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Liebe Pfefferhasis und Newsletter-Lesende,

der Berliner Volksentscheid für den "Klimaneustart" ist gescheitert. Es wurden nicht ausreichend Menschen zur Abstimmung mobilisiert. Das ist enttäuschend, war aber irgendwie auch erwartbar. Der regierenden SPD (und bald CDU) sind die demokratischen Entscheidungen der wahlberechtigten Bürger*innen ohnehin egal. Weder wird der erfolgreiche Volksentscheid zur Enteignung großer Wohnungskonzerne umgesetzt noch der ebenfalls erfolgreiche Volksentscheid gegen die Bebauung des Tempelhofer Felds ernstgenommen. Nun also auch kein Klimaneustsart. Stattdessen mehr Autobahn, mehr Parkplätze, mehr Autos - Danke, Boomer.

Im Wochenrückblick geht es heute um den juristischen Sieg der Journalistin Janka Kluge gegen Julian Reichelts Medienhaus, die neuesten Entwicklungen in Sachen Selbstbestimmungsgesetz und die Verurteilung eines Schwarzen Jugendlichen in den USA, der wegen Mordes angeklagt wurde, obwohl nicht er seinen 16 Jahre alten Freund erschossen hatte, sondern ein Polizist. 

Weil ich hier viel zuoft nur von schlechten Nachrichten berichte, habe ich heute eine Meldung für euch, die mich gefreut hat und mir ein klein bisschen Hoffnung in die Menschheit zurückgegeben hat. In Auckland (Neuseeland) demonstrierten gestern mehrere tausend(!) Menschen gegen einen Auftritt der transfeindlichen Hetzerin Kellie-Jay Keen-Minshull, auch bekannt als „Posie Parker“. Die britische TERF wollte, wie schon zuvor in Australien, auch in Neuseeland ihre menschenverachtenden Thesen verbreiten, doch verließ das Land nach den „massiven Protesten“ (Spiegel) wieder. Neuseeland sei „fucked“ sagte Keen-Minshull und aus dem Mund dieser Faschistin ist das das womöglich größte Kompliment. Sie twitterte außerdem trans Aktivist*innen seien „Terroristen“. Ein Wort, das sie nicht verwendete als bei ihrem Auftritt in Melbourne dutzende Nazis zu ihrer Unterstützung aufmarschierten und auf den Stufen des Parlaments geschlossen den Hitlergruß zeigten. Nein, ihre Kameraden im Geiste bezeichnete die selbsternannte Frauenrechtlerin als „friends“. 

Ich wünsche mir diese Solidarität der cis Mehrheitsgesellschaft mit der trans Community auch in Deutschland. Es macht mich abwechselnd traurig und wütend, dass es der Dominanzkultur (auch unter sogenannten "Linken") so egal zu sein scheint, dass die Rechte von queeren und trans Personen massiv unter Beschuss stehen. Kein Tag vergeht, ohne eine Nachricht über brutale Angriffe, demütigende Herabwürdigungen, diskriminierende Gesetzesentwürfe oder geäußerte Vernichtungsdrohungen. Trans Rights are Human Rights - die Verteidung von Menschenrechten geht uns alle an. 

Gestern war übrigens Indiebookday (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre), der Tag des unabhängigen Verlegens und der unabhängigen Verlage. Ich hoffe, ihr gebt beim nächsten Buchkauf einem Indiebuch eine Chance. Drei Empfehlungen habe ich für euch dabei:

Die Graphic Novel "Hinterhof" (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) von Anna Rakhmanko (Text) und  Mikkel Sommer (Zeichnungen) aus dem Avant Verlag erzählt aus dem Alltag der Berliner Domina Dasa Hink. Es geht um ihr Leben abseits der gesellschaftlichen "Norm", ihre Träume und Wünsche, die Liebe und die Kunst. 

"Muss ich das gelesen haben" (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) von Teresa Reichl aus dem Haymon Verlag nimmt sich den Literaturkanon vor, der -Überraschung - überwiegend von weißen, christlichen, heterosexuellen cis Männern stammt. Wie ein neuer Kanon aussehen könnte, der alle repräsentiert (und interessiert!) erfahrt ihr in diesem Buch und auch, dass Goethe immer besoffen war und mit 71 eine 17-Jährige heiraten wollte. (Die hat aber abgelehnt, ätsch.)

In "Saturns Sommer" (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre), erschienen im Querverlag, erzählt Kevin Junk die Geschichte(n) von Pina, Tom und Alex, drei Freund*innen, die im trägen Stillstand schwüler Nachmittage auf der Suche nach Liebe, Geborgenheit und Zugehörigkeit sind. Wunderbar queer, ganz ohne Zugeständnisse an den cis-heteronormativen Mainstream. 

Mir bleibt heute nur noch, allen Streikenden viel Erfolg zu wünschen und allen anderen viel Solidarität mit den Arbeitskämpfen.

Ich danke euch wie immer fürs Lesen. Wer kann und will: via PayPal gibt es die Möglichkeit, ein Trinkgeld  (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)dazulassen. Oder du wirst heute Fördermitglied auf Steady (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) und hilfst mir dabei, meine Arbeit dauerhaft zu finanzieren.

Habt es gut, passt auf euch und aufeinander auf,
bis nächste Woche

Ulla

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