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Wenn die Muse über Nacht bleibt

Ich war die ganze Nacht, von gestern auf heute, wach und habe geschrieben. Und wenn ich die ganze Nacht sage, dann meine ich auch die ganze Nacht. Von den großen Stunden durch die kleinen Stunden bis zu diesem trüben Ereignis, dass der Herbst für einen Sonnenaufgang hält. (Wirklich … Da könnte sich der Herbst vom Frühling etwas abschauen, aber, na ja, anderes Thema.)

Wenn du nicht zu den Nachteulen gehörst, fragst du dich vielleicht: “Warum, in Gottes Namen, bleibt man eine ganze Nacht wach, um zu schreiben? Wie schafft man das überhaupt?”

Die Antwort ist im Grunde simpel: Inspiration.

Ich war einfach unheimlich inspiriert. Und - Entschuldige, das könnte jetzt vielleicht eine romantische Vorstellung, die du vom Autor*innenleben hast, zum Platzen bringen - das ist selten. Für gewöhnlich, wenn ich mich an den Schreibtisch setze, tue ich das nicht in einem Zustand der Inspiration. Meine Schreibsessions haben oft mehr mit Disziplin und Routine, als mit dem sagenumwobenen “Kuss der Muse” zu tun.

Im Klartext: Ich schreibe auch dann, wenn ich keine Lust dazu habe. Denn Schreiben ist meine Arbeit. Es ist eine besondere und schöne Arbeit, aber es ist und bleibt Arbeit. Und wie in jedem anderen Beruf auch, gibt es Tage, an denen ich keinen Bock darauf habe. Und wie in jedem anderen Beruf auch, setze ich mich dann trotzdem ran. Vielleicht kommen dabei nicht die besten Zeilen heraus. Vielleicht wird alles, was ich an einem uninspirierten Tag schreibe, in der Überarbeitung oder im Lektorat wieder komplett verändert oder sogar gestrichen. Aber nichtsdestotrotz habe ich an meinem Projekt gearbeitet und bin ein Stück weitergekommen. Es gibt eine Weisheit in der Buchwelt, eine, die immer wieder von den Profis an die Unerfahrenen weitergegeben wird: Einen schlechten Text, kann man immer verbessern. Aber etwas, das man nicht geschrieben hat, kann man auch nicht verbessern.

Die Devise heißt also: Hinsetzen und Schreiben! Wer es als Autor oder Autorin schaffen möchte, wer sich langfristig und mit regelmäßigen Veröffentlichungen im Business halten möchte, kann es sich leider einfach nicht leisten, auf die Inspiration zu warten.

Aber manchmal hat man Glück und sie kommt ganz unverhofft zu Besuch! Diese Inspiration, echte Inspiration, geht mit einem Energieschub, einem Drang zu Schreiben und einem Eifer einher, dass man alles andere um sich herum vergisst. Zum Beispiel wie spät es schon ist oder wann man morgen früh aufstehen muss oder welche Termine man am nächsten Tag hat.

Aber - und jetzt wird es doch ein bisschen romantisch und verklärt - das ist es wert! Ich denke, genauso wie man sich überwinden muss zu schreiben und zu arbeiten (selbst wenn einem gerade nicht danach ist), genauso muss man die Gelegenheit beim Schopf packen, wenn sie kommt. Ein “kreatives Hoch” ist wie schönes Wetter: Es bringt eine gehörige Portion Rückenwind mit sich … aber es zieht auch schnell wieder weiter. Man muss zügig handeln, sich ein wenig mitreißen lassen und einfach den Sonnenschein genießen, solange er anhält. Die Muse möchte begrüßt und bespaßt werden, wenn sie denn schon einmal vorbeischaut. Und auch wenn man danach müde und ausgelaugt ist - die Seiten, die man verfasst hat, kann einem keiner mehr wegnehmen. (Okay, keiner ist vielleicht zu optimistisch … Vergiss bitte nie deine Arbeit zu speichern!)

Was ich damit sagen will: Inspiration ist keine Voraussetzung, um zu schreiben. Aber sie ist ein wertvolles Hilfsmittel und ein besonderes, seltenes Geschenk. Nimm es an, wenn es dir gemacht wird!

Ich für meinen Teil bereue kein bisschen, dass ich mich heute auf meinen Kaffee verlassen muss. Dieser spezielle kleine Helfer hat mich schon durch viele uninspirierte Schreibsessions getragen - und deswegen vertraue ich auch heute darauf, dass er mich durch den Tag bringt.

Was ist dein Pick-me-up an einem anstrengenden Tag?

Und wann hat dich zuletzt die Muse geküsst?

Erzähle mir doch davon!

Deine Phillippa

PS: Wenn du jetzt in der Vorweihnachtszeit eine kleine kreative Auszeit brauchst, dann horche doch mal in mein neues Hörbuch rein! Zum ersten Mal wurde eine meiner Geschichten vertont und ich bin mehr als glücklich, dass man der Winter-Romanze von Luzia und Phil nun auch ganz entspannt lauschen kann. Du findest das Hörbuch zum Beispiel bei BookBeat (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre), Deezer, Storytel (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) und Spotify (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)!

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