Als ich diesen Newsletter gestartet habe,
habe ich angekündigt, dass ich immer mal wieder neue Bücher vorstellen möchte, die mir begegnet sind. Letzte Woche habe ich Alle_Zeit von Teresa Bücker vorgestellt, ein Buch über Zeitpolitik, und das aus meiner Sicht wichtigste Buch, das es aktuell über das Thema gibt.
Natürlich ist es wichtig und ich glaube auch richtig, immer zuerst bei sich selbst anzufangen: Was mache ich mit meinem Leben? Wofür entscheide ich mich und wogegen? Welche Zeit ist gut investiert, wo investiere ich nur Zeit, weil es jemand erwartet oder weil es mir einen vermeintlichen Nutzen bringt?
Die individuelle Lebensgestaltung verdeckt aber die politische Seite der Zeit. Die gerade von der SPD beschlossene und für mich wirklich überraschende neue Leitlinie, für die 25-Stunden-Woche einzutreten, wird direkt mit der immer gleichen Kritik konfrontiert: Wer soll denn dann die ganze Arbeit leisten? Wir können froh sein, wenn wir angesichts der Krise unter 45 Stunden bleiben!
Die Frage, wer eigentlich die ganze private Betreuungs- und Pflegearbeit leisten soll, stellt dagegen selten jemand. Schon gar nicht der männlich dominierte Wirtschafts- und Finanzjournalismus oder die traditionellen Wirtschaftswissenschaften. Care-Arbeit wird nicht als gemeinschaftliche Aufgabe verstanden. Sie ist eine Arbeit, die eben einfach geleistet wird, als wäre das nichts. Sie ist ja schließlich auch unbezahlt.
Es ist genau richtig, gerade jetzt eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit zu fordern. Denn jetzt befinden wir uns in einer gesellschaftlichen Krise und Transformation, die uns dazu zwingt, eine bessere Welt hervorzubringen. Es braucht neue Antworten, politische Antworten. In Krisenzeiten hinterfragen Menschen, wie wir als Gesellschaft leben. Und erkennen dabei, dass das nicht zukunftsfähig ist. Wir reflektieren über unser Leben, reduzieren unsere Bedürfnisse auf das Wesentliche und erkennen dabei den Wert selbstbestimmter, freier Zeit. Nicht nur den Wert. Auch die Notwendigkeit, weil sich viele Menschen seit Langem ständig an der Grenze der Belastbarkeit befinden. Nicht ohne Grund ist in der "Burn-out"-Diskussion ein neuer Begriff aufgetaucht: Burn-on. Man ist ausgebrannt, macht aber trotzdem weiter. Weil es keine Wahl gibt.
Es ist also eine gute Zeit, um über Zeit zu sprechen. Vielleicht ist das der Grund, warum gerade viele neue Bücher über das Thema erscheinen. Ich würde sie gerne alle sofort lesen und jedes davon in diesem Newsletter vorstellen. Ich fasse mich aber etwas kürzer und stelle heute zehn neue Bücher kurz vor.
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