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Transkript: HHC - Hexahydrocannabinol mit Fabian Pitter Steinmetz

Intro [00:00:11]:
Psychoaktiv, euer Drogen- und Alkohol-Podcast mit Stefanie Bötsch.
Zieht’s euch rein!

SB [00:00:23]:
Diese Podcast-Folge wird euch präsentiert von Save Party People Frankfurt. Willkommen zu einer neuen Folge Psychoaktiv. Schön, dass ihr wieder dabei seid. Heute besprechen wir ein Thema, was so oft von so vielen verschiedenen Seiten gewünscht wird. Dieses Thema zu bearbeiten, habe ich mal wieder euren Lieblingstoxikologen, Dr. Fabian Peter Steinmetz, mit eingeladen. Fabi, willkommen in den Hallen meines Podcasts. Schön, dass du wieder mit dabei bist.

FPS [00:00:55]:
Hi Steffi, vielen lieben Dank fĂĽr die Einladung.

Was ist HHC?

SB [00:00:57]:
Heute sprechen wir über Hexahydrocannabinol, kurz HHC. Und ja, da sind mir extremst viele Fragen entgegen gekommen, was ich denn zu dieser Substanz sage, ob ich nicht mal dazu eine Folge machen kann. Dann ist mir aufgefallen, dass ich selbst nicht so viel weiß über diese Substanz, deswegen habe ich dich eingeladen. Fabi, kannst du uns erstmal ganz grundlegend erklären, was ist denn HHC für eine Substanz?

FPS [00:01:21]:
Also es handelt sich bei Hexahydrocannabinol ein Cannabinoid. Das kommt natĂĽrlich eher so in Spuren vor, aber es ist trotzdem, wenn man sich das mal anschaut, das MolekĂĽl, es ist halt ganz eng verwandt mit THC oder mit CBN und vielleicht auch einfach mal so als EselsbrĂĽcke, damit man sich den Namen auch ein bisschen besser merken kann. Hexahydrocannabinol bezieht sich halt quasi auf diese sechs Wasserstoffe im Vergleich zum Cannabinol. Also hexahydrocannabinol, sechs mal Wasserstoff, Cannabinol. Und es gibt eine andere Substanz, die bezieht sich halt auch auf diese Wasserstoffe, die anders sind als beim Cannabinol. Und das ist das Tetrahydrocannabinol, das THC, quasi der wichtigste berauschende Stoff beim Cannabis. Und genau, Tetra ist halt griechisch und heiĂźt 4, Hexa ist griechisch und heiĂźt 6. Und das zeigt halt so auch ein bisschen diese Ă„hnlichkeit.

FPS [00:02:18]:
Das sind ganz eng verwandte Stoffe. Die haben halt nur an einem Konstrukt haben sie eine ein bisschen andere Anzahl von Wasserstoffen, weil sie dann halt andere gewisse Doppelbindungen haben. Und das hat auch, ich sag mal, einen gewissen Einfluss auf die Potenz. Also CBN, Cannabinol, ist zum Beispiel deutlich schwächer. Und HC ist halt irgendwo in der Mitte, näher am THC dran.

SB [00:02:42]:
Das heißt, es ist ein bisschen schwächer als THC, aber wirkt schon sehr ähnlich.

FPS [00:02:46]:
Es gibt da noch keine direkten Essay-Daten, das zu vergleichen. Aber von dem, was ich bis jetzt so gehört hab, ist es tendenziell etwas schwächer.

Varianten von HHC

SB [00:02:55]:
Wenn ich jetzt so… ich hab natürlich in der Vorbereitung mich ein bisschen durch die ganzen Shops gescrollt, wo man HHC kaufen kann. Und in diesen Shops wird immer wieder unterschieden zwischen SHHC, RHHC und HHCO. Was ist denn da der Unterschied? Von was reden wir hier eigentlich?

FPS [00:03:12]:
Genau, also dieses R und S, das drückt was aus über so stärrige Zentren. Stereoisomäre sind im Prinzip Moleküle, die haben den gleichen Aufbau, aber die sind beispielsweise spiegelverkehrt. Hier ist es so, dass ein stärriger Zentrum quasi einmal in die andere Richtung gedreht ist und einmal in die andere. Also einmal die eine, einmal die andere. Meistens handelt es sich so ganz grob, wenn man sich so Analyseergebnisse anschaut bei HC, ein Verhältnis von R zu S, ungefähr die 7 zu 3. Deswegen nehme ich auch an, dass RHC das Aktive ist. Bei vielen Stoffen ist es so, dass ein Stereoisomer oder ein Endantiomer das ist mit der hauptsächlichen Wirkung. Aber genau kann man das noch nicht hier sagen.

FPS [00:03:59]:
Aber meistens sind es in der Tat Mischungen. Ich habe einmal auch ein Analyseergebnis gesehen von HAC. Da war es halt auch ungefähr so dieses Verhältnis 7 zu 3. Wobei halt auch noch ein paar andere Isomere drin vorkamen, so als Verunreinigung. Und das ist natürlich auch wieder so ein Aspekt, wo man dann wieder, ich sag mal, ein bisschen kritischer sein muss, weil man weiß halt, auch wenn die Stoffe natürlich in geringerem Ausmaße drin vorkommen, man weiß halt nicht genau, was diese Stoffe halt machen. Aber dazu kommen wir wahrscheinlich später, noch wenn wir ein bisschen über die Risiken sprechen. Aber ganz kurz noch in dem Kontext zu erwähnen, HACO, damit ist meistens, also das ist an sich keine besonders gute chemische Bezeichnung, meistens steht es für HCO-Acetat und das ist wiederum ein anderer Stoff. Und der ist wahrscheinlich potenter und hat auch, ich sag mal, geht auch wieder mit ein paar extra Risiken ein.

FPS [00:04:48]:
Das ist einmal die natürlich etwas erhöhte Potenz, da kann man sich leicht damit überdosieren und so weiter, aber auch sind diese Typen von Acetaten, die haben halt so ein Risiko, dass die beim Erhitzen, gerade auch so in Verdampfern, reaktive Stoffe bilden, die im Verdacht stehen – also ich möchte mich da ganz vorsichtig ausdrücken – aber die trotzdem so einen leichten Verdacht haben, zu gewissen Lungenschäden zu führen, die quasi im Worst Case zu diesen EVALI-Fällen führen können. EVALI waren diese Fälle in den USA, wo Vitamin-E-Acetat, was ja auch so ein Acetat ist, zu diesen Lungenfibrosen wahrscheinlich über immunotoxische Phänomene geführt hat. Und da gab es halt auch Todesfälle darunter. Deswegen möchte ich nochmal ganz klar differenzieren: Wir reden jetzt hier hauptsächlich über HC. Bei HC-O-Acetat gibt es wahrscheinlich nochmal ein anderes Risikoprofil.

SB [00:05:40]:
Von dem wir aber leider noch nicht genügend wissen, weil es war tatsächlich auch eine der Community-Fragen, die ich vorher gesammelt habe, wo es nämlich genau darum geht. Also es gibt Befürchtungen, dass es schädlicher ist für die Lunge, aber die Studienlage hat das jetzt noch nicht so durchleuchtet, dass wir da klare Aussagen treffen können. Und wo ich gerade nachdenken musste: SHC und RHC erinnert mich auch an S-Ketamin und R-Ketamin. Da geht es ja auch darum, dass sozusagen Ketamin einmal umgedreht ist in dem Sinne und es da verschiedene Unterschiede gibt.

FPS [00:06:11]:
Exakt. Also es ist genau das Gleiche. Gibt es auch bei Amphetamin, bei allen möglichen Substanzen.

SB [00:06:16]:
Genau, hatten wir auch in der Ketamin-Folge, falls da jemand nochmal reinhören möchte. So, welche Konsumform gibt es denn von HHC? Wie wird es denn angeboten?

Konsumformen von HHC

FPS [00:06:30]:
Also das, was ich bis jetzt gesehen habe in Online-Shops oder auch Fotos in der Community: Zum einen Blütenmaterial, da handelt es sich höchstwahrscheinlich um Nutzhanfblüten, CBD-Weed quasi, was mit HHC besprüht worden ist. Dann ja so Polinat oder Haschischprodukte, da handelt es sich wahrscheinlich auch um dieses CBD-Polinat, wobei ich eigentlich den Begriff nicht mag, weil es sich eigentlich nicht um Pollen handelt. Das haben die Niederländer damals mit ihrem Pollen, glaube ich, ein bisschen missverständlich ausgedrückt. Also im Prinzip Dry-Sift-Hash, zusammengepresste Trichome von der Hanfpflanze, und die werden natürlich auch mit HHC angereichert. Dann gibt es natürlich auch relativ reines HHC mit Terpenen, so in eine relativ hochviskose Lösung, die gerade, wenn sie auf Temperatur gebracht wird, wieder ein bisschen flüssiger wird. Das Material wird natürlich als E-Liquid angeboten, ähnlich wie man es quasi auch von THC-haltigen Vape-Pens kennt. Und dann gibt es natürlich auch HHC-Edibles, also für die orale Aufnahme, also Space Cookies, Brownies und so weiter. Das sind so… also alle Produkte, die ich da gesehen habe. Natürlich theoretisch kann man noch kreativer werden.

FPS [00:07:42]:
Boofing, Schnupfen und so weiter geht bestimmt auch, aber das sind jetzt die vier Produkte, die natürlich auch bei Cannabis am häufigsten sind. Die sind alle schon auf dem HHC-Markt vertreten.

SB [00:07:52]:
Jetzt wurde ja von einer Schilderung sehr, sehr deutlich, dass es sich da nicht um eine natĂĽrliche Substanz in dem Sinne handelt, weil ich meine, die BlĂĽten werden besprĂĽht, das Hasch wird angereichert mit HHC. Es wird aber gerne, meiner Meinung nach oder so wie ich das wahrnehme, als super natĂĽrliche Substanz und Teil der Cannabispflanze beschrieben. Wie passt das zusammen?

FPS [00:08:15]:
Also die Beschreibungen, die man online liest, die sind höchst irreführend bis falsch. Und zwar leider durch die Bank weg. Mich ärgert das immer. Also ich hab volles Verständnis, dass man Grauzonenprodukte, gerade wenn das Risiko nicht exorbitant hoch ist, vertreibt. Ich fänd's natürlich besser, wenn das in einem anderen regulatorischen Rahmen stattfinden würde, aber ich bin da selber nicht höchst kritisch, was diese Unternehmen angeht. Aber diese Art und Weise, wie dort Informationen kommuniziert werden… also das finde ich einfach nur – da könnte ich mich bei jedem Einzelnen massiv drüber aufregen. Es wird sich technisch überhaupt nicht lohnen, das in irgendeiner Weise natürlich zu extrahieren. Es handelt sich in der Praxis wahrscheinlich fast immer darum, dass man ein CBD-Isolat aus Nutzhanf gewinnt, dieses CBD illegalerweise in Delta-8-THC formuliert und daraus weiter HHC synthetisiert.

FPS [00:09:12]:
Also das ist so die typische Synthese, die es quasi gibt. Und das ist natürlich auch relevant, wenn es halt darum geht, was für Verunreinigungen da drin sein können. Zum einen, was für andere Isomere bilden sich dort, die man vielleicht nicht gut rausfiltern kann, aber auch mit welchen Lösungsmitteln und Katalysatoren arbeitet man. Und diese Informationen, die werden den Kunden komplett vorenthalten. Und das finde ich halt problematisch bei einer individuellen Risikobewertung. Also das ist wirklich massive Verbrauchertäuschung, was ich dort sehe.

HHC: NatĂĽrlich oder synthetisch?

SB [00:09:40]:
Ich habe da auch mal ein Zitat aus einer Seite mitgebracht und ich würde gerne mit dir darüber reden, ob das so denn sein kann. Und zwar stand da: "Es wird aus CBD-Extrakten gewonnen und mehrfach destilliert, um ein reines und sauberes Produkt zu erhalten. Kein synthetisches HHC aus Zitronellal oder Olivetol, wie die billige Importqualität aus den USA." Kann das so stimmen?

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