Transkript: PsyCare - Mentale Gesundheit auf Raves und Festivals
Stefanie [00:00:03]:
Festivals, Raves, Feiern. Das sind Gelegenheiten, wo Ekstase, Spaß, Feiern, Tanzen eigentlich im Vordergrund steht. Aber manchmal sorgt eben auch die Mischung von all diesen Eindrücken und auch psychoaktiven Substanzen dazu, dass einem die Situation überfordert oder dass es einem schlecht geht. Hier gibt es im besten Falle psychedelische Ambulanzen auf dem Rave oder auf den Festivals, wo man dann hingehen kann und man gut betreut wird. In dieser Folge reden wir Genau über diese psychedelischen Ambulanzen, aber auch im letzten Teil darüber, was ihr vielleicht untereinander machen könnt als Freunde und Partycrew, um euch gegenseitig zu unterstützen, wenn es jemandem nicht gut geht. Viel Spaß bei der Folge!
Intro [00:00:53]:
Psychoaktiv, euer Drogen- und Alkoholpodcast mit Stephanie Boetsch. Zieht's euch rein!
Stefanie [00:01:04]:
Diese Podcast-Folge wird euch präsentiert von Safe Party People Frankfurt. Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge Psychoaktiv. Ich bin Stefanie Boetsch, ich bin Suchttherapeutin und heute spreche ich mit Rüdiger Schmolke. Rüdiger arbeitet als Referent beim Notdienst Berlin und wir kennen uns über das Sonix-Netzwerk, der Bundesverband für Safer Night Live. Genau, und da haben wir uns eben auch kennengelernt, weil wir im Nachtleben gearbeitet haben und eben uns damit beschäftigt haben. Hi Rü, schön, dass du da bist. Ja, hi. Und ich kann auch gleich sagen, ich auch gearbeitet habe, weil ich jetzt neuerdings beim Notdienst Berlin e.V. Arbeite, aber die letzten Jahre, ja, wie du weißt, so nah Safe-Night-Live Berlin koordiniert habe. Genau. Und ich war in dem Rahmen bei Safe-Party-People, aber auch da fahre ich die Arbeit gerade runter oder bin auch nicht mehr aktiv auf Festivals unterwegs. Aber hey, an sich ist dieser ganze Podcast, die Podcast-Idee genau aus dieser Arbeit entstanden. Und unser Thema heute geht ganz extremst in die Richtung, denn wir sprechen über Psycare und psychedelische Ambulanzen. Ich habe tatsächlich auch mal Psycare mitorganisiert, das war Hai in den Mai Mai 2018, wenn ich mich nicht irre. Also auch schon wieder ein bisschen eine Weile her, aber ich habe auf jeden Fall eine Runde Festival hinter mir. Rui, ich glaube, du hast ein paar mehr Festivals gemacht, oder? Ja, kann man glaube ich so sagen. Vor allen Dingen war ja meine High Time sozusagen in den Ende der 90er. Also da habe ich ganz viele, auch so Psycare-Einsätze hauptmäßig auch mit organisiert. Und inzwischen arbeite ich nur noch und setze mich in ein gebettetes Nest sozusagen. Ja, ist natürlich auch keine schlechte Rolle. Für die Leute, die erst mal gar nicht wissen, was Psycare ist, ich wusste damals, bevor ich zu SafePartyPeople gekommen bin, auf jeden Fall auch nicht, was ist das?
Rü:
Psycare ist ja so eine Art Kunstbegriff, setzt sich halt zusammen aus Psychological Care. Und was wir, glaube ich, deutlich machen wollten mit dieser Idee, auch mit der psychedelischen Ambulanz, dass wir halt wirklich auf psychische Krisen abzielen. Weil ganz viele haben ja aber Erste Hilfe und sowas immer, erst mal körperliche Erste Hilfe im Blick. So und das ist natürlich für uns auch super wichtig, dass wir ausschließen können, dass es den Leuten nicht irgendwie körperlich super dreckig geht, so dass es da irgendwie vielleicht ein lebensgefährliches Risiko gibt, so aufgrund der organischen Schäden. Und Psycare kümmert sich eben um die Psyche und bietet so einen Rahmen so um auf Festivals, auf Partys auch, aber vor allen Dingen auf Festivals, wo halt ein besonderes Setting ist, tatsächlich Leute aufzufangen, sie betreuen und wieder fit für die Party zu machen.
Stefanie:
Ich habe Psycare, wenn ich das schnell erklären möchte, immer als professionelles Trip-Sitting bezeichnet. Doch wenn ich jetzt auch so deine Erklärung mache, dann denke ich mir, oh, da habe ich fast ein bisschen Fahrt weggelassen. Weil wie du schon sagst, es geht ja darum, Menschen psychisch aufzufangen. Und da geht es eben nicht nur um das Betreuen, wenn der Trip nicht gut läuft, sondern, wenn ich dich richtig verstanden habe, eigentlich alle Situationen.
Rü [00:03:59]:
Ja, genau. Und Tripsitting, ja, das wird immer oftmals so konkurrierend auch benutzt. Und wir hatten uns damals zu Eclipse Zeiten, also Eclipse haben wir gar nicht erwähnt. Eclipse e.V. Hat ja so im deutschsprachigen Raum diesen Begriff auch ein bisschen geprägt, sei Ambulanz oder psychedelische Ambulanz. Da bin ich halt auch einer der ältesten Mitglieder. Und bei Eclipse hatten wir eine lange Debatte auch darum und haben uns ganz bewusst dafür entschieden, das nicht Tripsitting zu nennen, weil Tripsitting ja auch so ein bisschen, das ist ja wie so eine Art Dienstleistung. Also im besten Falle hat man ja auch einen Tripsitter vor dem Trip sozusagen organisiert oder eine Person halt aus dem Kreis bestimmt. Und wir haben es anders verstanden. Für uns war das wirklich vor einigen Umgängen Notfälle. Und eben auch nicht nur begrenzt darauf, dass ich jetzt psychedelische Substanzen genommen habe, sondern eigentlich hat sich dann immer mehr ausgeweitet und immer mehr auch rausgezeigt, dass es natürlich ganz verschiedene Auslöser gibt von psychischen Krisen auf solchen Festhölz. Du sprichst von Krisen. Was können solche Krisen denn sein? Ja, also jetzt mal generell gesprochen, Krisen sind ja immer so Entscheidungspunkte. Also es sind immer kritische Punkte, sind ja nicht so per se schlecht, wie sie meistens so übersetzt werden, sondern es sind einfach Punkte, in denen unklar ist, in welche Richtung geht es jetzt eigentlich und was passiert. Und gerade an solchen Punkten kann es sehr wichtig sein, Unterstützung zu geben. Und ja, was sind das? Also es sind, würde ich jetzt mal sagen, generell Situationen, in denen halt ein höheres risiko da ist dass es wirklich zu einer weiteren psychischen belastung kommt die dann irgendwann auch nicht mehr geändert werden kann die dann vielleicht auch bedrohliche folgen haben kann also ja das spektrum ist natürlich riesig Es kann einfach nur eine totale Erschöpfung sein, die in einem ganz leeren Energiestatus dann endet, ja, und wo man einfach eine Person braucht, die einen aufhängt, so. Das klingt erstmal vielleicht undramatisch, kann aber auch auf so einem Festival, extreme Reizüberflutung, vielleicht totale Übermüdung, vielleicht hat man irgendwie Beziehungsstress oder man hat irgendwie eine scheiß Erlebnis gehabt, irgendwie, es kann eine geklaute Tasche sein oder irgendwas, was man nicht mehr findet oder einfach nur fertig. Also sowas harmloses, in Anführungsstrichen, kann es sein. Und es kann natürlich auch wirklich eine handfeste Prä-Traumatisierung zum Beispiel sein oder eben ein ganz psychotischer Zustand.
Stefanie [00:06:11]:
Das Spektrum ist groß. Das ist ein sehr großes Spektrum, was natürlich auch Menschen braucht, die so etwas auffangen können. Wer erwartet mich denn in einer psychedelischen Ambulanz?
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