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Writing’s for the wild souls (August-Logbuch)

Ich beginne diesen Beitrag am offenen Fenster. Über dem Nachbarhaus bilden sich die ersten Wolkentürme, doch ich bezweifle, dass es regnen wird. Meistens verliert sich das weiter westlich. Immerhin weht heute Wind, die Hitze ist aushaltbarer, was auch daran liegt, dass die Nächte kühler sind als noch vor ein paar Wochen. Es wird bald Herbst. Der Geburtstagsmonat steht an. Und während ich das tippe, schaffe ich es endlich, die Augustwunde bluten zu lassen.

Der Himmel kann warten

Vor ein paar Tagen fand mich der richtige Song zur richtigen Zeit. Es war eine Cover-Version von Forever Young, und sie zerrte mich in jenes Projekt, das ich doch so erfolgreich prokrastiniere. Es gibt ja genug andere. Ein Lektorat steht an, und die Ideen gehen mir entgegen meiner früheren Befürchtung auch nicht aus - im Gegenteil. Genug Ausreden, um nicht zu schreiben, was ich doch so unbedingt schreiben möchte, und ja, wahrscheinlich auch muss. Mich hat vor einer Weile jemand gefragt, warum ich diese Ehrlichkeit, diese Nähe, die in meiner Textsammlung steckt, nicht in dem Maße in meine Geschichten einbringe. Und ich war kurz irritiert, bis ich gemerkt habe: Es stimmt, ich halte ein Stück von mir zurück. Ich schlüpfe in Rollen, weil man das als Autorin so macht, aber die Sache ist die: Ich war nie eine besonders gute Schauspielerin.

Ich beginne gerade eine Video-Reihe auf Instagram, in der ich über meinen Schreibprozess spreche, über Erkenntnisse, die ich in letzter Zeit hatte, und letztendlich auch darüber, was das Schreiben für mich bedeutet. Nämlich nicht, dass ich mich einreihen muss zwischen den Autorinnen und Autoren, die meine IKEA-Regale füllen, so wie ich es einst vor Augen hatte. Schreiben bedeutet für mich: Ich reiße mir das Herz auf und blute aufs Papier, was ich dort gerade finde. Es ist ein Druckventil. Und das war in letzter Zeit verdammt fest zugedreht.

Wo war ich?

Gerade kann ich mich an den August nicht so richtig erinnern. Das mag daran liegen, dass ich nächtelang zu wenig geschlafen habe, oder vielleicht auch daran, dass es um meine Konzentration momentan nicht so gut steht. Manchmal setze ich dazu an, etwas zu sagen, werde unterbrochen, und …

Wo war ich gerade?

Ich weiß, was es bedeutet, jeden Morgen schwerer aus dem Bett zu kommen, eine kurze Zündschnur zu haben, mich manchmal nur noch einrollen zu wollen und zu hoffen, dass mir übermorgen alles leichter fallen wird. Und dass es nicht reicht, mich vom Schreiben retten zu lassen. (Denn Schreiben geht immer.) Ich weiß, dass es Zeit wird, ein paar Dinge zu ändern, und dass ich womöglich erstmal alles durcheinanderwerfen muss, ehe ich es neu sortieren kann. Und mit “es” meine ich mich. Ich weiß das. Aber kann ich wirklich loslassen, wenn ich nicht weiß, ob dann Fliegen oder Fallen folgt?

Und es gibt Tage, an denen ich noch immer nicht fassen kann, dass du weg bist. Ich würde alles hergeben. Ich würde weiter durch die Tage kriechen. Aber wenn es nichts ändert, wenn du sowieso nicht zurückkommst … kann ich dann nicht nehmen, was du mir dagelassen hast und, keine Ahnung, … leben?

Statistisch gesehen geht’s schon

Das Kind ist jetzt fünf. Und ich gewissermaßen auch. Vor fünf Jahren bin ich in diese Mutterrolle gestolpert, und klar, es war Absicht, aber wie hätte ich wissen können, dass das so ein Trip werden würde? Wie oft ich nicht nur das Kind, sondern irgendwie auch mich selbst umarmen und einen Pep-Talk halten müsste, und wie müde es mich macht, stark zu sein? Dass sich all meine Kostüme eine Nummer zu groß anfühlen - Mutter, Frau H., Partnerin, Freundin, was weiß ich noch alles. Dass mein Herz wahrscheinlich platzt, wenn das Kind noch einmal sagt: “Du bist die beste Mama, die ich kenne”, weil, echt? Ist diese Aussage überhaupt repräsentativ? Selbstzweifel, was sagt ihr dazu? Na gut, vielleicht bin ich statistisch gesehen die beste Mama für mein Kind. Vielleicht tut es uns Eltern, vor allem den Müttern, ganz gut, wenn wir uns daran gelegentlich erinnern.

P.S.: Ich empfehle dazu den Text “Du bist nicht unglücklich” aus meinem aktuellen Buch “Chaos und Licht” (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) (Werbung).

I am a writer.

Es ist paradox: Gerade stehe ich als (Roman-)Autorin in gewisser Weise wieder am Anfang, und trotzdem habe ich mich noch nie so sehr wie eine gefühlt. Ich weiß nicht, ob ich das hier schon einmal aufgeschrieben habe, aber nach JUNI war ich mir nicht sicher, ob ich das wirklich kann. Denn es war ja nur eine Geschichte. Und irgendwie auch ein bisschen meine Geschichte. Alles danach würde nie wieder so nah sein, würde mich nicht halb so lange begleitet haben, wäre nicht so von mir durchlebt worden wie dieses Manuskript. Und ich war auch immer davon überzeugt, nicht genug Ideen zu haben.

Aber wenn ich keine Ideen habe, woher kommt dann das Wissen, dass ich 2025 zwei Romane veröffentlichen werde? Wenn ich keine Ideen habe, warum kann ich dann nicht einschlafen, bevor ich diesen einen Gedanken noch aufs Papier bringen durfte? Wenn ich keine Ideen habe, warum überrollt es mich dann manchmal so, dass ich regelrecht rennen muss, um es an den Laptop zu schaffen? Wenn ich keine Ideen habe, warum überlege ich gerade, in welcher Reihenfolge ich all meine Geschichten schreibe?

Vielleicht wird es Zeit, mal wieder ein paar Glaubenssätze auszureißen. Die sind wie Löwenzahn, einmal abschneiden reicht nicht. Und ich könnte ja demnächst ein paar Blumen gebrauchen.

Der Applaus ist Lava

Und dann gibt es Helium-Tage. Tage, an denen ich mit meinen Ängsten Der-Boden-ist-Lava spiele. Tage, die mich mit Lachtränen zusammenhalten. Tage, an denen ich mich so sehr wie ich selbst fühle. Tage, an denen es keine Rolle spielt, wer mein Leuchten sieht, solange ich leuchte.

“Wer bist du, wenn niemand hinsieht?”, lautet der erste Satz meiner Kurzgeschichte “hell.dunkel”, die nun in überarbeiteter Form auch Teil meiner Textsammlung ist. Und ich finde, wir sollten uns dieser Frage wirklich stellen. Wir sollten auch jemand sein, wenn es keinen Applaus gibt. Und wir sollten nicht niemand sein, nur weil unsere Rohfassung jemandem zu kompliziert sein könnte.

Ich bin jetzt seit ein paar Jahren damit beschäftigt, meine Rohfassung freizuschaufeln. Und wie das so ist: Manchmal rutscht etwas nach, dann wird ein Teil wieder verschüttet. Ich lerne noch, dass ich dem entgegenwirken kann, indem ich es nicht um jeden Preis allein schaffen will. Ich lerne auch, dass es womöglich nicht ums Fertigwerden geht. Nur ums Weitermachen. Und dass ich nicht immer warten muss, bis ich nicht mehr kann, um mich mal ausruhen zu dürfen.

Nimm dir eine Pause …

Im September werde ich etwas ausprobieren, das ich schon lange vor mir herschiebe. Im April habe ich meine Ausbildung zur Schreibpädagogin abgeschlossen und seitdem ruht in meiner Schublade das Konzept für einen Kurs, der leider noch ein bisschen länger warten muss. Weil ich mit kleinen Schritten anfange. (Okay, und vielleicht auch, weil ich Angst habe, dass es eh keinen interessiert, aber pssst!)

Jedenfalls wird es einen ersten Workshop geben, der diesem Titel eigentlich nicht gerecht wird, weil ich nicht vorhabe, dir zu erklären, wie Schreiben funktioniert. Ich habe vor, dich reinzuschubsen. Ganz liebevoll natürlich. Ich bin keine Lehrerin. Ich brenne nur genug für das Schreiben, um ein bisschen was davon abzugeben. Und deshalb lade ich dich ein, mit mir eine Pause zu machen - vom Alltag, vom Manuskript, von Ansprüchen, vom Streben nach dem perfekten Text.

Meine erste Schreibpause findet am 20.09. um 19 Uhr via Zoom statt.

Das grobe Ablauf steht bereits (da bin ich selbst ein bissel stolz drauf), deshalb kann ich schon verraten, dass wir dort mit jenem Glaubenssatz spielen werden, um den es weiter oben im Logbuch ging: “Ich habe ja keine Ideen.” (Spoiler: Hast du wohl!)

Wenn du jetzt schon Lust darauf hast, kannst du mir eine Mail an hej@karla-eklund.com (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) schreiben und dich unverbindlich auf die Warteliste setzen lassen. Sobald ich alles beisammen habe (also hoffentlich demnächst), schicke ich dir die Informationen zur Anmeldung. Sollte es am Tag und/oder an der Zeit scheitern, lass es mich gern wissen. Bei entsprechender Nachfrage bin ich gern bereit, einen zweiten Termin anzubieten.

Und das war’s jetzt aber wirklich! Danke, dass du dir diesen langen, langen Monatsrückblick durchgelesen hast. Ich bin wie immer offen für Fragen, Anregungen, Gedanken zu meinem Text - ob als Kommentar, per Mail oder via Instagram, überlasse ich dir.

Bis bald, und vergiss nicht zu leuchten! 🤍

Deine Karla

Sujet Schreiblebenliebe