i bims, 1 debate bro
Foto: Alex Theiler (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)
Ich wurde vor einigen Wochen von Tilo Jung angerufen. Ich stehe ja bereits auf der Gästeliste der Palastrevolution (großen Dank an Küppi). Er hätte da eine Idee… Ob ich für die Legalisierung aller Drogen bei seinem Oxford-Debate-Format live auf der Bühne mitmachen wüllte. Meine Antwort: „äh… eigtl hab ich zu allem 'ne Meinung. Aber Drogenpolitik sowie Konsum seien nicht in meinem Repertoire.“ Und so ein Politik-Larp im Debattenformat ist auch nicht mein Ding. Da geht's ja nur um Marketing… Intuitiv bin ich natürlich gegen den repressiven Staat, aber ich hab keinerlei Detailwissen. Ich bat ihn um Bedenkzeit, aber 'ne halbe Stunde später gab ich doch einfach nur affirmatives Feedback… klar, eigtl.
Ich war vor 2 Wochen in Berlin. Da ich Intervall faste, hatte ich, auch um 20:30 Uhr auf der Bühne, den ganzen Tag noch keine Kalorien zu mir genommen. Um meine Aufregung zu minimieren, spielte ich mit dem Gedanken, einfach 2 Bier auf Gönnung zu kippen, aber Moment! Ich hatte mich doch mittlerweile mit Drogen beschäftigt. Ob dies der gewöhnliche Use-Case für Highperformer ist? Jedenfalls entschied ich mich aktiv dagegen und überließ mich der Erfahrung maximal nüchtern.
Ich werde mir die Aufnahme ansehen. Diese wird sicherlich in den nächsten Tagen erscheinen. Innerlich fühle ich schon den Cringe. Aber da muss ich wohl durch.
Die Erfahrungen in der Vorbereitungswoche waren sehr interessant. Ich konnte mit Dr. Martyna Linartas (Ungleichheitsforscherin - ungleichheit.info (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)) und Philine Edbauer (Initiatorin von MyBrainMyChoice und auch hier auf Steady) in ausreichend Wechselwirkung gehen und mir das Thema in kurzer Zeit draufschaffen. Beide waren sehr engagiert und konnten mir viel beibringen. Philine ist bei dem Thema die gottverdammte Expertin, sie beschäftigt sich seit einer Ewigkeit mit dem Thema. Das war sicherlich nicht nur eine Erleichterung, sondern auch das Fundament, das es benötigt, wenn man sich selbst erst festigen will. Ich war also der Joker dieser Veranstaltung. Niemand kennt mich dort. Und da beide Damen in meinem Team maximale Profis sind, konnte ich mein Ding machen. Ich wollte nur aufpassen, keine Redezeit zu stehlen und irgendwie ins Mansplainen zu kommen. Ehrlich gesagt war ich eh zu aufgeregt, ich konnte mich also darauf konzentrieren, gut auszusehen und darauf zu achten, ob die Gegenseite, wie für fast alle konservativen Positionen üblich, Korrelation und Kausalität vertauscht.
Allgemein war ich überrascht, wie unterrepräsentiert das Thema im Mainstream eigentlich ist. Voll cringe, dass 2024 nicht komplett bekannt ist, dass der Staat versagt und Verbote nichts bringen.
Der Vorteil dieser Veranstaltung liegt auf der Hand: Es wurden vor einem breiten Publikum radikal wirkende Thesen ausformuliert und gegeneinander gerieben.
In der Debatte selbst wurde schnell klar, was imo das Problem mit solchen Formaten ist. Um dort zu gewinnen, muss man die eigene Strategie an vielen Stellen zugunsten von Framing, Rhetorik und Aufmerksamkeitsökonomie adaptieren (Misalignment anyone?). Ich habe in meinem Buch dafür die Umschreibung "Tod der Inhalte" gewählt.
Aber… seht selbst. Der erste Teil der Veranstaltung ist bereits veröffentlicht, es kann also nur noch einige Tage dauern.
LG aus Ostdeutschland