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Noltes Notizen | 7. Juli 2023

Liebe KLup-Freund:innen,

da bin ich wieder! Drei Monate war ich aus gesundheitlichen Gründen nicht im Dienst, die letzten vier Wochen dann mit noch reduzierter Stundenzahl in der "Wiedereingliederung" - und seit fünf Tagen mit ganzer Kraft. Herzlich danke ich für die vielen guten Wünsche, die mich über die Redaktion auch von KLup-Freund:innen erreicht haben. Das tat gut, das hat mich berührt. Danke!

Weil Jan Dirk Wiewelhove in dieser Zeit viele meiner Aufgaben übernommen hat, haben sich unsere Newsletter etwas rar gemacht. Das tut uns leid, wir hoffen auf euer Verständnis dafür.

Wir sind gleichwohl mit ordentlich Energie dabei, unsere digitale Zukunft weiterzuentwickeln. Ihr erinnert euch, dass wir dazu vor einiger Zeit eine Umfrage unter euch User:innen gemacht haben. Die Ergebnisse im Detail darzustellen, würde diesen Rahmen sprengen. Aber was zu erfahren für uns - und vermutlich auch für euch - eminent wichtig war: Wer seid ihr eigentlich? Wer nutzt "Kirche-und-Leben.de (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)"?

Zusammengefasst hat sich ein äußerst beeindruckendes Bild entwickelt: Zwei Drittel unserer Nutzer:innen haben einen Universitätsabschluss oder sogar eine Promotion. Zwei Drittel definieren ihre Beziehung zu ihrer Pfarrgemeinde als eng oder "mittel". Fast zwei Drittel sagen: "Ich fühle mich der Kirche verbunden, auch wenn ich ihr in vielen Dingen kritisch gegenüberstehe." Unsere Nutzer:innen sind erheblich jünger als die Leser:innen der Print-Version von "Kirche+Leben": Unser Online-Publikum ist durchschnittlich 60 Jahre alt - die klassischen Abonnenten der Kirchenzeitung sind rund 20 Jahre älter.

Mich hat besonders eine Haltung sehr beeindruckt: Die überwältigende Mehrheit wünscht sich zwar eine kritische Berichterstattung und lobt uns dafür; sie tut dies aber in der festen Überzeugung, dass die Kirche weiterhin wichtig bleiben wird. Das sagen 71 Prozent! Für mich und für unser gesamtes Team ist das Ansporn und Motivation, ganz klar. Denn zugleich empfinden uns zwei Drittel als glaubwürdig und überwältigende 83 Prozent als informativ. Das ist ein gewaltiger Vertrauensvorschuss, der uns in die Pflicht nimmt.

Und wir machen konsequent weiter: Am vergangenen Dienstag haben wir mit dem gesamten Team bei einem sehr konzentrierten Projekttag intensiv darüber diskutiert und geplant, wie künftig unsere regionale Berichterstattung aussehen muss, wenn sie zugleich nachhaltig überregionale Relevanz haben und von Menschen aus allen möglichen Teilen des Bistums - und nicht zuletzt weit darüber hinaus - interessanten Lesestoff bieten soll. Derart interessanten Lesestoff, dass Nutzer:innen gern immer wieder auf unsere Seite kommen!

In allernächster Zeit werden wir uns diese Fragen auch im Newsroom stellen, in dem ja nicht nur die Geschichten gesteuert werden, die unsere Regionalreporter:innen täglich produzieren, sondern auch jene Themen, die auf Bistumsebene, in der Kirche in Deutschland, im Vatikan, in der Weltkirche wichtig sind. Wie stärken wir auch da mit eigenen Beiträgen einen unverwechselbaren Stil, einen großen Leseanreiz, eine bleibende Verbundenheit unserer Nutzer:innen mit unserem Angebot? Und nicht zuletzt: Welche neuen Formate entwickeln wir?

Die Zielperspektiven sind uns inzwischen sehr klar, und doch brauchen Details weitere Entwicklung, Kreativität, Hirnschmalz und Herzblut, da bitte ich um Verständnis. So viel aber sei verraten: Wir arbeiten sehr intensiv daran, künftig noch stärker exklusive Angebote für jene Nutzerinnen und Nutzer bereitzuhalten, die uns nicht zuletzt finanziell unterstützen wollen. Welche Rolle beispielsweise Newsletter wie dieser hier spielen werden, was neu dazukommt - genau das diskutieren wir zurzeit.

Intensiv war zweifellos auch die vergangene Woche hinsichtlich der Themen, über die wir berichtet haben. Vier möchte ich herausgreifen:

Der Neue in Rom

Víctor Manuel Fernández ist sein Name, er ist 60 Jahre alt, bislang Erzbischof im argentinischen La Plata - und in Kürze neuer Chef ("Präfekt") des Glaubensdiskasteriums. Damit ist er auch einer der Nachfolger von Joseph Ratzinger und Gerhard Ludwig Müller aus Deutschland, die dieses "Ministerium" nicht zuletzt stilistisch geprägt haben. Natürlich interessiert da, wie der neue starke Präfekt - die Nummer 3 im Vatikan nach Papst und Kardinalstaatssekretär - theologisch und kirchlich tickt.

Darum haben wir schon einige Beiträge zu diversen Themen gebracht - etwa darüber, was er über den Synodalen Weg in Deutschland denkt oder zur Segnung für homosexuelle Paare (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre). Heute haben wir eine Meldung nachgezogen darüber, die es gewissermaßen "theologiepolitisch" in sich hat: Wenn der neue sogenannte oberste Glaubenshüter sagt, lehramtlichen Verlautbarungen des Vatikans mangele es an der Theologie von Papst Franziskus, dann ist das eine ziemlich deutliche Kampfansage an jene recht trägen und damit tiefverwurzelten Kräfte im Vatikan, die einen reichlich unlebendiger Traditionsbegriff als Autoritätslegimitation verstehen. Diesen Aspekt eines längeren Interviews von Erzbischof Fernández haben bislang nur wir so herausgearbeitet (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre).

Der Neue aus Rom

Der eine kommt, der andere geht: Erzbischof Georg Gänswein ist in seiner Freiburger Heimat angekommen. Na, also. Auch das haben wir heute berichtet (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre), auch wenn wir es nicht für das Allerwichtigste halten. Warum wir es getan haben? Weil unsere Meldung von Ende Juni, Gänswein werde ins Freiburger Priesterseminar einziehen (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre), die mit Abstand meistgelesene Meldung des gesamten Juni war. Was wir alles an Zwischenschritten nicht gemeldet haben, obwohl Agenturen darüber berichtet haben, lasse ich hier wohlweislich mal außen vor.

Jetzt ist er also da, und nun leben im Erzbistum Freiburg drei Erzbischöfe - neben Gänswein der amtierende Erzbischof Stephan Burger und dessen emeritierter (und massiv wegen Vertuschungsvorwürfen kritisierte) Vorgänger Erzbischof Robert Zollitsch. Was Gänswein jetzt und künftig macht, welche Aufgabe er bekommt, all das ist weiter unklar. Am vergangenen Wochenende hat er jedenfalls im österreichischen Vorarlberg ein Mitglied der umstrittenen geistlichen Gemeinschaft "Das Werk" zum Priester geweiht, im Juni war er zur Wallfahrt der Eichsfelder bei den Prämonstratensern in Bochum-Stiepel. Vermutlich wird er weiter von sich reden machen - ob das über fromme Predigten hinausgeht und er sich auch weiterhin kritisch etwa gegenüber Papst Franziskus oder deutschen Reformideen äußert, wird man sehen. Fakt ist, dass er, nur weil er als Erzbischof auf deutschem Boden lebt, noch längst kein Mitglied der Deutschen Bischofskonferenz ist - und es auch so lange nicht sein wird, wie er keine von Rom nominierte Funktion in Deutschland hat. Ob das so bleibt? Wer weiß. Ich persönlich glaube nicht, dass er wirklich eine Chance auf einen der derzeit freien Bischofsstühle in Paderborn, Bamberg und Osnabrück hat.

Die Neuen für Rom

Gleich zwei Mitglieder der Weltsynode, die ab Herbst in Rom tagt, kommen aus Münster. So will es Papst Franziskus! Bischof Felix Genn und Professor Thomas Söding sind heute als Synodale berufen worden. Auch das konntet ihr heute wenige Minuten nach Bekanntgabe bei uns lesen. (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

Sofort haben wir uns auch darum bemüht, ein kurzes Feedback der beiden Herren zu bekommen. Während Bischof Genn im wohlverdienten Urlaub ist, konnten wir den in Münster lebenden und in Bochum als Neutestamentler lehrenden Thomas Söding im Zug erreichen und ihm einige Fragen stellen. Keine halbe Stunde später war das Interview mit ihm online bei uns zu lesen. (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

So muss das sein - aber natürlich gehört dazu nicht nur eine gut vernetzte, wach und schnell arbeitende Redaktion, die sich die Aufgaben bei einem aktuellen Geschehen effizient zuwirft, sondern auch Interviewpartner:innen, die sich auf derart spontane Anfrage einlassen und nicht minder professionell antworten.

Nichts Neues in Berlin

Mit Spannung haben wir am Donnerstag auf die Abstimmung im Bundestag zum assistierten Suizid geblickt. Warum? Weil sich einfach die Frage stellt, ob unsere Gesellschaft Leid, Sterben und Tod auch insofern weiter tabuisiert, als sie vermeintlich liberal zweifellos schweren Lebenserfahrungen wie Leid jeder Art mit einer vermeintlich leichten Lösung - nämlich dem Suizid - begegnet. Mich beschäftigt sehr, wie sich Denken, Werte, Ethik verändern - und nicht selten habe ich die Sorge, dass es dabei an Sorgfalt im Denken und Argumentieren fehlt. Womöglich auch, weil die christliche Grundhaltung, dass Leben niemals Wert und Würde verlieren kann, wie abgenutzt und ausgeglaubt wirken kann. Differenzierung hat es zunehmend schwer. Populismus hat ja leider nicht nur in der Politik leichtes Spiel.

Dass dann aber in Berlin keiner der beiden Gesetzentwürfe eine Mehrheit fand, hat uns überrascht. Aber nicht gelähmt! Auch hier waren wir das erste katholische Nachrichtenportal hierzulande, das über den Ausgang berichtet hat.

Reaktionen ließen zunächst etwas auf sich warten, aber sobald Äußerungen etwa von Bischof Bätzing für die Bischofskonferenz, Bischof Genn für das Bistum Münster, von Caritas und Diakonie in unseren Mail-Eingängen aufploppten, haben wir sie veröffentlicht (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre). Dabei stellte sich bei uns auch die Erkenntnis ein, dass die Nicht-Entscheidung womöglich gar nicht die schlechteste Entscheidung war. Mein Kollege Jens Joest hat ziemlich schnell auch einen Kommentar verfasst (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)- mit einer ähnlichen Stoßrichtung und als fundiertes, solides Angebot zur Meinungsbildung unserer Nutzer:innen. Ich meine, darin läse sich deutlich ab, dass wir nicht nur organisatorisch, sondern auch inhaltlich gut vorbereitet waren.

So viel für den Moment. Unsere Schreibstube unterm Dachjuchee des Horstebergs heizt sich ordentlich auf, ein kleines, letztes Vorwehen vor dem Hitzestau-Wochenende. Wie auch immer: auf jeden Fall ist Sommer - und das gilt es zu feiern.

Denn:

Das Jahr steht auf der Höhe,
die große Waage ruht.
Nun schenk uns deine Nähe und mach die Mitte gut,
Herr, zwischen Blühn und Reifen
und Ende und Beginn.
Lass uns dein Wort ergreifen
und wachsen auf dich hin.

Kaum ist der Tag am längsten,
wächst wiederum die Nacht.
Begegne unsren Ängsten
mit deiner Liebe Macht.
Das Dunkle und das Helle,
der Schmerz, das Glücklichsein
nimmt alles seine Stelle
in deiner Führung ein.

Das Jahr lehrt Abschied nehmen
schon jetzt zur halben Zeit.
Wir sollen uns nicht grämen,
nur wach sein und bereit,
die Tage loszulassen
und was vergänglich ist,
das Ziel ins Auge fassen,
das du, Herr, selber bist.

Mit diesen wunderbaren Zeilen von Detlev Block (1978) und der wunderbaren Melodie von Johann Steuerlein (1575) aus dem Gotteslob (Nr. 465) verabschiede ich mich für heute und wünsche ein erholsames Wochenende und einen gesegneten Sonntag!

Vielen Dank für alle Unterstützung, alles Interesse - empfehlt uns weiter!

Guet goahn!

Markus Nolte (Chefredakteur Online)

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