Von ehrlichen Katzen und zuckenden Eichhörnchen
Neulich stand ich am Fenster und sah ein Eichhörnchen rumspringen. Es stürzte sich etwas unachtsam in die Hecke auf der anderen Straßenseite. Ich dachte noch: „Der Bre hat hellere Haare als ich, dem brennt die Sonne sicher nicht so auf den Kopf wie mir, mashAllah.“ Mein Blick wanderte von der Hecke weg, ein Stück nach rechts. Ach sieh mal einer an, die eine Katze, die ich sonst nur nachts sehe! Sie lief wie immer zu dem Auto, unter dem sie gerne chillt. Auf einmal beginnt sie mit Jadgverhalten. Wackelt kräftig mit dem Popo und rennt in Richtung des armen Eichhörnchens. Wie schnell hier der schöne Augustnachmittag-Flair zu einer bedrohlichen Szenerie werden kann... Ich hab schnell geklatscht, die Katze erschreckt, das Eichhörnchen gewarnt und es kam mit einem Schrecken davon.
Warum erzähle ich euch das? Sind wir jetzt Hobby-zoolog*innen geworden?
Nein, mir ist etwas aufgefallen:
Die Katze ging kurz gekränkt von dannen, chillte aber nach zwei Minuten schon wieder fröhlich in der Sonne und genoss den lauen Augustwind. Das Eichhörnchen aber hatte sich in die Tanne gerettet und zuckte dort herzzerreißend, unkontrolliert für 15 Minuten. Da hab ich mich gefragt: Hier sieht doch jedes Lebewesen sofort, wer Täter*in und wer Opfer war. Warum schaffen wir das bei Menschen nicht?
Wie absurd wäre das, wenn jetzt die Katze da läge und so tun würde, als wäre ihr Bein gebrochen, weil das Eichhörnchen sich nicht hat attackieren lassen? Wie absurd wäre es, wenn die Katze jetzt ihre Menschen rufen würde, um ihnen das böse Eichhörnchen zu zeigen, was sich nicht hat angreifen lassen. Wie absurd wäre es, wenn ich jetzt Angst haben müsste, dass die Katze mich anzeigt, weil ich geklatscht habe, um ihr Opfer zu warnen?
Wieso sind wir Menschen so? Wieso gibt es Menschen unter uns, die schauspielern, gaslighten, deraillen und lügen, um ihre eigenen Taten so zu kaschieren, dass sie sie sich selbst schön reden können?
Und dann sag nochmal eine*r, dass meine Identität gegen die Natur wäre…