Racha Kirakosian | Berauscht der Sinne beraubt. Eine Geschichte der Ekstase
Liebe Sonntagssalon-Besucher:innen, liebe Freundinnen und Freunde,
wir freuen uns sehr, dass wir am 22. Juni um 17 Uhr die Premiere von Racha Kirakosians Buch “Berauscht der Sinne beraubt. Eine Geschichte der Ekstase” (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)(Propyläen 2025) feiern.

Was die Love Parade mit der Antike verbindet? Der zutiefst menschliche Wunsch nach Ekstase.
Wir alle sind von klein auf danach süchtig: Wir sitzen auf der Schaukel, wollen so schnell so hoch wie nur möglich und dann, im Zenit, den Kopf nach hinten werfen und gefühlt aus dem eigenen Körper katapultiert werden.
Kontrollverlust, geistige Entrückung, größte Freude, Selbsttranszendenz – all das stellt nur eine kleine Auswahl der Zustände dar, die Menschen als bewusstseinserweiternd und oft als glückserzeugend erleben. Ein Begriff kommt dabei häufig zum Einsatz: Ekstase. Nicht zufällig ist nach ihm eine Partydroge aus der Technoszene benannt. Ekstase tritt zu allen Zeiten und in allen Kulturen auf: in Musik und Kunst, Halluzination und Vision, Tanz und Trance, Gemeinschaftsgefühl und Orgasmus. Dabei hat sie in der modernen Wissenschaft ein schlechtes Standing: Spätestens seit der Aufklärung gelten solch irrationale Momente als primitiv, ja gar als Merkmal angeblich rückständiger Zivilisationen. Ganz anders als in der Antike, wo Träume, Prophezeiungen, Visionen und Orakel als selbstverständlich galten.
Racha Kirakosian nähert sich der Ekstase aus verschiedenen Richtungen: der des Individuums, etwa anhand der Schmerzerfahrung, aber auch der des Kollektivs, etwa beim Thema Massenwahn. Gekonnt vereint sie Religionsgeschichte, Kulturgeschichte und Medizin, um eine spannende, facettenreiche Seite unseres Daseins zu beleuchten, zu der auch dunkle Aspekte wie Misogynie, Hexenjagd und politische Manipulation gehören.
Susanne Billig hat das Buch auf Deutschlandfunk Kultur (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) besprochen: “In ihrem vielschichtigen Buch gelingt es Racha Kirakosian, die ganze Ambivalenz der Ekstase spürbar zu machen: Entrückung kann Erkenntnis und Inspiration bringen, aber auch Manipulation, Fanatismus und Gewalt.”
Zur Autorin: Racha Kirakosian bekleidet eine Professur für Mediävistik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Zuvor war sie an der Harvard University und an der University of Oxford tätig. Ihre Forschung ist angesiedelt an der Schnittstelle von Frauengeschichte, Textkultur und Religion des Mittelalters.
Begleiten wird den Nachmittag die Sängerin Suzanna. Dreimal durfte ich sie bisher singen und spielen hören. Man sagt, sie sei eine schönsten Stimmen Berlins. (Ich auch.) Sie nimmt die Zuhörenden mit ihrer Musik mit in die Welt, singt Romalieder, Lieder aus Russland, Tango, Chanson und Pop. Ich freue mich darauf, sie ein viertes Mal zu hören - in dieser ganz besonderen Verbindung mit Racha und ihrem Buch. Wer sich vorfreuen möchte, schaut und hört hier (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) auf Suzannas Website.
Der Sonntagssalon findet in Zusammenarbeit mit der Baumstiftung für Kunst und Kultur statt.
Anmeldung und Adresse unter sonntagssalon@posteo.de.
Hier noch ein Hinweis zu einer Ausstellung:
Die Jerusalemer Lyrikerin Yvonne Livay hat 2022 im Sonntagssalon gelesen. Nun kommt sie zurück nach Berlin für eine Ausstellung. Sie zeigt unter dem Titel SOLAR ECLIPSE - SONNENFINSTERNIS ihre Graphit-, Kohle- und Ölkreide-Zeichnungen, Radierungen und Collagen. Die Vernissage findet am 7. Juni 2025 um 16 Uhr bei Primobuch, Herderstr. 24, 12163 Berlin (Ecke Gritznerstr.) statt. Bei der Finissage am 28. Juni um 17 Uhr wird Yvonne Livay bei einem Galeriegespräch über ihre Arbeit und Werk sprechen. Die Ausstellung kann zwischen dem 10. und 28. Juni während der Öffnungszeiten von Primobuch besucht werden, Montag bis Samstag von 11 bis 18 Uhr.