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Meinungsbildung

  • Blog-Artikel vom 12.08.2022

Neulich war ich an einer Unterhaltung beteiligt, in der es um E-Autos ging, eine der vertretenen Meinungen war, dass E-Autos das einzig Wahre sind. Ich persönlich glaube das nicht so radikal, ich vermute das auch an E-Autos nicht alles toll ist und ich bin mir sogar sicher das selbst wenn die Nutzung relativ umweltfreundlich ist (vorausgesetzt der Strom kommt aus entsprechenden Quellen) die Herstellung da nicht mithalten kann, geschweige denn die spätere Entsorgung.

Obwohl ich vermute, dass die sofortige Abschaffung der bisherigen Autos und die flächendeckende Nutzung von E-Autos nicht die Lösung ist, verfüge ich doch über zu wenig Fach- und Hintergrundwissen – das ärgert mich in solchen Momenten. Ich kann einfach nicht fundiert argumentieren, plausibel antworten und fragwürdige Fakten sachlich entkräften oder souverän hinterfragen. Also halte ich den Mund und bin ein bisschen traurig, wenn der andere in seiner Faktenwelt gefangen ist die es in meinen Augen lohnt zu hinterfragen.

Ich denke oft das man Dinge nochmal hinterfragen sollte, ich bilde mir gern selbst eine Meinung aus dem Querschnitt verschiedenster Quellen und ich misstraue vielleicht auch ein bisschen zu oft den Schlagzeilen und verdrehe die Augen, wenn jemand von etwas absolut überzeugt ist.

Ich finde es sehr unangenehm mich zu unterhalten wenn mein Gegenüber nur schwarz und weiß kennt, wenn seine Meinung richtig und alles andere falsch ist. Ich mag es nicht, wenn meine Aussagen mit Gegenargumenten entkräftet werden die aber eigentlich auch mal auf den Prüfstand gehören.

Ich finde es schwer sich der anderen Meinung zu öffnen wenn mir so eine Radikalität entgegenschlägt, dabei bin ich der festen Überzeugung das es nicht nur einen Weg gibt.

Die Mischung machts,
der Durchschnitt der Möglichkeiten,
die Vielfalt der Erkenntnisse
und gerade nicht die Monokultur der Dinge.


Hinzukommt die Offenheit für neue Erkenntnisse, der Fortschritt der Wissenschaft und der Erfindergeist zukünftiger Generationen.

Kindererziehung ist dafür auch ein tolles Beispiel:

Über Jahrhunderte und durch alle Kulturen wurden Kinder auf unterschiedlichste Weise großgezogen, ich wage zu behaupten meistens nach besten Wissen und Gewissen, was auch immer das jeweils bedeuten mag – trotzdem machen wir es heute anders als unsere Eltern und die haben es auch anderes gemacht als ihre Eltern.

Mit dem Aufwachsen und Begleiten von Kindern habe ich mich nun schon intensiver beschäftigt, ich glaube ich bin weit weg davon eine Fachkraft zu sein, aber wenn jemand sagt das mein Kind seinen Teller aufessen soll habe ich genug Meinung und Fachwissen um dagegen anzugehen, außerdem habe ich eigene reflektierte Erfahrungen mit dem Essen und bin so gefestigt in meiner Mutterrolle das ich nach meinem besten Wissen und Gewissen das überfressen unterbinden kann bzw. zumindest die Aufforderung dazu. Aber auch hier wäre ich offen dafür mir neueste Erkenntnisse anzuhören und nachzulesen, wenn zum Beispiel jemand herausfindet das unser Wetter doch davon abhängt ob die Teller am Vortag leergegessen wurden – ach wäre das nicht toll, wenn wir damit das Klima in den Griff kriegen könnten? Bis dahin dürfen meine Kinder aber so viel sie mögen probieren und dann auch auf dem Teller liegenlassen.

Aber auch hier hat jeder seinen eigenen Weg und eine eigene Meinung, ich wünsche mir das wir trotzdem alle nebeneinander stehen können in all unseren Graustufen. Das wir uns respektieren und inspirieren und das wir bereit sind die Graustufe um ein paar Nuancen zu ändern.


Ich fände es toll wenn wir alle unsere gebildete Meinung nicht für so absolut halten würden, wenn obwohl wir uns Wissen angeeignet haben, vielleicht sogar tiefgehendes Fachwissen besitzen trotzdem offen dafür sind was es noch geben könnte, was neu und anders ist, eine Alternative oder auch einfach eine Erfahrung des anderen die genauso ihre Berechtigung hat.

Ich möchte das meine Kinder lernen das es unterschiedliche Meinungen gibt, vielfältige Möglichkeiten und eine Menge Wege nach Rom. Ich wünsche mir das sie andere nicht verurteilen für ihre Meinung, ebenso möchte ich das sie sich ihre eigene Meinung bilden. Ich hoffe das sie Dinge hinterfragen und nochmal überprüfen, erst recht, wenn ihr Gefühl es ihnen sagt. Das sie andere inspirieren und gleichzeitig andere Gedanken respektieren. Das sie wissen, dass es auch noch einen anderen Weg geben könnte als den vorgegebenen.

Ich wünsche mir das wir alle das tun, das wir anderen nicht mehr so penetrant unsere Meinung aufdrücken wollen, das wir wegkommen von diesem Denken in richtig und falsch sondern mehr hin zu einem bunten Strauß an Möglichkeiten.

Öfter mal ein "Ja stimmt, das klingt logisch, ich mache immer ... das geht ja auch irgendwie." oder wie wäre es mit "Das klingt toll, bisher hab ich ... gedacht." Statt nur halb zuzuhören und dann die Argumente des anderen entkräften zu wollen und sein eigenes Ding zu präsentieren.

Aber was ist mit diesen Dingen die echt mal so garnicht gehen? Meinungen die ich nicht hören möchte und die schon garnix für die Ohren meiner Kinder sind.

Im engeren Umfeld, vor allem bei Bezugspersonen würde ich ganz klar sagen das ich nicht möchte, dass meine Kinder bestimmte Dinge mithören. Das meiste kann ich später erklären oder im regelmäßig Austausch immer wieder aufgreifen, aber wenn jemand den mein Kind toll findet immer mal z.b. rechtes Gedankengut mit einbringt wäre das für mich nicht hinnehmbar.

Dennoch hat der andere seine Meinung aus bestimmten Gründen, diese gilt es zu hinterfragen und dann sachlich eine Veränderung anzustoßen oder Inspiration zu versprühen – trotzdem sollten wir uns davon frei machen, Erfolg damit haben zu wollen. Eine 50 Jahre alte Meinung sitzt vielleicht schon zu fest, ein Leben, das seit 60 Jahren auf diesem Weltbild fußt kann nicht so einfach verändert werden und vielleicht muss das auch garnicht sein.

Vielleicht können wir diese Menschen und Meinungen so sein lassen wie sie sind (sofern sie niemandem schaden), wir könnten sie als Beispiel nehmen für neue Generationen, denn alles hat ja vermutlich einen Grund und vielleicht ist der unverschämte alte Mann im Supermarkt nur so damit meine Kinder feststellen „So möchte ich nicht sein!“ Dann kann der Mann weiter sein Leben leben, wie er es seit Jahrzehnten tut und hat ohne es zu wollen und zu wissen sogar noch etwas Gutes getan. Und vielleicht begegnet ihm zu anderer Zeit jemand der eine Erkenntnis anstößt die dann zu einer Veränderung führt, die vielleicht nur möglich ist weil wir die Widerstandmauer nicht noch gefestigt haben.


Auch ich muss noch viel an mir arbeiten, ich denke oft ich hab die ultimative Idee für etwas, ich begreife manchmal nicht wir andere auf ihre Meinung kommen und warum sie daran festhalten, ich zweifle an mir selbst wenn ich etwas anderes denke oder wenn jemand meinen Weg kritisiert, ich möchte unbedingt das etwas klappt und vergesse dabei die Akteure, ich falle auch mal anderen ins Wort oder höre mir einfach nicht an was sie dazu sagen, ich möchte immer wieder auch keine andere Meinung hören um auf mein Gefühl hören zu können, um mich nicht beeinflussen zu lassen.

An manchen Tagen bin ich ein tolles Vorbild, total reflektiert und souverän, an anderen Tagen eher weniger, dann ärgere ich mich auch mal über mich selbst. Das Leben ist eine stetige Weiterentwicklung, wir werden niemals Perfekt sein.

Ich wünsche mir das meine Kinder nie in einen Zwiespalt geraten zwischen ihrem Wunsch und meiner Meinung. Das kenne ich nur zu gut und weiß wie sehr es mich manchmal bremst oder umleitet - auch heute noch.

Ich hoffe das ich ihnen vorleben kann wie diskutieren und streiten auf Augenhöhe geht, wie Toleranz für andere Meinungen möglich ist, wie sie in ihren Augen falsche Dinge trotzdem respektieren können und wie sie in Liebe und Frieden anders denken können als der Rest.

Und dafür kann ich schon heute die Meinung meiner Kinder ernst nehmen, sie aktiv danach fragen, es mir anhören und respektieren. Ich kann mit ihnen Fakten recherchieren, erzählen was ich gelernt oder erlebt habe und darauf vertrauen das es in Ordnung sein wird was sie daraus machen. Und ich kann es plausibel begründen wenn ich bestimme das wir es trotzdem anders machen.

Ich kann mich bemühen im Umgang mit anderen, freundlich und bestimmt meine Meinung vertreten und gleichzeitig die andere stehen lassen. Ich kann meinen Kindern erklären das ich eine andere Meinung habe, aber manchmal keine Lust zu diskutieren.


Ich kann ihnen erklären das es Menschen gibt die ihre Meinung für die einzig richtige halten und diese durchsetzen wollen. Das es mit manchen Menschen unangenehm ist über etwas zu reden und das man das nicht muss, dass man niemanden überzeugen und auch nicht deren Meinung annehmen muss.

Neulich hat meine Tochter unsere Wand im Wohnzimmer angemalt, auf die Frage warum sie das getan hat sagt sie das es schön aussieht (ihre Meinung) und auf die Frage wie Mama das findet sagte sie "blöd" (meine Meinung) ... so stehen beide Meinungen nebeneinander, wir haben beide Recht und würden wir den anderen von unserer Meinung überzeugen können würde das nichts am Zustand der Wand ändern - gleichzeitig weiß sie, dass ich möchte das die anderen Wände so bleiben wie sie sind.


Ich wünsche mir das ich es schaffe ihnen nicht meins aufzudrücken,

während sie sich von meinem Umgang mit der Welt inspirieren lassen können.

Ich wünsche mir das sie spüren wie sehr ich sie liebe, egal welche Meinung sie haben und egal wie weit die von meiner entfernt ist.

Wann hast du zuletzt versucht die Meinung von jemandem zu ändern? Wann hast du deine Meinung mal geändert? Wie war das so und was wäre gewesen wenn nicht? Hätte beides nebeneinander stehen können?


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