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Verockerung

In den meisten Böden unserer Region ist Eisen – nicht in Reinform, sondern in Form von chemischen Verbindungen. Bevor die flächendeckende Entwässerung unserer Landschaft begann, also vor ca. 150 Jahren, verblieb dieses Eisen im Boden, da das hoch anstehende Oberflächenwasser ein Eindringen von Sauerstoff in den Boden weitgehend verhinderte.

Mit der Entwässerung wurde der Spiegel des Oberflächenwassers deutlich gesenkt und chemische Prozesse kamen in Gang, die dazu führen, dass das Eisen sich im Boden löst und in Flüsse und Bäche ausgespült wird. Parallel kann durch Nitrat, das über Düngung dem Boden zugeführt wird, dieser Prozess verstärkt werden.

In den Gewässern kann man es als Eisenhydroxid teilweise durch eine ocker-farbene Trübung des Wassers wahrnehmen – weswegen dies auch „Verockerung“ genannt wird. Manchmal wird es auch als ein schmieriger Film auf der Wasseroberfläche sichtbar oder es hat sich bereits eine Schicht am Gewässerboden abgelagert. .

Die Verockerung stellt für viele Wasserorganismen ein großes Problem dar: Die Eisenverbindungen sammeln sich in Kiemen oder anderen Atmungsorganen an und blockieren die Sauerstoffaufnahme des Tieres. In verockerten Gewässern nimmt die Artenanzahl und -vielfalt zwangsläufig drastisch ab. Umso kleiner ein Organismus ist, desto geringer ist die Ockerkonzentration, die dieser verträgt. Aus diesem Grund kann in einem verockerten Gewässer eine Art mit erwachsenen Tieren noch vorhanden sein, während aber der Nachwuchs durch die Verockerung abgetötet wird.

Leider sind sehr viele Fließgewässer in Nordwestdeutschland mehr oder weniger verockert, da unsere Landschaft praktisch ausnahmslos künstlich entwässert wird. Wie lange der Auswaschungsprozess von Eisen noch anhalten wird, ist unklar. Es wird davon ausgegangen, dass noch Eisen in den Böden für mindestens 100 Jahre weitere Verockerung vorhanden ist. Klar ist aber: während unserer Lebenszeit wird sich das Problem nicht von alleine erledigen.

Zwar ist dieser Sachverhalt den Fachleuten seit langem bekannt – in der Bevölkerung herrscht darüber praktisch völlige Unkenntnis. Entsprechend niedrig ist der Handlungsdruck bei den verantwortlichen Stellen. Geringste Widerstände bei den Verursachern können gegensteuernde Maßnahmen leicht verhindern. Allerdings sind die Handlungsmöglichkeiten aufgrund einer unklaren und kraftlosen Gesetzgebung ohnehin stark eingeschränkt.

In Dänemark gibt es dagegen seit den 1980ern Jahren ein Ockergesetz mit dem gefährdete Gewässersysteme geschützt werden sollen. Dies bedeutet, dass, wenn in festgelegten Flüssen oder Bächen eine Eisenkonzentration überschritten wird, weitreichende Einschränkungen für die Bewirtschaftung der Flächen im Wassereinzugsbereich erfolgen.

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