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Zweifel und Vertrauen.

Gedanken über den Zustand zwischen täglichem Zweifel und absolutem Vertrauen, irgendwo zwischen „Was mache ich hier überhaupt?“ und „Es kommt schon alles wie es soll“.

Ist es nicht erstaunlich, wie nah sich Zweifel und Vertrauen sind? Auf den ersten Blick stehen sich die beiden mit reichlich Abstand gegenüber, doch bei näherer Betrachtung sieht es so aus, als würden die beiden durchaus miteinander… nun ja… kooperieren? Aber von vorn.

Seit ein paar Monaten geht es bei mir beruflich recht unstet zu und ich schwanke immer wieder zwischen dem Wunsch nach vollständiger Freiberuflichkeit und dem Blick auf die Annehmlichkeiten, die eine Festanstellung mit sich bringt, auch wenn diese „nur“ in Teilzeit stattfindet. Je mehr Listen ich mit Pro und Contra fülle, desto unschlüssiger und gleichzeitig sicherer werde ich mir in dieser Sache. Was ich bei diesem ganzen Prozess des Zerdenkens jedoch zweifellos gelernt habe ist, dass wir uns alle noch viel zu oft dafür schämen, wenn etwas nicht so läuft wie geplant. Und das hält nicht wenige von uns davon ab, die Richtung zu wechseln, wenn wir merken, dass wir uns immer weiter von uns selbst und dem, was wir eigentlich wollen, entfernen. Wir gehen also bewusst den für uns falschen Weg weiter, weil es unmöglich scheint, für einen Moment stehenzubleiben und woanders abzubiegen oder gar einen Schritt zurückzugehen. Wie unangenehm, wenn das jemand sieht. Kennst du das Gefühl, wenn du merkst, du läufst auf der Straße in die falsche Richtung und dann überlegst du, wie du jetzt unauffällig wieder an den ganzen Menschen vorbeikommst, die alle gesehen haben, wie du gerade den falschen Weg genommen hast? Ich habe in so einer Situation manchmal so getan als würde mich jemand anrufen und laut gesagt: „Achso, ja kein Problem, ich komm dahin!“ Damit bin ich nicht alleine. Mittlerweile hat sich das gelegt und ich drehe egal wo und vor wem einfach um, ohne darüber nachzudenken. Aber ich habe Freund:innen und Bekannte, die mir ebenfalls von solchen Situationen berichten und ich frage mich: Warum ist uns das so unglaublich unangenehm?

Eigentlich sollte doch das Gegenteil der Fall sein! Immerhin merken wir, dass etwas nicht stimmt, gucken uns das Ganze nochmal an und justieren eben nach, damit es passt. Ist das nicht auch die einzig logische Art und Weise? Schließlich leben wir dieses Leben doch alle zum ersten Mal. All die anderen Dinge, die wir zum ersten Mal tun, sind ja auch selten beim ersten Mal perfekt und ich wünsche mir so sehr, dass wir uns dahingehend ein Beispiel an kleinen Kindern nehmen. Sie zweifeln nicht gleich am großen Ganzen, weil sie noch nicht laufen können - obwohl so viele Menschen um sie herum es scheinbar mühelos tun. Sie versuchen es immer und immer wieder, brauchen manchmal noch eine stützende Hand oder ein tröstendes Wort, wenn der Sturz unerwartet kam, aber sie bleiben neugierig und versuchen es jeden Tag aufs Neue. Da ist keine Angst vor der Lücke im Lebenslauf oder davor, versagt zu haben, wenn man unterwegs doch merkt, dass der geplante Weg nicht zu einem passt. Keine Zweifel, ob man nicht lieber dies hätte und das sollte. Keine Zweifel, sondern einfach pure Neugier aufs Leben. Und wenn wir diese Neugier in uns wiederentdecken, dann dürfen wir bitte mächtig stolz auf uns sein und mutig unseren eigenen Weg gehen, auch wenn das ab und mal bedeutet langsamer voranzukommen als man sich das vorgestellt hat und es durchaus unbehaglich sein kann, wenn man inmitten seiner Reise mal einen Moment stehenbleibt. Das alles ist immer noch angenehmer, als in Rekordtempo in ein Ziel zu rasen und dort dann festzustellen, dass man da überhaupt nicht hinwollte.

Obwohl ich ehrlich der Überzeugung bin, dass es immer besser ist, egal an welchem Punkt in unserem Leben, die Route noch einmal neu zu berechnen, wenn man mit seinem Weg nicht glücklich ist, schleichen sich auch bei mir oft Zweifel ein. Meistens, wenn ich anfange, nach rechts und links zu gucken, um zu sehen, was die anderen denn so machen. Dann kommen die Vergleichszweifel. Schaffe ich es jedoch, meinen Blick konsequent auf mich zu richten, dann spüre ich ein bedingungsloses Vertrauen. In mich, meine Entscheidungen, mein Leben - das Universum (das ist nicht jedesmenschen Sache, für mich aber sehr wichtig). Dennoch denke ich, dass der Zweifel an sich durchaus seine Daseinsberechtigung hat, bringt er uns doch dazu, so manche Situation zu prüfen, um festzustellen, ob wir uns noch auf unserem Pfad befinden. Schließt sich hier der Kreis?

Besonders gerne zweifle ich an meinen schriftstellerischen Fähigkeiten und meiner Kreativität, ganz gleich wie sehr ich bereits verinnerlicht habe, dass es da nichts zu zweifeln gibt. Unser Schreiben ist so individuell wie wir selbst, ein Teil ist Handwerk, das man erlernen kann und der Rest, der kommt aus unserem Inneren. Außerdem ist auch das eine Sache, in der man nur besser werden kann, wenn man sie tut. „Schreiben ist ein Tun-Wort“ oder so ähnlich heißt es doch in Schriftsteller:innen-Kreisen. Ich weiß, dass viele kreative Menschen an sich und ihrer Kunst zweifeln, weil ihr Wert nun mal nicht klar gemessen werden kann, auch wenn hohe Verkaufszahlen, Downloads und Likes sich natürlich großartig anfühlen. Sie sagen nicht wirklich etwas darüber aus, wie „gut“ unsere Arbeit ist. Was mir manchmal hilft, diese Zweifel etwas blasser aussehen zu lassen, ist der Gedanke:

Ich schreibe, um zu schreiben. Ich schreibe nicht, um irgendetwas zu verkaufen oder zu beweisen, sondern weil es mir Freude bereitet, weil es ein Teil meines Lebens ist, den ich nicht missen möchte.

Das funktioniert manchmal, oft aber auch nicht, denn wenn wir in irgendeiner Form etwas produzieren oder erschaffen, dann wünschen wir uns doch früher oder später Anerkennung und Wertschätzung dafür. Und wenn das nicht passiert, dann zweifle ich schnell an meinem Tun. Aber weißt du, das ist ok. Das ist alles völlig menschlich und in Ordnung. Ich möchte mir nur nicht den Mut zum Schreiben stehlen lassen von diesen Zweifeln und aus irgendeinem Grund mischt sich das Vertrauen an dieser Stelle immer wieder ein und sagt mir, dass alles seine Richtigkeit hat und das Schreiben und ich gemeinsam unseren Weg gehen. Und dieser Weg darf ruhig etwas holprig aussehen, wir dürfen Pausen machen, umkehren, neu abbiegen und Nebenstraßen ausprobieren. Das ist deine Reise und nur du alleine entscheidest, wohin, wie schnell und auf welchen Wegen du gehst.

Bis nächste Woche!

Alles Liebe

deine Sarah

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