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Leider keine Grüße aus dem All,

obwohl ich mich fast täglich ganz weit weg wünsche (das Kind hat jetzt alle Influenza-Buchstaben durchgekrankt, Politik, Gelenkschmerzen). Aber wenn das Geld sowie die Fähigkeit fehlt, auf die Menschheit und das Klima zu scheissen, kann ich auch mit der Verlobten von Jeff Bezos keinen ‘feministischen’ Junggesellinnenabschied im All feiern. Auf meinem Junggesellinnenabschied haben wir die Schwerelosigkeit übrigens nicht durch maximalen CO2-Ausstoss erreicht, sondern mit der U3 und evtl. viel Bier. Meinem Nocial Media Update #4 sind Menschen nicht egal. Ich fänd schön, wenn dir die Rezensionen gefallen, du lustig findest, was ich lustig finde und magst, dass hier bis zur Kolumne die Good-Vibes-Only-Fahne flattert. Danach rege ich mich kurz über Leute auf, die offene Briefe schreiben, aber mit konstruktivem Ende. Weil Aufgeben oder blanke Wut ja auch keine Lösung ist. Hab es gut!

Deine Rike

Gelesen: Low von Reinhard Kleist

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Weil ich viel zu jung ‘Wir Kinder vom Bahnhof Zoo’ sehen durfte, hatte ich sehr lange sehr große Angst vor David Bowie. Er wirkte für mich wie der personifizierte Abgrund. Wenn du so guckst wie der, willst du alles, während dir gleichzeitig alles egal ist. Genau mit diesem Blick gucken sich Christiane F. und David Bowie an. Und genau in dieser Phase (sogar mit genau dieser Filmszene) findet diese Graphic Novel statt. David Bowie ist nach Berlin gezogen, um seine Drogensucht in den Griff zu kriegen und sich zu sortieren. Andere suchen sich dafür eher Orte aus, an denen es schwierig ist an Drogen zu kommen und einfacher, den Kopf freizukriegen, aber gut. Bowie wohnt mit Iggy Pop zusammen und nimmt in den Hansa Studios Musik seine Berlin-Alben auf. Er kokst und feiert, aber hey, er fährt mit dem Fahrrad ins Studio und vielleicht hat ihm schon jemand das deutsche Konzept des Stoßlüftens nähergebracht. Doch als Visionär, der er ist, macht Berlin was mit ihm.

Jetzt gibt es ja verschiedene Möglichkeiten, die Zeit von Bowie in Berlin mitzuerleben.

  1. Wir lesen ein Sachbuch (“Bowie befindet sich an einem Wendepunkt. Seine künstlerische Freiheit kämpft mit den Dämonen seiner Identität.” Würg)

  2. Wir schauen eine Doku mit demselben Text, die kommt aber als Schlaumeierstimme aus dem Off und dazu stellen Schauspieler*innen die Szenen so authentisch nach wie einen Tankstellenüberfall in Aktenzeichen XY.

  3. Wir lesen diese Graphic Novel. Noch dabeier wäre nur Zeitreise. Wir lesen frei mit, wie Bowie Drogen nimmt, phantasiert, Fahrrad fährt, Musik aufnimmt, sich mit seiner Ex-Frau streitet, ein Star ist, nicht nur in den Abgrund guckt, sondern kopfüber hineinspringt und dabei allen seinen Kunstfiguren begegnet.

Ich wähle Nummer 3 und empfehle das allen anderen auch.

Low von Reinhard Kleist. Erschienen bei Carlsen. 25 € Danke für das Rezensionsexemplar ❤️💙🤍

Gelesen: Tokyo dieser Tage von Taiyo Matsumoto

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Und die Cover der nächsten zwei Bände sind NOCH SCHÖNER 🥳

Der Buchrücken ist, wie hier zu sehen ist, auf der rechten Seite. Das heißt, die nächste Lesefahrt geht rückwärts. Es geht um den Mangaredakteur Kazuo Shiozawa, der nach 30 Jahren in der Branche holterdipolter seinen Job kündigt. Das Magazin, das er einst erfunden hat, wird eingestellt und er findet es deshalb nur logisch, aufzuhören. Dass es gar nicht so leicht ist, mit etwas aufzuhören, das man liebt, merkt er und merken wir: Shiozawa streift durch Tokyo und trifft Zeichner*innen und Redakteur*innen, um eigentlich Abschied zu nehmen, aber hat dann auch eine neue Idee.

Ich fand besonders an diesem Werk, dass ich, obwohl ich Shiozawas Zerrissenheit und inneren Kämpfe mit der Kunst so hart fühlen konnte, obwohl ich so tief in der Geschichte war und mich schon sehr auf die nächsten zwei Bände freue, immer einen respektvollen, japanischen Abstand zu allem gehalten habe. Allein schon für diese Stimmung hat sich das Lesen gelohnt. Und dann gibt ‘Tokiyo dieser Tage’ auch noch einen Einblick in das Tokiyo dieser Tage und erzählt in wunderbaren Zeichnungen und top verknüpftem Plot. Ich verneige mich dankbar und mit höflichem Abstand.

Tokiyo dieser Tage von Taiyo Matsumoto. Übersetzt von Daniel Büchner. Gelettert von Uli Oesterle. Erschienen bei Reprodukt. 20 € Danke für das Rezensionsexemplar 🏠🏚️🏢🐦

Gelesen: Sorry, war noch kurz laufen von Nicole Blatt

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Bitte checkt alle den Ankerwechsel Verlag für das gesamte großartige Programm.❤️

Beim Laufen stehen für mich häufig die falschen Dinge im Mittelpunkt. Männer zum Beispiel, die sich mit nacktem Oberkörper in Planten un Blomen dehnen und berauschter von sich selbst als von den guten Laufhormonen sind. Oder Texte über Neuro-Mindset-Training für mehr Erfolg oder den Durchhalteduschaffstdaswenndunurwillst-Parolen von Laufapps.

Der Ankerwechsel Verlag hat sich dem Thema Laufen aus einer anderen Richtung genähert, und dafür möchte ich ihm verliebt in die Arme rennen. Es ist wie eine Sammlung aller Themen rund ums Laufen jenseits von Funktionsfasern und Power-Shakes. Es geht nicht um Leistung, sondern um Leidenschaft und Female Empowerment. Auf entspannte, informative und grafisch wunderschönste Weise gehts um (ab jetzt Klappentext): “Persönliche Erfahrungsberichte, simple Basics und Interviews mit Expert*innen (…)fernab von Leistungsdruck und Wettkampfgedanken”.

Das Buch schimmert aufregend silber, ist wunderbar unaufgeregt geschrieben und allerschönstens gestaltet und illustriert. Und es hat bei mir im Kopf den Grund geradegerückt, warum ich laufe: Ich laufe wegen mir und für mich. Selbstermächtigung galore!

Sorry, war noch kurz laufen von Nicole Blatt. Illustration von Annina Brell, Grafik und Design von Violetta Sanitz. Erschienen im Ankerwechsel Verlag. 35 €

Bitte erfinden: CHOPSTAR 200000000000K

Ich benutze Chat GPT nur für Sachen, die ich blöd finde. In diesem Newsletter sind das der Sachbuchtext über David Bowie und Gemüse schneiden.

Kohlrabi, Gurke, Paprika: You name it, I schnibbel it. Was ich im Gegensatz zu dem Gemüse, das ich schneide, nicht so mag. Und ist es nicht irgendwie unfair, besonders fürs Klima, dass wir Fleisch so zubereitungsfertig kaufen können und Gemüse nicht? Ist es nicht bei Gemüse tatsächlich ein bisschen so wie bei dem Esel mit der vorgebundenen Möhre, nur dass das Hinterherlaufen das Schnibbeln ist und er sie nach einem langen Weg doch essen darf?

Ich hatte eine Idee, wie der Esel und wir alle schneller zu unserem verzehrfertigen Gemüse kommen können. Immer wenn Saison ist, gibt es doch Spargelschälautomaten. Genau sowas wünsche ich mir immer und für jedes Gemüse. Der CHOPSTAR 200000000000K macht genau das. Auf seinem Display gibst du ein, welches Gemüse du gleich reinlegst und in welcher Form du es geschält/geschnitten haben möchtest. Gemüse rein, Maschine schnippelt, fertiges Gemüse kommt so verzehrfertig aus dem Supermarkt wie Bratengulasch oder Lammlachs.

Der CHOPSTAR 200000000000K in jedem Supermarkt wäre mein großer Traum. Direkt danach kommt, dass niemand mehr “Anspargeln” sagt, wenn die Saison beginnt.

Produkt des Monats: Nagelölstift von Dr. Hauschka

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Ich war mal beruflich unzufrieden und wünschte mir, ich hätte ein Nagelstudio. Weil diese Zeit, in der ich unter Frauen wäre, mich mit ihnen persönlich unterhalte und danach ihre Nägel cool und schön aussehen, stelle ich mir herrlich vor. Ein spannungsfreier Raum, in der die Phantasie French sein, glitzern oder das Gesicht von Florence Griffith-Joyner modellieren kann. Ich hab mir sogar eine UV-Lampe mit allem Zipp und Zapp gekauft, doch leider nach wenigen Maniküren gemerkt: Phantasie macht aus meinen Nägeln eher Blätterteig. Und dachte dann, dass Nagelstudio vielleicht gar nicht so gut für vieler Menschen Nägel ist (und fand dann auch meinen Job wieder besser). Also das Endergebnis doch natürlicher, und das ist die Überleitung zu meinem Produkt des Monats – dem Neem Nagelölstift von Dr. Hauschka. Wie ein Filzstift, nur dass Öl rauskommt, das ich auf meine Nägel und die Nagelhaut male. Für mich als Part-Time-Honk besonders gut, denn so kann kein Öl auskippen, wie bei mir schon zweimal aus den Nagelölfläschchen aufs Bett und aufs Sofa. Dieses Öl kann ich überall auftragen, und meine Nägel kreischen jetzt zwar kein Design, aber sie strotzen vor Gesundheit und Phantasie.

Ratespiel: Was siehst du hier?

Schläft sehr viel. Ist eher Einzelgänger. Liebt Eukaplyptus.

Du siehst das doch auch, oder? Spätestens, wenn ich gleich verrate, wie welches Tier unser Badmülleimer aussieht, wirst du es nie wieder nicht sehen können.

Es ist der Koala. 🐨

Gemacht: Postkarten

Ich habe jetzt einen ko-fi-Shop (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre). In dem gibt es Sticker und Postkarten von mir. Du kannst mir also, wenn der Newsletter dir gefallen hat, einen ko-fi spendieren (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) oder etwas abkaufen.

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Das Angebot ist sehr überschaubar, aber trotzdem.

Kolumne

WER SCHREIBT, KÖNNTE HELFEN

Ich habe nur noch einen Social Media-Account und der zählt nicht. LinkedIn ist nämlich so schrecklich und langweilig, dass ich nach wenigen Minuten das Interesse verliere und stattdessen darüber nachdenken kann, was ich an Social Media eigentlich am allerwenigsten vermisse. Ganz oben auf meiner Liste stehen offene Briefe. Ich meine nicht die, die z.B. eine Gruppe Kulturschaffender gemeinsam an Regierung, Verlage whatever schreibt und danach wirklich etwas passiert. Ich meine diese Art Briefe, in denen Instagram-Personen an Männer schreiben, die sich meistens in Bus und Bahn rassistisch und/oder sexistisch verhalten haben. Die Instagram-Person ist aufgebracht und emotional, sie schreibt dem Täter einen Brief und teilt ihm mit, wie es ihr geht und erklärt ihm sein moralisches Fehlverhalten. Und wo wollen wir da anfangen?

Am besten beim Opfer, um das ging es nämlich bis hier noch kein einziges Mal. Statt um Gewalt, Rassismus oder Sexismus ging es nur darum, dass die Instagram-Person dieses Ereignis wirklich mitgenommen hat, und das ist nicht nur nicht lustig, weil der ÖPNV-Witz wirklich schlecht ist. Statt sich um das Opfer der Situation zu kümmern, stehen wir bis zum Hals in den tiefen Emotionen der Instagram-Person. Die für ihre Nacherzählung und moralische Einordnung der Situation bewundert wird und plötzlich irgendwie doch ehrbar und mutig dasteht. Dabei hat sie weder dem Opfer geholfen, noch wird der Täter jemals erfahren, dass die Instagram-Person sein Handeln falsch fand. Sie hat genau genommen einen Brief über ihre unterlassene Hilfeleistung geschrieben.

Und bevor ich hier als Supermorali dastehe - ich sage auch nicht immer was. Weil alles so schnell geht, weil mir nichts einfällt, weil ich Angst habe. Weil mir, wie vielen von uns, Konflikte schwer fallen. Aber bevor ich anderen umhänge, wie ICH mich fühle, weil ich einer Person, die angegangen wurde, nicht geholfen habe, indem ich dem Täter einen Brief schreibe, der ihn nie erreicht, schreibe ich lieber ehrlich über meine Unsicherheit bei Konflikten und google Zivilcourage. Da lande ich dann bei den Verhaltenstipps vom Bundesnetzwerk Zivilcourage:

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Und dann finde ich in der Linksammlung des Bundesnetzwerks Zivilcourage Videos, die ich gucke und dann immer weiter darüber nachdenke, was ich tun könnte und spiele die Situationen im Kopf durch und, zack, bin ich ein bisschen besser vorbereitet und für das Thema sensibilisiert. Und du gleich mit.

Fazit: STOPP RUFEN UND EINSCHREITEN STATT STILLHALTEN UND BRIEF SCHREIBEN.