Wie finde ich eigentlich kleine Tiere in der Natur?
Ich wohne hier in Hamburg in der NĂ€he des Naturschutzgebiet Eppendorfer Moor,  mein Wohnhaus steht quasi direkt am Fluss. Hier gehe ich gern allein, mit den Hunden oder nur mit Lorenz spazieren, weil die Uferbereiche hier sehr artenreich sind. An den BĂ€umen hĂ€ngen FledermauskĂ€sten und die Böschungen werden in Ruhe gelassen, sodass man da eine Menge WildkrĂ€uter und -pflanzen findet, was fĂŒr Insekten, Weichtiere und Vögel natĂŒrlich das absolute Paradies ist.
Das sieht dann so aus:
Morgens und nachts begrĂŒĂen wir hier den Graureiher, tagsĂŒber schwimmen Enten, SchwĂ€ne, GraugĂ€nse und TeichhĂŒhner wie kleine Schiffchen den Bach entlang. Rotkehlchen, Meisen, Zaunkönige, Ringeltauben, Amseln, Sperlinge, Buntspechte und FledermĂ€use fliegen ĂŒber unsere Köpfe hinweg, in den Baumkronen turnen Eichhörnchen. Alles in allem ist sehr viel los, und gerade die vielen Vögel mĂŒssen sich hier ja sehr gut ernĂ€hren können, und das tun sie besonders gern mit Insekten, Schnecken und Co. Also: Wo sind sie denn alle?
Meister der Tarnung
Wegen der Sache mit den Vögeln haben alle kleinen Tiere natĂŒrlich ein groĂes Interesse daran, nicht entdeckt zu werden. Und auf den ersten Blick sehen so Landschaften bis auf die Pflanzen oder gröĂeren Tiere wie Ente und Co. auch âleerâ aus. Als ich von Mikrobiologie zur Zoologie gewechselt bin und das erste Mal mit auf Exkursion war, kam es mir vor, als wĂŒrde ich einfach gar nichts entdecken, wĂ€hrend meine Kommiliton:innen dauernd âhierâ riefen. Mein Blick war einfach noch nicht trainiert, und hier kommt die gute Nachricht: Man kann das lernen, und nein, man muss dafĂŒr nicht Biologie studiert und auch keine besonders guten Augen haben.
How to: Kleine Tiere suchen
Damit ihr auch mehr sehen könnt, kommen hier ein paar Tipps, wie man Insekten und ihre kleinen Freunde entdecken könnt. Ich mache Folgendes:
Wenn ich vor einer Gruppe blĂŒhender Pflanzen gelandet bin, bleibe ich erst einmal stehen und hocke mich hin. Ich scanne jede einzelne BlĂŒte ganz genau ab, weil sich vor allem kleine Fliegen, Mini-Wildbienen und unglaublich winzige Wespen auch gerne in BlĂŒtenkelchen oder zwischen BlĂŒtenblĂ€ttern ausruhen. Und natĂŒrlich sind die auch alle dort, um sich Nektar und Pollen zu holen.
Ich berĂŒhre Pflanzen und biege sie ganz leicht, damit ich die Unterseite schauen kann. Wichtig: Die Pflanze dabei nicht verletzen! Viele kleine Tiere sitzen unter den BlĂ€ttern und schĂŒtzen sich hier vor der Entdeckung durch Vögel, vor Sonne und Regen.
Sowieso bin ich die ganze Zeit auf den Knien oder in der Hocke. Ich suche die Pflanzen nach Spuren ab. Entdecke ich Spinnennetze? Wenn ja, ist die Herrin des Hauses sicher nicht weit. Sehe ich schimmernde Spuren auf den BlĂ€ttern? Das ist dann bestimmt getrockneter Schneckenschleim, da lohnt es sich auch mal, nachzusehen und die ein oder andere Pflanze beiseite zu schieben. Sehe ich FraĂspuren am GrĂŒn? Dann gucke ich mal unter BlĂ€tter oder an Blattachsen, ob da nicht der kleine Gourmet irgendwo sitzt und sein VerdauungsschlĂ€fchen hĂ€lt.
Mittlerweile muss ich gar nicht mehr so super nah an Pflanzen ran, damit mir Insekten und Schnecken sofort ins Auge springen. Irgendwann merkt man, dass die Panzer und HĂ€uschen im Vergleich zur umliegenden Natur eine ganz andere FĂ€rbung haben, dass das Schwarz der Insektenbeine oder FlĂŒgeldeckeln das Licht anders bricht und reflektiert, als kleine Ăste oder BlĂ€tter.  Ein Fernglas und eine Lupe helfen auch bei der Beobachtung der kleinen Tiere.
Alles klar, ich habe was Kleines gefunden! Woher weiĂ ich, was das ist?
Wenn man etwas entdeckt hat, möchte man natĂŒrlich wissen, was das ist. Ist es eine Fliege, wenn ja, was fĂŒr eine? Hier mal zwei Tools, die ich sehr praktisch finde:
Google Lens
Google Lens ist ein sehr praktisches Tool fĂŒr eine erste EinschĂ€tzung, wie ich finde. DafĂŒr installiert man die Google App auf dem Android Handy oder iPhone. Ich benutze ein iPhone, da habe ich eingestellt, dass ich, wenn ich bei einem Foto auf âTeilenâ gehe, die Option âGoogle Lensâ habe. Nun kann ich drauf klicken und bekomme entweder eine erste grobe Richtung, was fĂŒr ein Insekt das sein könnte, oder vielleicht schon die richtige Lösung. NatĂŒrlich fĂ€llt es mir vielleicht ein bisschen einfacher als Laien einzuschĂ€tzen, welche der VorschlĂ€ge hier richtig ist, aber ich finde es dennoch sehr nĂŒtzlich, wenn mir selbst mal etwas nicht auf Anhieb einfĂ€llt.
iNaturalist
Ich liebe iNaturalist! Es ist eine App mit angeschlossener Community, die dir dabei helfen kann, deine Funde zu bestimmen. Das funktioniert fĂŒr Pflanzen, Tiere und Pilze sehr gut! AuĂerdem werden die Ergebnisse mit einem Projekt zur Erfassung der weltweiten BiodiversitĂ€t geteilt, sodass ihr sogar noch der Wissenschaft mit euren Spaziergangsbeobachtungen helfen könnt. Empfehle euch sehr, das mal auszuprobieren (S'ouvre dans une nouvelle fenĂȘtre).
NatĂŒrlich helfen hier auch BestimmungsbĂŒcher. Es gibt zum Beispiel von Kosmos den âNaturfĂŒhrer fĂŒr unterwegsâ, dort sind viele der hĂ€ufigsten Pflanzen, Tiere und Pilze abgebildet und kurz erklĂ€rt. Den habe ich auch sehr gern dabei!
So. Vielleicht helfen euch die Tipps ja beim nĂ€chsten Spaziergang. Denn viele Insekten sind deutlich kleiner als die klassische Honigbiene oder Hummeln â und hĂ€ufig auch viel zahlreicher. Man muss nur etwas genauer hinsehen.
Und sonst so?
Wie gesagt gibt es jetzt auch einen Kids-Bereich, und dort gibt es jetzt schon den ersten Artikel fĂŒr Kinder. Es geht um Tiere im Boden! >> (S'ouvre dans une nouvelle fenĂȘtre)
Nach einer kleinen Pause geht unser Podcast Bugtales.fm weiter. Wir werden ab sofort wieder wöchentlich erscheinen, juhu! >> (S'ouvre dans une nouvelle fenĂȘtre)
Freitag bis heute fand wieder die Stunde der Gartenvögel >> (S'ouvre dans une nouvelle fenĂȘtre) des NABU statt. Jetzt können noch ein paar Tage die Entdeckungen nachgemeldet werden.
Dieses sehr schöne interaktive Projekt ĂŒber die Nordsee >> (S'ouvre dans une nouvelle fenĂȘtre), ebenfalls vom NABU, finde ich so toll, dass ich es noch einmal empfehle!
Auf der Webseite von SCHREIBERS NATURARIUM findet ihr auf der Startseite weiter unten kĂŒnftig das Insekt des Monats. Dieses Mal ist es der Trauer-RosenkĂ€fer. >> (S'ouvre dans une nouvelle fenĂȘtre)
In Chile wurde das Skelett eines schwangeren Ichtthyosaurus entdeckt. >> (S'ouvre dans une nouvelle fenĂȘtre)
Forscher:innen haben es geschafft, Pflanzen in Monderde heranzuziehen. >> (S'ouvre dans une nouvelle fenĂȘtre)
Die vierte Massenbleiche seit 2016 hat 90 % des Great Barrier Reef aufgrund der steigenden Wassertemperaturen in der Mangel. >> (S'ouvre dans une nouvelle fenĂȘtre)
Diesen Comic fand ich sehr gut:
Ich wĂŒrde mich sehr freuen, wenn du die Newsletter-Kolumne und das kleine Magazin unterstĂŒtzt. Das geht schon ab 4 Euro im Monat, kostet also weniger als ein groĂer Latte Macchiato am Bahnhof.
Danke und bis zum nÀchsten Mal!
Jasmin
PS: Das hier bin ich beim Insektensuchen am Bach.