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Minerva Hase/Nikita Volodin: „Wir wollen bei den Menschen Emotionen auslösen“

Minerva Hase und Nikita Volodin haben ihren Titel beim Grand Prix Finale in Grenoble verteidigt und damit die erste Saisonhälfte sehr erfolgreich abgeschlossen.

Herzlichen Glückwunsch, der erste Teil der Saison ist sehr gut verlaufen. Was nehmen Sie jetzt daraus mit?

Minerva: Ich glaube, wir nehmen aus der ersten Hälfte vor allem Selbstvertrauen mit. Wir konnten, glaube ich, sehr viel Erfahrung sammeln. Dima (Savin, Trainer) hat immer versucht, nach jedem Wettkampf auch unseren Trainingsplan ein bisschen anzupassen, um verschiedene Situationen zu proben, schon für nächstes Jahr. Ich glaube, da konnten wir viel lernen, was zu viel ist, was nicht zu viel ist, was wir an Durchläufen in der Wettkampfwoche machen. Da sind wir, glaube ich, ganz gut aufgestellt jetzt und um einfach mehr Spaß an der Sache zu haben. Die erste Hälfte ist rum, wir können jetzt ein bisschen sicherer mit unseren Elementen sein und können vielleicht die zweite Hälfte noch ein bisschen mehr genießen. Wir versuchen es auf jeden Fall.

Sie waren sehr konsistent in Ihrer Leistung.

Minerva: Das war das Ziel, mehr fehlerfreie Programme zu zeigen und ich glaube, das haben wir schon mal geschafft.

Nikita: In der ersten Hälfte der Saison machten wir ein paar Fehler, schon beim ersten Wettbewerb, ich würde sagen, nicht so bedeutungsvolle Fehler, auf die wir im Training nicht geachtet haben. Wir haben uns mehr auf die Sprünge, Würfe, den Twist , die Hebungen konzentriert, aber die Fehler kamen bei der Pirouette. In Nizza sind wir nur das KP gelaufen, da hatten wir einen Fehler beim Sprung. Beim Grand Prix in Frankreich war eigentlich alles in Ordnung, aber es hat ein wenig an der Qualität der Elemente gefehlt. Wir haben daran gearbeitet, in China war die Qualität der Elemente gut, aber der Block in der Schrittfolge machte sich bemerkbar (er ist gestürzt, TF).

Wir haben schrittweise Erfahrung gesammelt, wir haben gelernt, dass wir uns das ganze Programm hindurch konzentrieren müssen, Emotionen geben müssen. Wir suchen nach den Stellen, die wir verbessern können. Mir scheint, wir sind auf dem richtigen Weg. Die letzten Programme, die wir beim Grand Prix Finale gezeigt haben, waren nicht schlecht. Das KP war unsere Bestleistung. Die Kür war weit entfernt vom Ideal, aber wir haben es geschafft. Deswegen sind wir froh, dass die erste Hälfte der Saison erfolgreich verlaufen ist und jetzt haben wir mehr Selbstvertrauen für die Deutsche Meisterschaft und danach für die Europameisterschaft. Es gibt uns zusätzliche Motivation und Kraft, dass das, was wir tun, den Zuschauern und den Preisrichtern gefällt und das ist sehr wichtig für uns.

Wie Nikita gesagt hat, haben Sie Ihr Personal Best im Kurzprogramm erzielt, war das tatsächlich bisher beste Kurzprogramm im Wettbewerb?

Minerva: Ich glaube, der Salchow und Wurfrittberger waren bei der Nebelhorn-Trophy noch ein Stück besser. Die leichteren Elemente wie die Pirouette und Todesspirale waren hier (im Final) sehr gut. Ich glaube, wir können es noch ein bisschen besser machen.  Es waren viele Emotionen da im Vergleich zum Anfang der Saison, aber es hat sich trotzdem noch ein bisschen verkrampft angefühlt. Da können wir noch ein bisschen lockerer werden. Das kommt aber mit noch mehr Wiederholungen und noch mehr Training.

Es war jetzt hier im Finale das erste große Aufeinandertreffen (der Spitzenpaare), vor allem auch mit den Japanern, mit denen wir davor in der Saison noch nicht gelaufen sind und gegen die wir WM verloren haben, in Anführungszeichen. Von daher war die Anspannung ein bisschen höher, auch in der Kür nach dem KP.  Wir wussten nicht, wie die anderen gelaufen sind. Wir halten uns bewusst unsere Ohren zu, um immer den gleichen Ansatz zu haben. Von daher hatten wir keine Ahnung. Dann saßen wir halt erstmal da (in der K&C) und waren so, okay, mal schauen. Aber ich glaube, die Performance wird besser.  Ich habe mir die Programme beide angeschaut und auch wenn sie sich nicht perfekt angefühlt haben, sah es auf den Videos schon trotzdem wesentlich reifer aus. Es war mehr Schwung, mehr Emotionen und ich glaube, da können wir auf jeden Fall noch einen Schritt weitergehen.

Sie arbeiten nach wie vor mit Ihrem neuen Tanz-Trainer Sidnei Brandao. Wie gestaltet sich diese Zusammenarbeit, wie ist er zu Ihnen gekommen?

Minerva: Er ist über Mo König, die Beauftragte für den Tanzbereich bei der DEU, gekommen. Wir hatten sie gefragt, denn unsere Tanztrainerin Fabienne ist weggegangen und da war so ein Loch. Wir brauchten jemanden, mit dem wir wieder intensiver an den Programmen arbeiten können.  Eigentlich brauchen wir auch Balletttraining, also eine Kombi, aber zurzeit haben wir leider keine Zeit, dass er öfters kommt, damit wir noch Ballett machen. Er sagt, er könnte noch viel mehr mit uns machen. Ein Tag hat nur begrenzt Stunden und wir haben nur begrenzt Energie, aber wir wollen auf jeden Fall die Arbeit mit ihm in Zukunft ausweiten.  Ich glaube, dass er uns einfach nochmal einen neuen Blickwinkel bringt. Wir haben jetzt ein Jahr als Team zusammengearbeitet und ich glaube, dass man manchmal ein bisschen betriebsblind wird und es ist nicht verkehrt, ab und zu jemanden neuen reinzubringen, der eine neue Sicht auf die Dinge hat.  Er hat uns viele unserer Schwächen deutlich aufgezeigt, wo wir uns verbessern können. Das versuchen wir jetzt Samstag für Samstag, uns mit ihm zusammen zu verbessern.

Wie gefällt Ihnen die Zusammenarbeit mit dem neuen Tanztrainer?

Nikita: In erster Linie ist die Frage wohl nicht, ob es mir gefällt, sondern ob es ein Resultat gibt oder nicht. Klar, wenn es uns gefällt, gibt es ein Ergebnis. Aber uns gefällt auf jeden Fall die Zusammenarbeit mit ihm. Er hat sich ein echter Profi gezeigt. Obwohl er noch nie etwas mit Eiskunstlauf zu tun hatte, nie mit Eisläufer gearbeitet hat, hat konnte er sich sehr schnell anpassen und ein konkretes Arbeitsschema für uns als Paar entwickeln. Wir spüren, dass es uns nach dem Training mit ihm leichter fällt, die Programme zu laufen, wir können mehr Emotionen geben, er füllt irgendwelche Leerstellen in den Programmen auf. Natürlich haben wir bei weitem noch nicht das gezeigt, was er will, um ehrlich zu sein, aber es wird auf jeden Fall bei jedem Mal besser, weil wir jeden Samstag mit ihm arbeiten. Das sind harte fünf Stunden, aber das Ergebnis motiviert.

Man sieht wirklich auch, wie die Programme sich weiterentwickeln. Sie hatten wieder einige Hindernisse zu überwinden, wie die Krankheit in China und die kleine Verletzung im Einlaufen im Finale. Im letzten Jahr hatten Sie den gerissenen Schnürsenkel und Nikitas Krankheit im Finale. Wie machen Sie diese Erlebnisse stärker? 

Minerva: Ich glaube einfach dadurch, dass wir letztes Jahr schon hie und da Schwierigkeiten hatten, lernen wir oder versuchen wir so ruhig zu bleiben, wie es geht. Ich finde, Dima handelt das auch immer ganz gut. Er hat irgendwie direkt einen Plan: So und so machen wir es jetzt. Er gibt uns sehr viel Sicherheit.  Ich glaube, wenn man als Sportler so flexibel wie möglich ist, kann das einem nur helfen. Deswegen versuche ich in solchen Situationen immer so ruhig, wie es geht zu bleiben. Hektik macht da keinen Sinn. Nikita hat mir sehr viel geholfen, was das angeht - ruhiger zu werden und Dinge einfach geschehen zu lassen, die man nicht beeinflussen kann.  Ich glaube, dass uns letztes Jahr die Erfahrung bei der EM uns noch mal einen Schritt weitergebracht hat, einfach die Dinge manchmal so zu nehmen, wie sie kommen und nicht in Panik zu geraten. Ich habe zu Dima gesagt, ich habe mich in der Kür ein bisschen gefühlt, wie letztes Jahr bei der EM, von der Nervosität her. Ich war so sehr in mir gefangen. Ich konnte nicht loslassen und mich freuen, sondern ich war mehr die ganze Zeit fokussiert und ein bisschen negativ angespannt.  Aber ich glaube, dieses harte Training, was wir die letzten Wochen und Monate gehabt haben und wobei Dima uns wirklich bis an Limit gepusht hat, wobei ich nicht wusste, dass es diese Limits gibt, hilft uns jetzt, in solchen Situationen ruhiger zu bleiben und mehr auf den Körper zu vertrauen.

Mini sagte, Sie hätten ihr sehr dabei geholfen, ruhiger zu werden. Wie machen Sie das?

Nikita: Na ja, ich habe mich auch schon ein wenig aufgeregt, in China nach dem KP und mir scheint, da hat sie mich beruhigt. Sie sagte, alles ist gut, wir können durchatmen und laufen. Als ich mir die Kür der Einzelläufer im Finale angeschaut habe, dachte ich mir, dass es im Paarlauf ein wenig leichter ist, was den Druck von Seiten der Zuschauer angeht.  Wenn du alleine läufst und in dir gefangen bist, dann hilft dir keiner mehr. Aber hier laufen wir zu zweit, das spürt man. Und wenn du nur mal die Hand drückst, das hilft schon. Es ist etwas leichter, denn der Druck verteilt sich auf zwei. Schwerer ist natürlich, dass, wenn du einen Fehler machst, das ganze Team betroffen ist. Aber wieder aufzustehen ist zu zweit auch leichter.

Es sieht so aus, dass Sie mehr und mehr Fans bekommen, dass die Leute Sie unterstützen. Wie sehen Sie das? 

Minerva: Es ist noch sehr ungewohnt. Ich bin immer noch die ganze Zeit unsicher, dass sie uns meinen, dass die Kommentare und die Nachrichten wirklich an uns gerichtet sind. Ich freue mich sehr darüber, dass wir jetzt eine kleine Fanbase haben. Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind, wo wir hinwollen. Wir wollen bei den Menschen etwas an Emotionen auslösen. Das war immer schon mein Wunsch im Eiskunstlauf. Es zu schaffen, mit meiner Performance Leute zu berühren. Das Feedback, was wir jetzt bekommen, zeigt mir, dass wir es bei dem einen oder anderen schaffen, was für mich eine sehr große Ehre ist.  Das motiviert, weiterzumachen, damit wir mehr Leute berühren können. Ich kann es noch gar nicht so richtig fassen. Es ist einfach schön, das zu lesen und Feedback zu bekommen. Diese Worte geben einem so viel von dem zurück, was man an harter Arbeit reinsteckt. 

Nikita: Wenn wir aufs Eis gehen, versuchen wir in erster Linie, uns selbst etwas zu beweisen. Zweifellos war diese Unterstützung, die wir hier gespürt haben, etwas Neues für uns, auf der internationalen Bühne. Bei der Deutschen Meisterschaft gab es immer viel Unterstützung. Hier aber haben wir so viele deutsche Fahnen gesehen, so viele Fans. Mancher schreit was auf Russisch, der Paarlauf-Fanclub war da. Das hat uns natürlich geholfen. Gerade in der Kür hat das geholfen zu kämpfen, nach jedem Element gab es so viel Unterstützung. Du nimmst die Energie der Fans uns fliegst weiter durch das Programm. Das ist auf jeden Fall wichtig, das motiviert uns, uns weiterzuentwickeln, zu trainieren. Ich denke, es ist vor allem für meine Partnerin sehr wichtig.

Nikita, Sie machen stetige Fortschritte im Deutschen. Sie lernen jeden Tag, oder?

Nikita: Ich habe vier Tage in der Woche Unterricht und ich mache jeden Tag Hausaufgaben.

Minerva: Du arbeitest mit der Sprache jeden Tag.

Bei der Siegerehrung haben Sie glaube ich das erste Mal die Hymne mitgesungen.

Nikita: Ja, als wir gewonnen haben, habe ich die deutsche Nationalhymne gelernt.

Minerva: Er hat sich hingestellt mit dem Handy und er hat gesagt, Mini, wir lernen das jetzt und ich war so, okay, let's go.

Interview: Tatjana Flade; Photos: Tatjana Flade, Petra Lawall

Sujet Interview/Portrait

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