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Foto Story

Das Portraitfoto, das auf dem “Lieder können fliegen” Cover zu sehen ist, hat eine Geschichte. Es war 2014, ich saß inmitten von Skizzen zu einem Buch mit dem Titel “Ichi”, ein Vagabund, der ohne Halt durch die Welt taumelt, ein moderner Taugenichts, der nicht weiß, wer er ist und sich auf der Suche nach dem Ich immer weiter verstrickt. Ich kam mir selbst wie eine Taugenichtsin vor, da ich die Skizzen nicht zusammenfügen konnte, allein eine Reihenfolge zu finden, schien mir fast unmöglich zu sein. Inmitten meiner Verzweiflung erinnerte ich mich, dass ich einmal in Heimbach, bei dem traumhaften Musikfestival im Wasserkraftwerk von Lars Vogt (RIP!!) nach dem Konzert mit allen Stars beim Rundtischtennis gelandet war. Nachdem sich einige Musiker:innen beim Dinner mit nassen Tischservietten beworfen hatten, ging es zur Tischtennisplatte und ich endete in betrunkenem Zustand gleich drei Mal im Finale mit Christian Tetzlaff. Jedes Mal dachte ich, aber das kann doch nicht sein, das ist doch Christian Tetzlaff - und schon hatte er den Punkt und wieder hatte er gewonnen. Als ich inmitten meiner Notizen zu ertrinken drohte und das Gefühl hatte, gar nichts zu können, fiel mir diese lustige Gegebenheit ein. Ich fasste neuen Mut. Wenn ich in betrunkenem Zustand drei Mal mit links im Finale landen konnte - wie sollte ich eine Taugenichtsin sein, vollkommen unfähig zu schreiben und zu leben? Im Schneckentempo setzte ich mich an das Manuskript, fand eine Form, es wurde bei Deutschlandradio zum Hörspiel, nur leider nicht zum Buch, da der Verlag vorher verkauft wurde. Wenig später sah ich eine CD mit einem Foto auf dem Cover, das mir unendlich gut gefiel. Ich kontaktierte die Fotografin und, da sie in London lebte, jedoch oft in Deutschland war, fragte ich sie, ob ich sie nicht einmal in Hamburg besuchen könnte. Sie sagte, ich solle zu ihr nach London kommen und das tat ich dann wirklich, mit einem Bahnbonus- Null-Euro-Ticket. Ich war etwas zu früh da und setzte mich vor einen Hauseingang, es war das Haus, in dem Charlie Chaplin gewohnt hatte. Der Fotografin hatte ich eine schöne französische Teekanne aus Keramik gekauft und als sie ankam, freute sie sich sehr, da gerade eine Teekanne ihr immer gefehlt hatte. Natürlich war das nicht die einzige Bezahlung. Wir gingen durch London, am Ufer der Themse gab es ein paar gute Motive, aber auch im Studio selbst entstanden Bilder - u.a. dieses Foto, ganz schlicht, in meinem grauen Pullover, am Fenster. Am Ende des Tages lud mich Giorgia zu sich nach Hause in die Schubert Road ein, sie war die Freundin von Christian Tetzlaff und Christian hatte lecker für uns alle gekocht. Es war sehr freundlich bei den beiden, ich kam mir dennoch etwas seltsam vor und hatte nun das Gefühl, aus meinem Leben etwas machen zu müssen, das diesem Foto entsprach. Da der Verlag pleite ging und auch die Deutschlandradio Redakteurin in den Ruhestand ging, hat es viele Jahre gedauert, in denen ich sehr viele Lieder geschrieben habe und auch noch ein (halb-britisches) Kind großgezogen habe. Es wird einem nichts geschenkt - oder wird einem alles geschenkt? Mit der Geburt des Podcasts war mir von Anfang an klar, dass ich dieses Foto nehmen würde, selbst wenn es 10 Jahre alt ist. Giorgia Bertazzi hat es mir sofort kostenfrei genehmigt und es ist mein Glücksbringer für “Lieder können fliegen”. Jede Taugenichtsin hat einen Glücksbringer, nicht wahr, und jetzt kennt ihr ihn.

Alles Liebe, eure Sabine

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