob ich das möchte, denn irgendwie brauche ich diese Lebhaftigkeit, um überhaupt Schreiben zu können. Absolute Stille ist das ohrenbetäubendste Geräusch, das ich mir nur vorstellen kann. Das Rauschen des Verkehrs, Vogelzwitschern und einparkende Autos auf dem Hotelparkplatz nebenan lassen bei mir innere Ruhe einkehren - und dann kann ich die Kreativität leise flüstern hören. Aber warum ist mein Buch für diesen Wettbewerb dann noch nicht fertig?

Vielleicht habe ich zu viel von mir erwartet. Neben einem beruflichen Umschwung, der viel Energie kostet und privaten Kleinigkeiten, die sich eben sammeln, ein Projekt auf völlig neue Art und Weise zu realisieren, das für mich so große Bedeutung hat, war wohl nicht meine beste Idee. Ein klein wenig ärgere ich mich über die scheinbar verlorene Zeit, die ich damit zubrachte, die im letzten Beitrag erwähnte „Bestsellerformel“ umzusetzen, obwohl dieses nüchtern strukturierte Vorgehen maximal gegen meine Natur ist. Vielleicht war aber auch genau diese Erfahrung notwendig, um zu verstehen, dass ich mir bei meinem eigenen Schreiben ruhig selbst vertrauen und den Mut haben darf, das auf meine Weise zu tun.

Wie gehe ich denn jetzt mit dieser Situation um? Nach der angekündigten Erholungspause von zu viel Ordnung und Struktur fühle ich mich der Sache trotz steigendem Zeitdruck schon viel näher. Und ihr vor allem auch gewachsen. Einen richtigen Plan habe ich noch nicht und es kann gut sein, dass ich bis zur letzten Minute an meinem Werk feilen werde. Aber genau das sind ja eigentlich die intensiven Phasen, die ich dabei genieße. Wäre alles schon Wochen vorher in trockenen Tüchern, würde ich mir diese Glücksgefühle selbst nehmen. Woher kommt nur dieses Vertrauen in meine vollkommene Planlosigkeit? Eventuell, weil es genauso bisher am besten funktioniert und vor allem am meisten Spaß macht. Und das ist der Punkt, an den wir uns immer wieder erinnern sollten: Das Schreiben ist keine lästige Pflicht, die erfüllt werden muss, sondern etwas, das wir gerne tun. Und es tut uns immer gut, wenn wir es tun, oder?

An dieser Stelle fällt mir das Buch „Das Café am Rande der Welt“ von John Strelecky wieder einmal ein. Es wird ja vielerseits belächelt, sogar ein Gegenstück namens „Der Kaffee am Arsch der Welt“, das sich über den „pseudo-philosophischen Unsinn“ amüsiert, ist auf dem Markt. Man kann natürlich von beidem halten, was man möchte und muss nicht alles allzu ernst nehmen. Ich kann John Strelecky und seinen Werken durchaus etwas abgewinnen und erinnere mich immer wieder an den Vergleich des Universums mit einem Navigationssystem: Dieses merkt sich oft gefahrene Strecken und schlägt sogar ähnliche Orte und Routen vor. Manchmal kommt auch die Frage „als Lieblingsort speichern?“. Denn wer einen Ort regelmäßig besucht, muss ja gerne dort sein, nicht wahr? Genauso reagiert laut John Strelecky das Universum auf unser Tun: Es gibt uns immer mehr von dem, was wir regelmäßig tun - weil es davon ausgeht, wir verbringen gerne unsere Zeit damit. Dieser kleine Hinweis hat bei mir sehr viel bewirkt und ich achte seitdem darauf, wem und was ich meine Zeit widme, um nicht in diese Falle zu tappen und immer mehr von dem zu bekommen, was ich eigentlich ohnehin nicht möchte. Für mich ist das kein pseudo-philosophischer Unsinn, sondern einfach nur logisch. In Bezug auf mein Schreiben passiert es immer wieder, dass sich mehr Gelegenheiten dafür ergeben, wenn ich es regelmäßig tue. Selbst wenn es nur zehn Minuten am Tag sind.

Womit auch immer du ihn verbringst, hab einen schönen Sonntag und genieße deine Zeit ;)

Bis nächste Woche!

Alles Liebe

deine Sarah

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