Wieso Orcas niemals auf die Idee von Hexenverfolgungen gekommen wären
Das kristallklare Wasser des Pazifischen Ozeans schimmert im ersten Licht der Morgendämmerung. Der Pazifik ist ruhig. Eine Rückenflosse durchbricht die Wasseroberfläche – sie gehört einer alten Orca-Dame, die ihre Familie seit Generationen anführt. "Granny", so ihr Spitzname, war bis zu ihrem Tod im Jahr 2016 mit 100 Jahren der älteste bekannte Schwertwal. Jahrzehntelang führte sie ihre Gruppe durch die Gewässer entlang der Nordwestküste der USA, und ihre Nachkommen, sowohl erwachsene Männchen als auch Weibchen, schwammen immer dicht bei ihr, abhängig von ihrem Wissen, ihrer Führung und ihrem Schutz. Oma weiß es am besten.
Granny war jetzt aber nicht nur wegen ihres hohen Alters bemerkenswert – das ist beachtlich, aber an sich nicht der Grund, wieso ich diesen Text hier schreibe. Interessant ist hier ein anderer Punkt: Mit etwa 40 Jahren kam das Orcaweibchen in die Wechseljahre und lebte danach noch 60 Jahre als erfahrene Matriarchin weiter. In dieser Zeit widmete sie sich ganz ihrer Rolle als Familienoberhaupt, ohne sich um die Aufzucht ihrer eigenen Kälber kümmern zu müssen – das war sicher eine Erleichterung! Granny vermittelte ihren Nachkommen lebenswichtiges Wissen, führte die Gruppe durch schwierige Zeiten und war der Anker, an dem sich alle orientierten. Schauen wir uns mal an, wie das bei Orcaladies so läuft und wieso eine Schwertwalgruppe niemals (!!!) auf die Idee kommen würde, ältere Frauen auszustoßen und/oder ihnen nicht mehr zuzuhören.
Der Verlust von Matriarchinnen wie Granny hinterlässt tiefe Spuren im sozialen Gefüge der Familie, denn Orcas – auch als Schwertwale bekannt – sind untereinander sehr verbunden. Diese Tiere leben in stark strukturierten sozialen Gruppen, den so genannten Matrilinien. Solche Familienverbände bestehen in der Regel aus einer älteren, erfahrenen Matriarchin, ihren Nachkommen und deren Kindern. Da sowohl die männlichen als auch die weiblichen Nachkommen oft ihr ganzes Leben lang bei der Mutter bleiben, entwickeln sich enge Bindungen zwischen den Generationen. Männliche Schwertwale verlassen zwar selten ihre Matrilinie, aber wenn sie zur Fortpflanzung in andere Gruppen wechseln, kehren sie immer wieder in die Muttergruppe zurück. So entsteht eine starke, stabile Gemeinschaft, in der alle Mitglieder eng miteinander verbunden sind und sich gegenseitig unterstützen. Ein Beispiel für die tiefe emotionale Bindung unter Schwertwalen ist die junge Orca-Mutter J-35/Talehquah, die ihr totes Kalb wochenlang an der Wasseroberfläche trug, immer wieder abgelöst und unterstützt von anderen Familienmitgliedern, bis sie eines Tages endlich loslassen konnte.
Um herauszufinden, wie so ein Orcaleben nach Eintritt der Menopause aussieht, schauen wir uns das Phänomen erst einmal allgemein an.
Was ist die Menopause?
Die Menopause – auch ein Teil der Wechseljahre – ist eine Phase im Lebenszyklus weiblicher Tiere, in der die Fortpflanzungsfähigkeit endet. Finde Meno”pause” deshalb einen etwas seltsamen Begriff, weil nach einer Pause kann es normalerweise weitergehen … aber es ist ja nicht so, dass man mit 90 plötzlich nochmal fruchtbar wird. Naja.
Bei uns Menschen
Die Menopause setzt bei uns Menschen meist irgendwann im Alter zwischen 45 und 55 Jahren ein. Sie bringt eine Vielzahl körperlicher und hormoneller Veränderungen mit sich, da der Körper weniger Östrogen und Progesteron produziert. Diesem Prozess geht aber noch eine Station voraus, und zwar die Perimenopause, ebenfalls Teil der Wechseljahre und eine Übergangsphase, in der der Hormonspiegel stark schwankt und der Menstruationszyklus unregelmäßiger wird. Viele Frauen erleben in der Perimenopause bereits typische Symptome wie Hitzewallungen, nächtliches Schwitzen, Schlafprobleme, Depression und Stimmungsschwankungen - yay! Auch die Haut und Schleimhäute können trockener werden, was sich z.B. als vaginale Trockenheit äußern kann. Die Dauer der Perimenopause variiert von Person zu Person und kann von wenigen Monaten bis zu mehreren Jahren reichen. Die Fruchtbarkeit nimmt in dieser Zeit ab, ist aber noch nicht völlig erloschen. Erst wenn ein Jahr lang keine Menstruation mehr aufgetreten ist, spricht man von der Menopause – die fruchtbare Phase ist dann endgültig beendet.
Neben den typischen Symptomen wie Hitzewallungen und Schlafstörungen und gesellschaftlich unsichtbar zu werden🙂, können in den Wechseljahren auch ganz individuelle Beschwerden auftreten. Eine Freundin von mir hat zum Beispiel seit Eintritt der Menopause mit juckenden Ohren zu kämpfen, weil ihre Haut trockener geworden ist. Durch den Östrogenmangel steigt in der Menopause auch das Risiko für Krankheiten wie Osteoporose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Uff.
Die Menopause hat aber nicht nur negative Seiten. Viele Frauen erleben sie auch als Befreiung und genießen die neue Selbstbestimmung, da sie sich nicht mehr mit Verhütung beschäftigen müssen und generell ist man einfach reifer. Viele Frauen in meinem Umfeld sprechen davon, wie ihnen immer egaler geworden ist, was Männer über sie denken, ob sie attraktiv auf Männer wirken, dass sie ihre Unsicherheiten, die sie jahrzehntelang geplagt haben, endlich ablegen konnten. Sie erzählten mir, sie könnten sich jetzt ganz auf ihre eigenen Bedürfnisse konzentrieren. Die Menopause ist für viele Frauen ein Wendepunkt im Leben, an dem sie sich neu erfinden und neue Prioritäten setzen, sei es im Beruf, im sozialen Umfeld oder bei persönlichen Interessen. So wird diese Lebensphase oft nicht nur als Ende, sondern auch als ein neuer Anfang wahrgenommen – und bei den Orcadamen scheint das tatsächlich auch so zu sein. Steigen wir mal ein:
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