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Berlusconis "Rückzug (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)" zu bejubeln, ist natürlich Quatsch: Der Schaden, den die alleinige Diskussion um Berlusconi als möglichen Kandidaten angerichtet hat, ist enorm und hat die italienischen Parteien um ihren letzten Rest an Glaubwürdigkeit gebracht. Die in Italien oft beklagte Kluft zwischen dem Volk und den Parteieien, zwischen "il popolo" und "i palazzi", womit die Parallelwelt der römischen Palazzi gemeint ist, in denen auch noch die renitentesten Rebellen eingenordet werden, ist noch größer geworden. 

Folglich wird der Berlusconismus in Italien selbst dann noch weiterleben, wenn Berlusconi unter der Erde liegt. Diese Herrschaft einer politischen Klasse, die sich mit der Mafia verbrüdert hat, hat in Italien einen moralischen Verfall ohnegleichen zur Folge gehabt: Korruption wurde zum Kavaliersdelikt, die Umwelt bedenkenlos zerstört – und der Opportunismus Intelligenz genannt. 

Die Basis allen Übels ist nach wie vor der Pakt zwischen der italienischen Politik und der Mafia. Dieser Pakt ist ungebrochen. Und das nicht erst seit Berlusconi. 

In dem gebeutelten Italien wurde der frühe Tod von David Sassoli, dem Präsidenten des europäischen Parlaments, um so mehr beklagt, als es an glaubwürdigen Politikern mangelt. Weshalb man sich in Strasburg offenbar auf dem richtigen Weg wähnte, mit der der Wahl einer Frau. (Übrigens nicht die erste, sondern die dritte. Die erste war Simone Veil (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

Schade aber, dass mit Roberta Metsola (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)als Nachfolgerin ausgerechnet eine erklärte Abtreibungsgegnerin ausgewählt wurde - von der im Hinblick auf den Green Deal der EU auch nicht zu befürchten ist, es hier mit einer entfesselten Umweltschützerin zu tun zu haben. Ihr Ehemann Ukko Metsola ist Generaldirektor für Europa der CLIA (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre).  Die „Cruise Lines International Association“ ist eine Lobbyorganisation der Kreuzfahrtindustrie. Zufälle gibt’s. 

Die Times of Malta (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) ist sehr glücklich über diese Wahl - wir in Venedig etwas weniger, zumal wenn wir lesen, was Kelly Craighead, Präsidentin und Geschäftsführerin von CLIA, über Metsolas Ehemann sagte (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre): "Seine Erfahrung mit politischen Kreisen wird von Nutzen sein, da die Branche von ihm erwartet, dass er ihr bei den EU-Institutionen Gehör verschafft. Ukkos umfassende Kenntnisse der Kreuzfahrtbranche in Verbindung mit seiner großen Erfahrung in der öffentlichen Politik und den Angelegenheiten der Europäischen Union machen ihn zum idealen Kandidaten für diese Rolle in einem für unsere Branche so entscheidenden Moment".

Aber natürlich gibt es auch positive Nachrichten. Letzte Woche bekam ich wieder mal eine Nachricht vom Help Desk des italienischen Innenministeriums, was bei mir sofort einen Schweißausbruch auslöste, angesichts der Aussicht, mit meiner digitalen Identität beim Einloggen zu scheitern. Ich wartete einige Tage, bis ich den Eindruck hatte, genügend Kraft aufzubringen. Tatsächlich loggte ich mich ohne jeden Widerstand (!) ein und las ungläubig: "Wir geben hiermit bekannt, dass die italienische Staatsbürgerschaft verliehen wurde. Wir bitten Sie, diese Mitteilung auszudrucken und sich frühestens 15 Tage vor dem Datum Ihrer Vereidigung an das Standesamt Ihrer Wohngemeinde zu wenden. Bitte beachten Sie, dass der Eid innerhalb von 180 Tagen nach dem Datum dieser Bekanntmachung geleistet werden muss."

Ich habe es drei Mal gelesen: Nach sechs Jahren Kampf (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)wird mir und meinem Bindestrich tatsächlich die italienische Staatsbürgerschaft verliehen. Mit allen Hans-Jürgens, Müller-Piepenkötters und sonstigen Bindesstrichträgerinne (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)n freue ich mich über meine nun doppelte Staatsbürgerschaft. 

Eine Ironie des Schicksals will, dass mir in den sechs Jahren meines Kampfes die Partei abhanden gekommen ist, wegen der ich überhaupt auf die Idee kam, Italienerin werden zu wollen. Aber gut, man kann nicht alles haben.

Um so erleichterter bin ich, meinen Schwur  nicht unter dem Bild von Silvio Berlusconi leisten zu müssen, das hatte meinen Masochismus doch zu sehr strapaziert. 

In diesem Sinne grüßt herzlich, Ihre Petra Reski

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