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Ich glaube, das Baby kommt…

Und es ist alles dran: 274 Seiten, 44 Geschichten und süße Illustrationen. Wie sich die Autorin fühlt? Erschöpft und sauglücklich.

Ich kann es selbst kaum glauben, aber ja: Es ist da! Mein Buch ist fertig und wunderschön. Vor ein paar Tagen, nach dem Zähneputzen, der ersten Tasse Kaffee im Garten unterm Kirschlorbeer, nach einem morgendlichen Fernost-Call mit meinen Mädchen und jeder Menge schlauer Muttersätze („Und vergesst nicht, SPF 50 aufzutragen!“), einer kleinen Atemübung und fünf Situps, vor ein paar Tagen also, am Samstag vormittag kurz nach 11, legte der Paketbote mein Baby vor der Tür ab. Das heißt, er kingelte schon noch, ich quittierte die Lieferung mit zitternden Händen und deponierte das Paket anschließend behutsam im Flur. Dort lag es zwei Stunden. Ich traute mich nicht, es zu öffnen. Lief daran vorbei, machte die Buntwäsche, lief daran vorbei, brachte den Müll raus, lief daran vorbei, setzte mich in mein Sesselchen. Stand auf, schleppte das Paket auf den großen Tisch, zog die Schere aus dem Küchenschubfach, atmete dreimal tief ein und aus und durchschnitt feierlich das Paketband. Ohne Zuschauer, ohne Trommelwirbel, nur ich, mein Buch und mein zitterndes schreibendes Herz. Es war ein magischer Moment. Und auch wenn ich immer noch täglich an mir zweifle, an meinem Können, meiner Schaffenskraft, meinem Erfolg, habe ich doch nun den Beweis schwarz auf weiß, das Kapitel Buch gewuppt zu haben. Ich hielt es zum ersten Mal ungläubig in den Händen und streichelte über das Cover. Es ist so orange wie Aperol, der Sonnenuntergang auf Capri und mein kleines, italienisches Auto. Ich glaube, ich schrieb das schon mal auf Instagram, nachdem meine Follower in einer Umfrage mehrheitlich für diese fröhliche Farbkomposition gevotet hatten. Was soll ich sagen? Ich lieb’s.

Noch handelt es sich bei meinem 274-Seiten-Wälzer um einen Probedruck, damit ich nochmal und nochmal und nochmal prüfen kann, ob alles passt, jedes Komma sitzt, sämtliche Maße korrekt sind. Aber es kommt der Tag, an dem ich keine Chance mehr habe, daran auch nur ein I-Tüpfelchen zu ändern, an dem ich es nach Monaten Arbeit einfach loslassen muss.

Deshalb beeilte ich mich, radelte los, um mit meinem Probebuch einen Espresso beim Franzosen zu trinken und für die letzten Korrekturen den schönsten Rotstift der Welt zu kaufen. Aber es gab nur ein langweiliges Modell aus Plastik für 50 Cent. Damit saß ich später wieder im Schreibatelier, las jedes Wort zum Hundertsten Mal, korrigierte Abstände und ließ mich nach drei Tagen und drei Nächten in die Lehne meines Chefsessels zurückfallen. Ich war erleichtert, ein bisschen stolz und sehr erschöpft. Vielleicht steckt mir das nun ein bisschen in den Knochen. Man vergleicht das Schreiben eines Buches ja gern mit einer Geburt. Und es stimmt, irgendwann geht es nur noch in eine Richtung: nach draußen, kein Zurück mehr, nur noch ein Entäußern.

Also lasse ich es nun los. Wenn alles gut geht und ich den richtigen Knopf im Internet finde, werde ich in der nächsten Woche, vielleicht schon morgen, vielleicht übermorgen, meinen Buchladen auf Amazon eröffnen, in dem es nur ein einziges Werk gibt: „44 Dates mit dem Glück“, Band 1 meiner gesammelten Notizen, in denen ich meinen Lesern das Leben erkläre, das ich selbst nicht so ganz verstehe. Es ist das einzige Fachgebiet, auf dem ich Expertin bin. Ich erzähle darin vom echten Leben, von meinen Dramen und Triumphen, vom Glück der unscheinbaren Momente und den ganz großen Gefühlen. Ich lamentiere übers Älterwerden, das mich manchmal so eiskalt erwischt und mir an anderen Tagen nur ein Schulterzucken entlockt. Von Tagen, an denen mir das Leben aus allen Poren lacht, und solchen, die schwer auf meiner mimosenhaften Seele liegen. Ich verrate, was mich glücklich macht, wie das mit der Liebe funktioniert und was ich im Leben so alles vergeigt habe. Weswegen ich nach jedem Kapitel eine kleine Sprechstunde hinzugefügt habe mit therapeutischen Impulsen berühmter Experten. Ich therapiere mich in meinem Buch sozusagen selbst, haha.

Dabei habe ich zurzeit etwas ganz anderes bitternötig: Vitamin D und kleine Turnübungen. Nach Monaten der kreativen Schöpfung muss ich etwas tun, mich bewegen, das Köpfchen in alle Himmelsrichtungen strecken, denn ich bestehe seit Wochen quasi nur aus einem Oberkörper und vier Stuhlbeinen. Mein Kopf, mein Kühlschrank, mein Konto, meine Batterien sind leer. Also ging ich auf die Matte, klickte mich durch sämtliche Fitness-Videos, die ich immer mal wieder in meinem mobilen Ordner archiviere, immer dann, wenn ich gerade gemütlich im Bett/auf dem Sofa/in der Hängematte liege und mich beim Durchscrollen durch die Accounts der anderen höflich ermahne: Ja, müsste man mal machen! Und nun war dieses „mal“ gekommen. Ich konnte es fühlen, kein Widerstand, kein Hätte-Würde-Könnte, stattdessen das dringende Bedürfnis, eine Frau ohne Geist zu sein. Nur mit einem Körper, den man stretchen, biegen, krümmen, verrenken kann, der sich butterweich und nicht steinhart anfühlt. Um mich herum verstreut lagen Notizhefte, Gedankenfetzen, DIN A4-Blätter mit einzelnen Kapiteln und Entwürfen meines Buchcovers. Dazwischen ich, dieses steife Insekt, das auf dem Rücken lag, seine Beine in der Luft kreiste, das Becken nach oben stemmte, den Rumpf nach rechts und links drehte. Es war herrlich! Nichts mehr denken, einfach nur so rumliegen und mich vergewissern, dass ich eine Frau aus Fleisch und Blut bin, nicht nur mit einem Geist, der sich permanent fragt, ob die Titelzeile groß genug, das Orange orange genug und die Zeilenabstände optimal sind.

Als keine Fragen mehr offen, alle Fehler behoben (also hoffentlich) und sämtliche Zweifel aus der Welt waren, fühlte ich mich so, als habe mich was verlassen, als sei die Luft raus, wie ein Ballon, aus dem man die Luft rausgelassen hat. Ich muss erst wieder ankommen im Leben, mein Gleichgewicht finden.

Doch statt eine Massage zu buchen oder einen kleinen Wellnesstripp an die Ostsee, ertappte ich mich dabei, wie ich mir das Köpfchen darüber zerbrach, ob Pistaziengrün und Lavendel eine hübsche Farbkomposition für meinen zweiten Band wären? Bekloppt, sag ich doch! Wenn das so weitergeht, schneide ich mir noch ein Ohr ab.

Bevor ich also wieder abtauche und mich an die Arbeit mache, hier nochmal schnell eine kleine Werbung für mich: Sollte alles wie geschmiert laufen, erscheint mein Buch „44 Dates mit dem Glück“ in den nächsten Tagen auf Amazon, zunächst als Taschenbuch mit meinen süßen Illustrationen in Schwarzweiß. Ich werde es mit pochendem Herzen hochladen, ich werde vor meinem Laptop sitzen wie die Katze vor dem Mauseloch, ich werde mich über jeden freuen, der mein Buch in sein Warenkörbchen legt und vielleicht sogar eine Rezension schreibt, es muss kein Roman sein, ein wohlwollender Zweizeiler wäre ganz wunderbar. Es hilft Autoren, auf Amazon gut positioniert zu werden, und mir bedeutet es die Welt. Später wird es in meinem eigenen B(a)uchladen mein Werk als Hardcover im Farbdruck geben, weil ich doch Lesungen halten möchte und dafür einige  Exemplare zum Signieren drucken lasse.

Für heute aber mache ich meinen Knicks und sage danke aus dem tiefsten Winkel meines Herzens. Dafür, dass ihr hier seid und mich schon so lange auf diesem Abenteuertripp begleitet. Für eure Geduld, all die süßen Nachrichten und eure Vorfreude, danke! Ich könnte nicht glücklicher sein.

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