Passer au contenu principal

Taschlerova & Taschler: Wiederentdeckte Freude am Eiskunstlauf

Die tschechischen Geschwister Natalie und Filip Taschler haben ihre Saison in Oberstdorf bei der Nebelhorn Trophy mit einem guten vierten Platz begonnen und kurz darauf das Denis Ten Memorial in Astana gewonnen. Das Duo blickt auf eine turbulente Saison 2023/24 zurück, in der sich Filip verletzte, zwei Monate pausierte und bei beiden die mentale Gesundheit litt. Im Interview in Oberstdorf sprachen die Tänzer sehr offen über bestehende und überwundene Probleme, und ihre Inspirationen für die Saison. In Astana stellten wir noch ein paar zusätzliche Fragen.

Wie zufrieden sind Sie mit ihrem Saisoneinstieg in Oberstdorf?

Natalie: Das Publikum war fantastisch, ich war überrascht, denn es ist schon eine Weile her, dass wir hier gelaufen sind. Das letzte Mal waren wir hier bei der Olympiaqualifikation. Es ist schön, dass sich das Publikum an uns erinnert. Wir sind mit einem großen Team aus Egna hier, daher haben wir den Wettbewerb in vollen Zügen genießen können. Vor allem nach der letzten Saison, die nicht so verlaufen ist, wie wir es uns gewünscht haben. Es gab zwar einige Fehler, vor allem in der Kür, aber wir müssen uns ja bei kommenden Wettbewerben noch steigern können. Daher sind wir zufrieden.

Filip: Wir hätten uns im RT andere Punkte gewünscht, wie immer, aber ich versuche da nicht mehr so viel drauf zu geben. In der Kür hatte ich einen Wackler, danach ging mir etwas die Puste aus. Beim RT gibt es außerdem noch Probleme mit dem Kostüm. Wir haben hier etwas getragen, was wir einen Tag vor Abreise zum Wettbewerb schnell zusammengestellt haben. Die Kostüme kamen nicht so von der Schneiderin zurück, wie sie gezeichnet waren, also mussten wir improvisieren. Wir haben eine Menge Geld für ein Kostüm ausgegeben, das nicht gut geworden ist. Jetzt müssen wir einen Weg finden, wie wir ein anderes machen können.

Wie lief Ihre Saisonvorbereitung?

F: Sehr, sehr gut. Es war unglaublich. Wir hatten ein riesiges Camp in der Tschechischen Republik mit vielen anderen Teams, insgesamt waren es 40 Paare.

N: Es war schön zu sehen, wie andere trainieren. Manchmal denkt man, dass man alleine kämpft. Im Sommer hat man oft diesen innerlichen Zusammenbruch, man sieht auf Fotos in den sozialen Netzwerken, wie alle im Urlaub sind, aber man selbst ist in der kalten Eishalle. Es war deshalb irgendwie erfrischend zu sehen, dass wir alle Menschen sind und alle dasselbe fühlen. Wir hatten alle zusammen tolle Ausflüge unternommen, zum Beispiel nach Prag.

F: Wir haben uns vor allem mit den finnischen Teams (Tuurkila/Versluis und Orihara/Pirinen) gut verstanden, haben abends gemeinsam gekocht und über unser Leben gesprochen.

N: Ab August waren wir dann wieder in Egna. Dort war es wie immer wahnsinnig heiß, aber wir konnten gut trainieren und fühlen uns bereit für die Saison.

F: Um ganz ehrlich zu sein, bin ich momentan einfach sehr froh, dass ich wieder angefangen habe, das Eislaufen zu lieben. Denn nach der letzten Saison hatte ich mit Angstzuständen und Depressionen zu kämpfen. Die Olympischen Sommerspiele haben mich irgendwie zurückgebracht. Vor allem Leichtathletik habe ich sehr interessiert verfolgt. Auch die Dokumentation über die Sprinter bei Netflix hat mich total gecatcht. Der ganze olympische Rummel in Paris hat mich in den Bann gezogen und mich fühlen lassen, dass ich auch wieder Teil dieser Welt sein will. Manchmal wünschte ich mir jedoch, ich wäre auch in einer Sportart unterwegs, die nicht von Preisrichtern subjektiv bewertet wird, sondern in der die Ergebnisse einfach messbar sind.

N: Ich habe mir vor allem die Turnwettkämpfe angesehen und war sehr inspiriert insbesondere von Simone Biles. Auch ich hatte einige gesundheitliche Probleme im letzten Jahr: psychische Probleme, Probleme mit dem Essen und einige Krankheiten aus der Vergangenheit, die jetzt ans Licht kamen. Auf dem Weg zu meiner Heilung hat mir Simone sehr geholfen. Simone hat gesagt: ´Ich wurde so geschaffen, also werde ich es auch nutzen.` Und das ist es, was ich tue. Ich nutze jetzt meinen großartigen Körper. Es ist ein langer Weg, aber ich akzeptiere mich endlich selbst. Ich akzeptiere, wie ich aussehe und wer ich bin.

F: Die letzte Saison war ein großer Kampf, aber wir haben eine Menge gelernt.

N: Das Leben hat seine Höhen und Tiefen, aber wir werden weitermachen. Ich habe zum Glück viele tolle Menschen in meinem Leben, die mich unterstützen. Das erste Mal in meinem Leben arbeite ich momentan nur mit Menschen zusammen, die ich selbst ausgewählt habe. Ich vertraue den Trainern, unserem neuen Fitnesstrainer und meinem großartigen Therapeuten. Ich kann sagen, dass ich jetzt viel mehr Freude in meinem Leben habe. Ich denke, es ist jetzt an der Zeit, der Welt das wahre Eislaufen zu zeigen, mich ein bisschen mehr zu öffnen. Jeder sieht nur die glänzenden Kleider und das Make-up, aber es steckt viel dahinter, was sich die Leute nicht vorstellen können.

Welche Ziele haben Sie sich für die Saison gesetzt?

F: Das Ziel ist tatsächlich, nicht mehr so sehr auf Resultate und Platzierungen zu achten. Natürlich wollen wir uns immer noch verbessern und das Beste aus uns herausholen. Solange wir das tun, sind wir zufrieden. Ich habe mich immer so sehr darauf konzentriert, was die Preisrichter denken, was der Verband denken wird, und das hat mir so viel Stress bereitet. Das wollen wir hinter uns lassen. Ich habe daran auch viel mit meinem Psychologen gearbeitet. Wir wollen die Wettbewerbe einfach genießen und den Menschen unsere Programme zeigen, in die wir so viel harte Arbeit stecken.

Sie haben vor der Nebelhorn Trophy mit dem jungen deutschen Paar Darya Grimm und Michail Savitskiy trainiert. Wie war es mit den beiden in Egna?

N: Sehr nett. Ich habe mich mit den beiden sehr gut verstanden und wir waren auch zusammen Kaffee trinken. Es ist außerdem immer gut, wenn das Team leistungsstarke Verstärkung bekommt. Als kleine Anekdote: Die Rhythmustanz-Kostüme, die Darya und Michail beim JGP in Ankara trugen, waren alte von uns, die wir ihnen geliehen haben. Wir würden uns sehr freuen, wenn sie bei uns in Egna bleiben und weiterhin mit uns trainieren.

Update vom Denis Ten Memorial

Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Erfolg beim Denis Ten Memorial. Wie zufrieden sind Sie mit Ihren Leistungen und Ihrem Ergebnis hier?

F: Ich denke, wir sind insgesamt glücklich damit, weil wir versuchen, mental anders an Wettkämpfe heranzugehen. Ich bin über den Rhythmustanz ein wenig traurig, weil ich einen dummen Fehler gemacht und Natalie im Choreostep nicht gegriffen habe. Deshalb haben wir eine Warnung bekommen und einige Punkte verloren. Wir wollen den RT hoffentlich noch verbessern. Was die Kür angeht, so habe ich sie wirklich genossen im Vergleich zu Oberstdorf. Beim ersten Wettbewerb stand ich ein wenig neben mir, aber hier habe ich es wirklich genießen können und wollte zeigen, was wir im Training leisten.

N: Ich stimme Filip zu, der erste Wettbewerb ist immer etwas Neues. Du willst zeigen, was du trainiert hast. Ich denke hier sind wir so gelaufen, wie wir wollten. Letzte Woche hatte ich ein paar Probleme mit einer Entzündung in meinem Fuß und wir haben sogar überlegt zurückzuziehen. Aber ich habe mein Bestes gegeben, es war in meiner Macht, es zu schaffen und es hat geklappt. Ich habe jetzt keine Schmerzen mehr, das ist toll. Insgesamt bin ich mit den Ergebnissen zufrieden, aber es gibt natürlich sehr viel zu verbessern. In der Kür (in Astana) hatte ich ein paar größere Probleme mit der Eisbahn, an einigen Stellen konnten wir nicht dahin, wo wir wollten, aber es ist ein sehr schönes Gefühl, auf dem Podest zu stehen.

Welche Erfahrungen nehmen Sie von Ihren ersten beiden Saisonwettbewerben mit?

N: Wir haben letzte Woche einige Veränderungen vorgenommen und diesen Wettbewerb als Test genutzt, um diese Veränderungen vor dem Grand Prix auszuprobieren. Es sieht so aus als habe es funktioniert und wir freuen uns darüber.

F: Wir wollen so viel Feedback wie möglich von den Preisrichtern und anderen Leuten erhalten, um es umzusetzen und unsere Programme zu verbessern.

Natalie, Ihre Frisur mit den Glasperlen ist sehr eindrucksvoll. Wie lange dauert es, sich so zu stylen?

N: Eigentlich nur 30 bis 40 Minuten, nicht mehr. Es geht recht schnell. Ich habe raus, wie ich das mache.

F: Du hast es viel zu Hause geübt.

N: Ich probiere das immer, bevor die Wettkämpfe losgehen, damit ich sicher sein kann, dass es funktioniert und nichts abfällt. Ich freue mich, dass es den Leuten gefällt, denn es war meine Idee und Matteo (Zanni, Trainer) meinte zuerst, er sei sich nicht sicher, ob das gut ist. Aber ich habe es ein paarmal auf dem Eis probiert und die Idee vorangetrieben und gesagt, dass ich diese Frisur mit den Eisperlen möchte. Und dann sagten sie, ja, es sieht gut aus und jedem hat es gefallen.

Ja, es sieht gut aus und es hebt sich ab.

N: Ich freue mich sehr, dass ich etwas gefunden habe, das mir Spaß macht. Die Photos finde ich toll, alles ist gut!

Interviews: Judith Dombrowski (Teil 1 Oberstdorf), Tatjana Flade (Teil 2 Astana)
Photos: Tatjana Flade

Sujet Interview/Portrait

0 commentaire

Vous voulez être le·la premier·ère à écrire un commentaire ?
Devenez membre de Pirouette Figure Skating Magazine et lancez la conversation.
Adhérer