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Und jetzt?

Wie es mit der Krise weiterging, welchen persönlichen Meilenstein ich dabei erreicht habe und wie sich die Sache jetzt anfühlt.

Mein:e Liebe:r, ich sag’s dir! Das war vielleicht eine Woche. Und jetzt sitze ich hier in der Abenddämmerung an meinem weißen Ausziehtisch am Fenster, sehr rückenunfreundlich in meinen rosa Samtsessel gerollt, mit einer riesigen Tasse Chai-Tee vor mir und schreibe meinen Beitrag, als wäre nichts gewesen. Wie verrückt ist das denn! Dabei dachte ich erst gestern noch darüber nach, ob du es mir wohl verzeihen würdest, wenn mein wöchentliches Update erst morgen Nachmittag in deinem Postfach landet. Ich bin mir sicher, den meisten wäre das herzlich egal (wer von euch liest den Newsletter denn tatsächlich morgens um 6???) oder ihr wärt zumindest gnädig mit mir. Doch mit mir selbst könnte ich das nicht vereinbaren und würde vermutlich sehr unruhig schlafen. Außerdem müsste ich dann auf das wunderbare Gefühl verzichten, das sich einstellt, wenn man etwas geschafft hat, von dem man dachte: Das wird heute aber nix mehr.

Kurz bevor ich begann in die Tasten zu hauen, stand ich noch einen Moment am geöffneten Fenster und ließ mir den kühlen Abendwind hier im 11. Stock um die Nase wehen, während die Stadt langsam wieder in ihr funkelndes Nachtgewand schlüpft. Dieser kleine Moment der Ruhe und des einfach nur Genießens war eine echte Wohltat und wirkt gerade wie ein kleiner Wellnessurlaub. Die letzten Tage waren irgendwie nervenaufreibend, stressig, brachten mich an meine Grenzen, was die körperlich verkraftbare Bildschirmzeit angeht und waren genau so, wie ich meine Lebenszeit verbringen möchte. Also fast. Aber von vorn.

Letzte Woche erzählte ich bereits davon, dass ich am Thalia Storyteller Award teilnehmen möchte. Dafür wollte ich meine erste rein fiktionale Geschichte einreichen und es stellte sich heraus, dass das ein größeres Thema für mich war, als ich dachte. Denn weil ich noch nie zuvor etwas veröffentlicht habe, das nicht eine reale Beobachtung oder ein persönliches Erlebnis beschreibt, war da eine ganz neue Angst am Start. Die wollte in diesem ganzen Szenario natürlich auch noch ihren Raum und zeigte sich in einer weiteren Krise, verabschiedete sich aber freundlich, nachdem ich ihr geduldig zugehört hatte, mit ihr an die frische Luft ging und sie dann noch meinen Freundinnen vorstellte. Natürlich bin ich sehr froh darüber, dass sie sich dann doch noch so versöhnlich zeigte, doch eigentlich hatte ich keine Zeit für ihren Besuch eingeplant, sodass sich ein sehr realer Zeitdruck aufbaute. Wie so oft habe ich die Ansprüche an meine Leistung in dieser Sache recht hoch gesetzt und wollte meinen Beitrag zum Wettbewerb möglichst umfangreich gestalten. Das hätte zu einer weiteren Krise führen können. Doch dann erhielt ich folgenden Rat:

Das war für mich ehrlicherweise schwer anzunehmen, wo ich doch so oft sage: „Zeitdruck ist die Mutter der Kreativität!“, was in meinem Fall auch sehr häufig zutrifft. Aber eben nicht immer. Also schraubte ich meine eigenen Erwartungen etwas herunter und schrieb 13 Kapitel statt 16. Und das schadete meinem Kurzroman keineswegs, im Gegenteil würde ich behaupten. So finalisierte ich an diesem Samstagnachmittag mein kleines Buch für den Wettbewerb und reichte es ein. Was für ein Gefühl! Selbst wenn man bei solchen Aktionen nicht gewinnt, ist es dieser Moment, der die Mühe absolut wert ist. Ich bin diesmal ganz schön stolz auf mich. Nicht nur darauf, es geschafft zu haben, nein, ich schaffe es immer irgendwie am Ende. Aber diesmal habe ich meine Freund:innen daran teilhaben lassen und Unterstützung angenommen. Das ist mein eigentlicher Sieg in diesem Fall. Ein Meilenstein würde ich behaupten, denn ich habe sogar eine befreundete Autorin um ein Lektorat meines Beitrags gebeten, was mir eigentlich wahnsinnig schwerfällt - bis jetzt.

Diese befreundete Autorin sagte dann etwas, worüber ich mir schon länger keine Gedanken mehr gemacht hatte. Sie sprach darüber, dass sie nach dieser intensiven Phase nun gar nicht wüsste, was sie mit ihrer Zeit anfangen soll und auch wenn es mir anders geht, weiß ich, dass das „Produktionsloch“ ganz schön tief sein kann. Kann man hierfür einen allgemeingültigen Rat geben? Kann man diesen Erfolg und die Ruhe danach nicht einfach genießen? Und muss man als Autor:in immer irgendwas schreiben oder ein Projekt am Start haben? Ich habe ständig ein Schreibvorhaben und Ideen in der Pipeline, die nach meiner Aufmerksamkeit dürsten. Die sind einfach da, ohne dass ich darüber nachdenken muss. Ob das unbewusst geschieht, weil ich Angst davor habe, in diese Ruhephase zu gelangen, die wiederum für innere Unruhe sorgt, oder die Kreativität einfach so aus mir heraussprudelt, weil ich ihr endlich den Platz in meinem Leben schenke, den sie verdient, weiß ich nicht. Aber für mich fühlt es sich genauso richtig und gut an - es fühlt sich an, als würde sich das Schreiben dafür bedanken, dass ich ihm Fenster und Türen öffne. Solange man wirklich das Gefühl hat, schreiben zu wollen, aber lediglich der erste Anstoß oder die Inspiration fehlt, lohnt es sich definitiv mit Schreibimpulsen an die Sache ranzugehen oder selbst zu lesen, würde ich behaupten. Falls das auf dich zutrifft, habe ich hier einen kleinen Tipp für dich:

Bei der lieben @keavongarnier habe ich vor zwei Jahren einen Onlinekurs für kreatives Schreiben besucht, der mir unglaublich dabei geholfen hat, meine ganz eigene Kreativität zu finden und sie mir vor allem auch zu erlauben. Ab Montag, also morgen, startet Kea eine komplett kostenfreie 5-Tage-Schreib-Challenge, an der ich selbst auch teilnehmen werde. Wenn du also eine sanfte Annäherung mit deinem Schreiben wagen möchtest, ist das vielleicht eine wunderbare Gelegenheit.

Mit dieser Herzensempfehlung verabschiede ich mich für heute und wünsche dir einen wohltuenden Sonntag!

Bis nächste Woche!

Alles Liebe

deine Sarah

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