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Erfolg.

Über die Frage, wie wir Erfolg definieren und wie unsere Reise zum kommerziell erfolgreichen Künstler:innendasein auszusehen hat.

Träumen wir nicht alle davon, vom großen Durchbruch als Künstler:in, der offenbar über Nacht geschieht? Das sind die Erfolgsgeschichten, die wir lieben und mit denen man auch unsere nicht aktiv kreativ schaffenden Mitmenschen oder gar Realist:innen überzeugt, irgendwie. Zumindest werden diese großen Stories als Erfolge akzeptiert, wenngleich sie stets zuverlässig mit der „Das ist aber auch eine Ausnahme, so erfolgreich werden die wenigsten Künstler:innen“-Phrase garniert werden. Ja, so ein Overnight Success ist eine Frage des außergewöhnlichen Talents, der richtigen Kontakte und natürlich ist auch ein Löffelchen Glück im Spiel. So oder so ähnlich sammeln sich die Aussagen von Menschen, die mit meiner Kreativität und Leidenschaft so gar nichts am Hut haben und das auch nicht wollen (oder sich nicht trauen), seit meiner Schulzeit im Kopf. Ich sprach bereits in meinem ersten Beitrag darüber, wie fest sich die mir gegenüber geäußerten Überzeugungen meiner Lehrer:innen in meinem Inneren manifestiert hatten und es nicht verwunderlich ist, wie viele Zweifel am eigenen künstlerischen Tun mich noch immer begleiten. Wie oft habe ich die Frage über mich ergehen lassen, was ich denn nach der Schule machen möchte, denn von diesen Spinnereien könne man ja nicht leben. Während sogar von uns verlangt wird, für unsere Fähigkeiten in Mathematik, Sport und Sprachen zu arbeiten, um damit später erfolgreich zu sein, wird das Streben nach künstlerischem Erfolg müde belächelt. Es gibt einen wunderbaren Song von Reinhard Mey, der die Verzweiflung seines Umfelds und die Sorge, was aus diesem Träumer nur werden soll, so treffend beschreibt, dass ich ihn an dieser Stelle gerne mit dir teilen möchte.

„ … wohin soll das noch führen? Wann lernst du endlich, dass du für das Leben lernst? Dein Eigensinn, dein Widerspruch verstell’n dir alle Türen. Wann hörst du auf zu träumen und nimmst das Leben ernst? Das wird noch böse enden, ein Hungerleider wirst du, so lenk´ doch endlich ein!“

Wie vertraut mir solche Worte sind und wie erleichtert, dass sie mich nicht fangen konnten. Wo kämen wir denn hin, ohne Träume, mit reiner Vernunft und purem Ernst? Die eigentliche Tragik dabei liegt doch darin, dass eben auf diese Weise Türen verschlossen bleiben, weil wir uns nicht trauen, sie uns überhaupt vorzustellen. Um wen sollte man sich nun mehr sorgen?

Vielleicht ist es das Unbekannte, was unsere Mitmenschen abseits der aktiv-kreativen Welt so auf unser Tun reagieren lässt, hinter dem ein oder anderen Zweifel an der Machbarkeit eines erfolgreichen Künstler:innendaseins steckt sicher auch eine eigene Sehnsucht, die jedoch von so viel Angst begleitet wird, dass man sich lieber auf der vermeintlichen Vernunftsschiene versteckt und gar nicht erst an die Türen denkt, die einem unterwegs begegnen könnten.

Die Sache mit dem kommerziellen Erfolg ist doch die: Wir sehen immer den Teil der Geschichte, den wir sehen wollen und mit dem wir uns vielleicht auch noch identifizieren können. Natürlich muss man hart arbeiten, um erfolgreich zu sein, denn im Leben bekommt man schließlich nichts geschenkt. Wie diese harte Arbeit in der Realität aussieht, wie sie sich anfühlt und vor allem, dass diese Reise nicht linear verläuft, Durststrecken beinhaltet und genau hier der Punkt liegt, an dem wir vor der Wahl stehen, weiterzumachen oder aufzugeben - all das ist irgendwie ein Tabuthema, wenn es wirklich vor uns steht. Wie schräg ist das denn wieder? Wir lieben die glanzvollen Geschichten, in denen heute weltberühmte Schauspieler:innen oder Musiker:innen erzählen, wie sie es von der Straße auf die großen Bühnen geschafft haben, aber die Details möge man uns doch ersparen, wenn es um unser eigenes Umfeld geht. Wie schnell übersehen wir, dass auch diese Menschen irgendwann angefangen und viele Jahre ohne den kleinsten Erfolg für ihren Traum gearbeitet haben, auch wenn es regelmäßig Absagen hagelte und niemand lesen, hören oder sehen wollte, was sie kreierten. Die eigentliche Geheimzutat für das, was als allgemein erfolgreich gilt, hat nichts mit Glück oder Kontakten zu tun. Sie heißt „Durchhaltevermögen“. Der Schlüssel liegt im Weitermachen. Ganz einfach, oder?

Als ich mein erstes Manuskript fertig geschrieben hatte und mich auf die Suche nach passenden Verlagen machte, nahmen mir die Hinweise auf den Webseiten der Verlage schnell jegliche Hoffnung, denn diese sagten entweder, dass man bitte überhaupt nichts einreichen oder damit rechnen sollte, keine Antwort zu erhalten. Ich verfasste dennoch meine Exposés, versendete Mails und schrieb weiter. Immer weiter. Heute, nach einem halben Jahr habe ich immer noch keine Rückmeldung erhalten und das macht mich natürlich traurig, denn ich hätte mir sehr gewünscht nach wenigen Tagen ein Angebot für einen Autorinnenvertrag zu erhalten, das zu gut wäre, um es abzulehnen. Ich stelle mir mein Buch im Bestsellerregal der Buchhandlungen vor und ich glaube fest daran, dass nach den Absagen bzw. dem Nichtssagen eine Zusage kommt. Es gilt einzig, diese Zeit der Ablehnung bzw. des Nicht-gesehen-Werdens auszuhalten, sich nicht entmutigen zu lassen und vor allem weiter zu träumen.

Nun haben wir so viel über Erfolg gesprochen, aber was bedeutet das eigentlich? Ich denke, dass wir unsere individuelle Bedeutung von Erfolg für uns ganz alleine feststellen müssen. In den oben stehenden Zeilen spreche ich überwiegend von kommerziellem Erfolg, den man an Zahlen, Verkäufen, Auftritten und anderen Faktoren messen kann. Meine Bedeutung von Erfolg ändert sich auch immer wieder, denn ich selbst verändere mich ja auch stetig. Im Moment bin ich sehr stolz darauf, regelmäßig meine Beiträge hier zu veröffentlichen. Jede:r neue und bestehende Leser:in bedeutet für mich, erfolgreich zu sein. Den Mut aufzubringen, erneut an einem Literaturwettbewerb teilzunehmen, mein Buch zu bewerben - all das sind meine persönlichen Erfolge, die ich feiere. Sie sind für andere nicht unbedingt sichtbar, aber das ist auch völlig egal, solange ich selbst sie sehen kann.

Zu diesem Thema habe ich auch eine Buchempfehlung im Gepäck, die den treffenden Titel „How to be an Overnight Success“ trägt und mir hauptsächlich Unterhaltung, aber auch den ein oder anderen Aha-Moment schenkte. Vielleicht kannst du daraus ja auch etwas mitnehmen.

Bis nächste Woche!

Alles Liebe

deine Sarah

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