Hilfe, Schnecken!
… diese Mails und Instagram-Nachrichten (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)schreibt ihr mir gerade sehr häufig. Und ja, Schnecken können ganz schön die Geduld im Garten strapazieren und für viel Frust sorgen. Schauen wir uns doch mal an, was da los ist und was man machen kann.

Deine Salatpflanzen über Nacht auf wenige Zentimeter dezimiert, von deinen Dahlien steht nur noch ein Stückchen Stängel da und zwischen all dem siehst du Schleimspuren: Klingt vertraut, oder? Letztes Jahr war so nass, dass die Schnecken bei mir tatsächlich sogar zwei über einen Meter hohe Tomatenpflanzen und ein komplettes Zwiebelbeet rasiert haben, es schauten jeweils nur noch 2-3 Zentimeter aus dem Erdboden raus. Das war echt nicht mehr feierlich und ich war echt frustriert, aber zugegebenermaßen auch ganz schön beeindruckt. 2024 war hier extrem nass, was bedeutet hat: Alle Pflanzen, die nicht verfault oder komplett verpilzt waren, fielen den Schnecken zum Opfer. Geil! Die Gärten hatte ich erst neu übernommen und ich musste sie auch erst einmal kennenlernen, um zu verstehen, was da los ist.
Eins vorab: falls du hier Tipps für die besten Gifte oder sonstigen Mittel suchst, die Schnecken den Garaus machen, bist du hier falsch. Ich gärtnere giftfrei und halte nichts von solchen Methoden, vor allem, weil sie gar nicht an die Wurzel des Problems gehen. Das wäre so, wie Zahnschmerzen nur mit Schmerzmittel zu behandeln, den faulen Zahn aber einfach unbehandelt drin zu lassen.
In diesem Artikel geht’s um Folgendes:
Was haben die Schnecken je für uns getan?!: Warum Schnecken keine Plage, sondern elementarer Teil funktionierender Ökosysteme sind – und was sie alles leisten, ohne dass wir es merken.
Wenn der Garten aus dem Gleichgewicht gerät: Wie menschliche Eingriffe – von Pflanzenzüchtung über Ordnungsliebe bis zur Artenauswahl – die natürlichen Regulationsmechanismen aushebeln.
Warum viele Tipps mehr schaden als nützen: Eine kritische Auseinandersetzung mit Schneckengift, Hausmittelchen und anderen gut gemeinten, aber ökologisch problematischen Maßnahmen.
Was wirklich gegen Schnecken hilft – und zwar nachhaltig: Praktische, sofort umsetzbare Maßnahmen, die helfen, akuten Schneckendruck zu verringern, ohne dabei das Gleichgewicht in deinem Garten weiter zu stören.
The Long Game: Langfristige Strategien für einen robusten, vielfältigen Garten, von der schneckenfesten Blumenauswahl über Lebensraumgestaltung bis hin zu Beeten.
Geduld ist eine Tugend: Warum echte Veränderung im Garten Zeit braucht, wie du sie begleiten kannst – und wieso sich das alles langfristig wirklich lohnt.
Was haben die Schnecken je für uns getan?!
Beim Nachdenken über diesen Artikel und von den Kommentaren, die man so auf Instagram sieht, musste ich an diese Szene aus Das Leben des Brian denken:
https://www.youtube.com/watch?v=CNg0UNTsOYY (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)Schnecken gehören zu den ältesten Tiergruppen der Erde. Seit etwa 500 Millionen Jahren besiedeln sie unterschiedlichste Lebensräume, von Meeren über Wälder bis hin zu trockenen Habitaten. Ihre ökologische Rolle ist ebenso alt wie bewährt: Schnecken bauen organisches Material ab, sie beschleunigen den Nährstoffkreislauf, indem sie abgestorbene Pflanzenteile, Kadaver, Pilze und andere organische Reste verwerten. Über ihre Ausscheidungen geben sie Nährstoffe zurück an den Boden und unterstützen damit das Bodenleben. Gleichzeitig verteilen sie hilfreiche Pilzsporen und Bakterien, fördern die Biodiversität mikrobieller Gemeinschaften und helfen bei der Regeneration von Ökosystemen.
Ja, alles nett, denkst du vielleicht. Aber was haben sie abgesehen davon je für uns getan??!
Nun, ohne Zersetzer wie Schnecken würden Nährstoffe langsamer in die Stoffkreisläufe zurückkehren. Abgestorbenes Material würde sich ansammeln, die Fruchtbarkeit des Bodens, in dem du ja was anbauen willst würde sinken. Andere wichtige Lebewesen, die auf Schnecken als Nahrungsmittel angewiesen sind, würden zurückgehen oder sogar aussterben – das beträfe beispielsweise Käfer, Spinnen, Amphibien, Vögel und Kleinsäuger. Viele Laufkäferlarven sind auf Schneckeneier angewiesen, Glühwürmchenlarven ernähren sich nahezu ausschließlich von Schnecken”kaviar”, und selbst Igel oder Kröten finden in ihnen eine wichtige Proteinquelle.

Schnecken stabilisieren Nahrungsnetzwerke, indem sie Biomasse abbauen und selbst als schnell verfügbare Beute dienen – besonders im dynamischen Frühling sind sie ein Energieriegel für viele Tiere. Ihr Fraß an lebenden Pflanzen fällt in naturnahen Lebensräumen kaum ins Gewicht, da sie dort meist genug welkes oder geschwächtes Material finden.
Viele Laufkäferlarven sind auf Schneckeneier angewiesen, Glühwürmchenlarven ernähren sich nahezu ausschließlich von Schnecken”kaviar”, und selbst Igel oder Kröten finden in ihnen eine wichtige Proteinquelle.

Das Problem beginnt da, wo unsere menschlichen Eingriffe die Struktur natürlicher Lebensräume fundamental verändern. “Verzüchtete” Pflanzen, Monokulturen, sterile Rasenflächen und intensive Eingriffe zerstören genau die ökologischen Dynamiken, die in natürlichen Systemen dafür sorgen, dass keine Art überhandnimmt. Schon mal einen Wald gesehen, der von Schnecken überrannt und komplett kahlgefressen wurde? Japp, ich nämlich auch nicht.
Hinzu kommt eine tief verwurzelte Denkweise: der Anthropozentrismus. In der menschlichen Vorstellung existieren Tiere und Pflanzen oft nur in Abhängigkeit von ihrem Nutzen für uns. Was Blüten trägt oder Früchte liefert, gilt als schützenswert. Was frißt, kratzt oder einfach anders aussieht als erwünscht, wird zum Problem erklärt. Begriffe wie „Schädling“ entspringen dieser Geisteshaltung und ignorieren, dass jede Art – unabhängig von unserem Interesse – eine Rolle im Gefüge der Natur spielt, und das seit Millionen von Jahren (!). Ja, Arten gibt es im Schnitt circa eine Million Jahre. So lange schleimen unsere kleinen Freundinnen schon über diesen Planeten. Die Natur selbst unterscheidet nicht zwischen nützlich und schädlich. Alles, was existiert, erfüllt eine Funktion: als Zersetzer, als Bestäuber, als Räuber, als Beute. Sonst wäre es schon verschwunden.

Begriffe wie „Schädling“ entspringen dieser Geisteshaltung und ignorieren, dass jede Art – unabhängig von unserem Interesse – eine Rolle im Gefüge der Natur spielt, und das seit Millionen von Jahren (!).
Wenn ein Garten vor der Schneckenlast in die Knie geht, liegt das an den Bedingungen, die wir als Menschen geschaffen haben. Und so kann es vorkommen, dass sich eben ein Akteur überproportional vermehrt, so wie Nacktschnecken im Garten.
Übrigens: Auch die häufig als „Spanische Wegschnecke“ bezeichnete Art Arion vulgaris ist keine invasive Art im eigentlichen Sinne, wie man es immer noch oft liest. Genetische Untersuchungen haben schon 2014 gezeigt, dass sie ursprünglich aus Mittel- und Westeuropa stammt, bei uns also heimisch ist. Ihre starke Ausbreitung ist kein Neozoen-Problem, sondern eine direkte Folge menschlicher Eingriffe: klimatische Veränderungen, strukturarme Gärten, fehlende Fressfeinde (die meisten Schneckenfresser meiden die eher, weil die echt schwer zu schlucken ist … es sei denn, man ist ein schneckenfressender Käfer, dann geht das dennoch klar) – all das spielt ihr in die Hände.
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Viele Gärten haben eine Menge selbstgemachter Probleme
Dass Schnecken im Garten auffallen und Pflanzen anknabbern, liegt nicht daran, dass sie sich unnatürlich verhalten. Es liegt daran, dass die Bedingungen, die wir geschaffen haben, ihnen in vielerlei Hinsicht entgegenkommen – und gleichzeitig versehentlich vielen ihrer natürlichen Gegenspieler das Leben schwer machen.

Unsere “verzüchteten” Kulturpflanzen
Ein zentrales “Problem” ist die Züchtung unserer Kulturpflanzen. Durch die Selektion auf Geschmack, schnelles Wachstum und hohen Ertrag sind viele natürliche Abwehrmechanismen verloren gegangen. Natürlich will auch ich süße Äpfel und zarten Salat, aber: Bitterstoffe, Gerbsäuren, feste Blattstrukturen oder andere Fraßschutzmechanismen, wie sie wilde Pflanzenarten besitzen, fehlen heute oft – und das merkt man. Mild gezüchteter Salat, schärfearme Radieschen, zarter Spinat: Genau diese Eigenschaften machen unsere Gemüse für pflanzenfressende Tiere wie Schnecken besonders attraktiv. Während Wildpflanzen schwer verdaulich oder toxisch sein können, steht im Garten ein wehrloses Buffet bereit. Einfacher wäre es für Schnecken nur, würden wir sie direkt auf den Salat setzen.

In der Natur würde es so eine künstliche Situation gar nicht geben. Ich habe sehr viel Löwenzahn in Frogland (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre), das ist die Stelle in einem meiner Gärten, die ich nicht mähe, sondern wo das ganze Jahr über eine hohe Feuchtstaudenflur steht – aktuell ist sie niedrig, bald aber 50-150 cm hoch. Jetzt habe ich dort eine massive Löwenzahnblüte (ich liebe es so sehr!), und Schnecken lieben Löwenzahn. Aber es ist noch nie passiert, dass ich eines Tages in den Garten gehe und der ganze Löwenzahn wurde abgefressen, obwohl sich dazwischen bestimmt Tausende (!) von Schnecken tummeln. Woran liegt das? Nun, erstens gibt es viele Alternativen, nicht alle Schnecken müssen Löwenzahn fressen, es gibt eine reiche Auswahl an Snacks und auch bei Schnecken ist es so, dass sie ganz eigene Vorlieben haben. Außerdem gibt es dort, daher auch der Name, viele Frösche, Molche und so weiter, ich habe viele Laufkäfer und Vögel da hinten – alles Tiere, die auch Schnecken fressen, vor allem die noch kleinen Jungtiere.

Die Beetplanung
Was in unseren Gärten auch nicht gerade ideal ist: die Art, wie viele von uns die Beete anlegen, ehem. Dichte Bepflanzung ist grundsätzlich wirklich sinnvoll, wie ich im Artikel über Mischkulturen (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) schon geschrieben habe – aber nur, wenn sie von Vielfalt geprägt ist. Im klassischen Gartenbau werden oft viele gleiche Pflanzen eng beieinander gesetzt: drei Reihen nebeneinander Salat, eine Reihe Kohlrabi, eine Reihe Zucchini. Keine anderen Pflanzen dazwischen, nur die, die du eigentlich ernten möchtest und um die du dich bis zum Auspflanzen so gut gekümmert hat. Solche Monokulturen bieten Schnecken keinerlei Barrieren oder Ablenkungen, die halten dann einfach straight auf deine Nahrungs- und Zierpflanzen zu, ist ja auch nix anderes da. Auf naturnahen Flächen hingegen durchmischt sich eine Vielzahl von Arten, unterschiedliche Pflanzenalter und Wuchsformen erschweren es Schnecke, Kohlweißling und Co. erheblich, sich auf eine einzige Art zu fixieren. Mischkultur statt Sortenreinheit hilft nicht nur gegen Krankheiten – sie stabilisiert auch das Gleichgewicht zwischen Pflanzen und Pflanzenfressern. Außerdem sieht es deutlich hübscher aus, das nur mal so am Rande. :)

Die Gestaltung moderner Gärten
Noch nicht genug Probleme? Kein Problem, hier kommt das nächste: die Gestaltung vieler moderner Gärten. Kurz geschorene Rasenflächen und aufgeräumte Beete mögen ordentlichen Vorstellungen entsprechen (meinen nicht, aber gut …), bieten aber kaum Lebensraum für Tiere, die Schnecken regulieren könnten. Arten wie der Hainlaufkäfer (Carabus nemoralis) oder der Schwarze Schneckenjäger (Phosphuga atrata) brauchen schattige, feuchte, strukturreiche Bodenbereiche. Auch Amphibien wie Erdkröten (Bufo bufo), Grasfrösche (Rana temporaria) oder Teichmolche (Lissotriton vulgaris) sind auf wilde Ecken mit Feuchtigkeit, Asthaufen oder Totholz angewiesen. Fehlen diese Rückzugsorte, fehlen auch ihre Bewohner – und mit ihnen jede Chance auf natürliche Kontrolle. Zudem: Wenn du jedes “Unkraut” rausreißt, meine Güte, was sollen die Schnecken denn dann fressen? Dann bleiben ja nur deine Pflanzen. Schnecken werden nicht verschwinden, das wird einfach nicht passieren, egal, wie viel Schneckenkorn du streust oder wie sehr du deinen Garten in eine Wüste verwandelst – das ist so, wie am Strand zu stehen und zu sagen: Ganz schön hier, aber wenn der ganze nervige Sand nicht wäre, wäre es noch besser. Äh ja, not going to happen.

Schnecken werden nicht verschwinden, das wird einfach nicht passieren, egal, wie viel Schneckenkorn du streust oder wie sehr du deinen Garten in eine Wüste verwandelst
Du denkst vielleicht: Oh Mann, aber Jasmin, feuchte Ecken … genau da werden ja die Schnecken sein! Stimmt. Und deshalb eben auch all ihre Fressfeinde, sodass es nicht Überhand nehmen kann. Du kannst aber ein bisschen entgegensteuern, indem du gezielt morgens gießt, nicht abends: Die Pflanzen nehmen das Wasser morgens besonder gut auf und der Boden trocknet im Tagesverlauf ab, was den Schneckendruck verringert. Trotzdem solltest du keinesfalls versuchen, den gesamten Garten trockenzulegen. Feuchte Rückzugsorte sind essenziell, um Schneckenfresser wie die oben genannten Käfer, aber auch Blindschleichen (Anguis fragilis), Molche und Amphibien zu unterstützen. Ein naturnaher Garten braucht eine gute Mischung verschiedener Strukturen, und dazu gehören eben auch die gefürchteten schattigen und feuchten Stellen. Denn eines ist auch klar: Wenn du deinen ganzen Garten trockenlegst und nur deine Gemüsepflanzen oder Dahlien gießt, dann müssen die Schnecken ja da hin, schon allein, um nicht zu vertrocknen! Es ist dann wirklich so, als würdest du eine Einladung herumschicken: Kommt bitte in mein Kohlbeet und bringt alle eure Freunde mit! Ehem.

Welche Schneckenfresser gibt es im Garten?
Der Übersicht halber hier mal als Beispiel ein paar der Schneckenfresser, die ich zum großen Teil auch in meinem Garten habe:
Hainlaufkäfer (Carabus nemoralis)
➔ Frisst Schnecken, Schneckeneier und Insektenlarven. Den habe ich weiter oben ja schon gezeigt.
➔ Braucht: Strukturiertes Gelände mit lockerem Boden, schattigen, feuchten Bereichen, bodennaher Vegetation, Mulchschichten und Totholz.Schwarzer Schneckenjäger (Phosphuga atrata)
➔ Frisst Schnecken, besonders kleine Nacktschnecken, habe ich auch eben schon vorgestellt.
➔ Braucht: Feuchte Standorte wie Laubschichten, Moospolster, Totholzhaufen, schattige Waldränder und feuchte Gartenbereiche.Glühwürmchen(-larven) (Lampyris noctiluca)
➔ Ernähren sich fast ausschließlich von kleinen Schnecken und Schneckeneiern.
➔ Brauchen: Feuchte, krautige Wiesenbereiche, extensiv gepflegte Gärten mit Wildwuchs, Heckenränder und naturnahe Saumbiotope.Erdkröten (Bufo bufo)
➔ Fressen junge oder kleine Nacktschnecken, Insekten, Spinnen und Würmer.
➔ Brauchen: Feuchte Gärten mit Versteckmöglichkeiten (Asthaufen, Steinmauern, Laubschichten); Nähe zu Gewässern für die Fortpflanzung.Grasfrösche (Rana temporaria)
➔ Fressen junge oder kleinere Schnecken, Spinnen, Würmer und Insekten.
➔ Brauchen: Feuchte, schattige Wiesen und Gärten; strukturreiche Flächen mit dichter Krautschicht und Zugang zu kleinen Wasserstellen.Teichmolche (Lissotriton vulgaris)
➔ Fressen kleine Schnecken, Insektenlarven, Spinnen und Würmer.
➔ Brauchen: Garten- oder Naturteiche mit flacher Uferzone, feuchte Laubbedeckung, dicht bewachsene Gartenbereiche.Blindschleichen (Anguis fragilis)
➔ Fressen besonders gern Nacktschnecken, aber auch kleine Insekten, Spinnen und Würmer.
➔ Brauchen: Halbschattige bis schattige Gärten mit Stein- oder Holzhaufen, dichter Bodenvegetation und feuchten Rückzugsorten.Amseln (Turdus merula) und andere Drosselarten
➔ Fressen kleine Nacktschnecken und Gehäuseschnecken, Insekten, Spinnen usw.
➔ Brauchen: Strukturierten Gartenraum mit Gebüsch, Hecken, Wiesenstücken, lichten Bäumen und möglichst unversiegeltem Boden.Elstern (Pica pica) und andere Rabenvögel
➔ Fressen Schnecken, Insekten, Spinnen und Co.
➔ Brauchen: Halboffene Landschaften, Gärten mit Bäumen und Sträuchern, Wildnisinseln oder größere Gehölzstrukturen.Gartenschläfer (Eliomys quercinus)
➔ Fressen Schnecken, Insekten und kleine Wirbeltiere, aber auch alle möglichen anderen Sachen wie Samen, Früchte usw. – sie sind Allesfresser.
➔ Brauchen: Naturbelassene Gärten mit Altbäumen, Reisighaufen, Hecken, hohem Unterwuchs und Versteckmöglichkeiten; sie besiedeln gern auch Vogelnisthilfen.

Warum viele Tipps mehr schaden als nützen
Instagram ist voll von Hausmittelchen gegen Schnecken, da ist von Gift über barbarische Maßnahmen wie Salt oder Bierfallen bis hin zu fast schon esoterisch anmutenden Methoden wirklich alles dabei. Und vieles davon ist halt auch noch sau teuer.
Schneckengift kommt mir nicht in den Garten
Wenn du auf Gifte zurückgreifst, die Schnecken töten sollen, schädigst du nicht nur sie, sondern meist auch viele andere Tiere – teils direkt, teils über Umwege. Klassisches “Oldschool”-Schneckenkorn mit dem Wirkstoff Metaldehyd sind super giftig für eine ganze Reihe von Organismen. Sie wirken nervenschädigend und können bereits in geringen Mengen für Haustiere, Igel, Wildvögel und sogar Kinder ernsthaft gefährlich werden. Auch wenn sie offiziell zugelassen sind: Ein naturfreundlicher Garten ist mit solchen Mitteln nicht vereinbar. Und es ist eben auch nur eine teure und nervige Symptombekämpfung.
Aber auch die oft als „biologisch“ beworbenen Präparate auf Basis von Eisen(III)phosphat sind nicht unproblematisch. Zwar gelten sie als selektiver, aber sie wirken dennoch auf alle Schneckenarten – auch auf geschützte und auch bei Gärtner:innen beliebte Arten wie die Weinbergschnecke (Helix pomatia) oder den Tigerschnegel (Limax maximus).
Hier bei der Gelegenheit noch einen kleinen Side Fact: Tigerschnegel gelten oft als „natürliche Schneckenpolizei“, aber das ist nur so halb richtig. In Wahrheit fressen sie am liebsten Algen auf Totholz, Pilze und abgestorbene Pflanzenreste. Schneckeneier oder kleinere Nacktschnecken stehen zwar gelegentlich mit auf dem Speiseplan, auf jeden Fall, machen aber nur einen kleinen Teil ihrer Ernährung aus. Um deinen Garten in Balance zu halten, reicht es also nicht, ein paar Tigerschnegel umherkriechen zu lassen und zu hoffen, dass das schon irgendwie wird.
Ohne mit der Wimper zu zucken tausende Leben zu beenden, nur um ein Hobby komfortabler zu gestalten – das ist eine ethische Schieflage, die ich persönlich nicht nachvollziehen kann.
Aber zurück zum Schneckengift. Die Aussage „ungiftig für andere Tiere“, die man oft auf den Packungen liest, basiert eher auf Annahmen als auf gesicherter Langzeitforschung – wir wissen schlicht nicht, was diese Mittel mit Regenwürmern, Fröschen oder anderen Bodenlebewesen langfristig machen. Und selbst wenn die direkten Effekte tatsächlich gering wären: Mit jeder getöteten Schnecke entziehst du potenziellen Fressfeinden ihre Nahrungsgrundlage. Das schwächt das gesamte ökologische Gefüge und du hackst dir irgendwie halt wieder mit der Axt von hinten in die Kniekehle. Oder so. Und mal ehrlich – wie out of touch mit der Realität muss man sein, um Tiere, die einfach nur ohne fiesen geheimen Masterplan ihr Leben leben wollen (genau wie wir, mal nebenbei bemerkt), beiläufig zu töten, damit die Dahlien im Vorgarten besser als die der Nachbarin aussehen? Was haben diese kleinen Tierchen denn schon, außer ihr kleines Leben und das Pech, zur falschen Zeit am falschen Ort in deiner Hecke geboren zu werden? Ich verstehe wirklich, dass es frustrierend ist, wenn liebevoll gezogene Pflanzen angefressen werden. Und ich verstehe auch das Bedürfnis, im Garten etwas Schönes zu gestalten. Aber tausende Leben bewusst und gezielt zu beenden, nur um ein Hobby komfortabler zu gestalten – das mag für andere okay sein, ist für mich aber eine ethische Schieflage, die ich persönlich nicht nachvollziehen kann.
Puh, das musste ich mal gesagt haben. Geht gleich wieder.
Falls du denkst: Oh Mann, kann es sein, dass Jasmin von der Schneckenlobby bezahlt wird?, kann ich nur sagen: Nein, leider nicht, aber neutral bin ich auch nicht, denn ich habe Schnecken als Haustiere und mag die Schleimer einfach:

Aber keine Angst, wir werden noch dazu kommen, was man machen kann, um dem Schneckendruck langfristig zu begegnen. Denn ich mag auch angebauten Salat und trotz meiner Schneckenliebe nicht so gern angefressene Kulturpflanzen. Aber erst mal weiter mit den Hausmittelchen.
Hausmittel und teure Barrieren
Auch viele sogenannte „natürliche Hausmittel“ bringen allein wenig – zumindest dann, wenn du auf nachhaltige Wirkung hoffst. Kaffeesatz, Kalk, Schafwolle oder Sägespäne mögen theoretisch eine barriereartige Wirkung haben, verlieren diese aber bei feuchtem Wetter fast sofort. Und genau das ist ja das Wetter, in dem Schnecken unterwegs sind.
Mechanische Barrieren wie Schneckenzäune, Kupferbänder oder Schutzkragen mögen punktuell funktionieren, sind aber teuer, wartungsintensiv und nicht besonders praktisch, wenn du mit Vielfalt und Mischkultur arbeitest. Außerdem: Alle Schnecken können klettern und kriechen auch durch feuchte Erdspalten oder über Hindernisse hinweg. Oder sie graben sich einfach unten drunter durch.

Trotzdem können solche Maßnahmen unterstützend wirken – wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Ich nutze in meinem Waldgarten zum Beispiel Holzhackschnitzelwege zwischen den Beeten, was den Schnecken den direkten Zugang erschwert, vor allem bei trockenem Wetter kommen sie da so lahm voran, dass die Sonne eine echte Gefahr für sie ist. Und dickes Kupferband an Hochbeeten hilft durchaus, solange es regelmäßig gereinigt wird und idealerweise durch die Sonne aufgewärmt ist, damit das mit der Ionenabgabe auch klappt. Der Punkt ist: Solche Hürden funktionieren nur dann, wenn die Schnecken überhaupt Alternativen haben. Wenn du im Garten auch Pflanzen stehen lässt, die sie gern fressen, und wenn es genug abgestorbenes Material oder Wildwuchs gibt, dann nehmen sie oft lieber den einfachen Weg – und lassen dein Gemüse in Ruhe.

Ich mache es den Schnecken so schwer wie möglich, zu den besonders empfindlichen Pflanzen zu kommen. Und in vielen Fällen reicht das schon. Wenn aber im Garten gar nichts anderes wächst, dann bringt die beste Barriere nichts. Schnecken können sogar über Messerklingen kriechen, ohne sich zu verletzen – da hält sie auch kein bisschen Plastikkragen oder Kaffeesatz auf. Wenn die Alternative das Verhungern ist, würden du und ich auch alles versuchen, um an Nahrung zu kommen, egal, wie schwer es ist, oder? Ganz ehrlich, wir sind eine Spezies, die sich vor 5 Jahren um Klopapier geprügelt hat, nur, weil die Leute gefürchtet haben, dass es zu Versorgungsproblemen damit kommen könnte und das Zeug gebunkert haben wie die Wahnsinnigen, weshalb es dann ja wirklich zu Versorgungsproblemen mit dem weißen Gold kam. Wenn es eine Situation gäbe, in der das einzig verfügbare Essen meinetwegen 1000 Treppenstufen über uns ist, würdest du dich am Fuß der Treppe hinlegen und sagen: Okay, dann sterbe ich eben, schade, oder würdest du dich diese Treppe hoch schleppen, egal, wie sehr dich die Sonne dabei kocht, wie viel Durst du hast und wie schlecht trainiert du bist? Du würdest es zumindest versuchen, oder? Du kannst dir dann sicher vorstellen, wie sehr dann eine ausgehungerte Schnecke von ein bisschen Schafwolle auf dem Weg zur einzigen Nahrung, Schatten und Feuchtigkeit in deinem ganzen Garten beeindruckt sein wird.
Wenn aber im Garten gar nichts anderes wächst, dann bringt die beste Barriere nichts.

Vielleicht noch ein Wort zu einem Hausmittel, das zum Glück inzwischen seltener empfohlen wird, aber immer mal wieder auftaucht: Salz. Ja, es stimmt, Salz entzieht Schnecken das Wasser und tötet sie. Aber eben auf eine sehr langsame und schmerzhafte Art. Es gibt mittlerweile gute Hinweise aus der Forschung bei Wirbellosen, die darauf hindeuten, dass auch kleinere Tiere Reize wie Schmerzen empfinden können. Und selbst wenn man das noch nicht endgültig beweisen kann – es spricht vieles dafür, es einfach zu lassen, es sei denn, man ist so abgestumpft, dass man wirklich auf alles scheißt.
Was auch wild ist und was immer wieder empfohlen wird: In der Hoffnung, damit einen Schutzwall zu errichten, wird gern mal geraten, Salz um die Beete herum zu streuen. Ha ha, ja, so habe ich auch geguckt. Salz schadet Bodenorganismen, versalzt deine Erde und stört die Nährstoffaufnahme von Pflanzen, weshalb das zurecht tatsächlich auch verboten ist. Wer das ein paar Mal gemacht hat, wird sich die Schnecken als Problem noch zurückwünschen bei der Feststellung, dass man jetzt einen versalzenen Boden hat, was einen die nächsten Jahre noch ordentlich beschäftigen wird.
Absammeln – cool, und dann?
Schnecken absammeln kann in kleinen Gärten sinnvoll sein – besonders dort, wo du gezielt einzelne Pflanzen schützen willst. Wichtig ist aber, wohin du die gesammelten Schnecken bringst. Was nicht geht: Sie in den Wald oder auf artenreiche Wiesen zu setzen. Dort leben oft hochspezialisierte, seltene Schneckenarten, die durch Gartenschnecken verdrängt werden könnten. Was Expert:innen empfehlen, ist, sie auf so genannte Fettwiesen zu bringen, also Hundeauslaufgebiete oder Wegränder in Parks, wo Hunde viel Gassi gehen und alles vollpinkeln, wo also der Boden nährstoffreicher ist und wo dann eher Generalisten vorkommen, keine seltenen Spezialisten. Auch Baumscheiben eignen sich dafür. Oder aber du machst es wie ich und hast dein persönliches Frogland und setzt alle Schnecken, die sich beim Gemüse oder deinen sorgsam überwinterten und dann ausgepflanzten Dahlien herumtreiben, da ab. Da gibt es so viel Futter für die, außerdem Feuchtigkeit und Schatten, keine Schnecke, die noch ganz bei Trost ist, käme auf die Idee, Frogland wieder zu verlassen. Das ist das verdammte Schlaraffenland für die. Da stehen auch noch Kompost- und Reisighaufen, wenn eine Schnecke ihre Vorstellung von Himmel zeichnen sollte, käme Frogland bei raus, wirklich wahr.

Manche Leute schneiden die Schnecken nach dem Absammeln gerne durch. Den Oberkörper mit einem Schnitt abzutrennen, ist in der Tat die humanste Art, eine Schnecke zu töten – grausam ist es aber dennoch. Und wenn du auch nur flüchtig in die Richtung des Wasserkochers oder Salzstreuers guckst, kriegst du es mit mir zu tun. Mach. Das. Nicht. Aber abgesehen davon, dass ich es, wie gesagt, falsch finde, Tiere aus Bequemlichkeit zu töten: Was macht man dann mit den toten Schnecken? Ich kenne viele Leute, die werfen sie in eine Ecke oder vergraben sie, werfen sie auf den Kompost und so weiter. Das Problem ist, dass vor allem Nacktschnecken Aasfresser sind. Mit einem Haufen toter Schnecken auf dem Kompost lockst du die Schneckenpopulation von 20 umliegenden Gärten oder Parks in deinen Garten. Dasselbe gilt für Bierfallen, da kommen dann auch gern die Nachbarinnen zum Umtrunk. Wenn du also mehr Schnecken willst, dann ist das deine Strategie! Wenn nicht, würde ich davon abraten. Es sei denn, du willst immer einen Haufen stinkender Schnecken im Hausmüll haben, dann will ich dich natürlich nicht davon abhalten. Hüstel.

Schneckeneier entfernen, um eine Plage vorzubeugen
Es klingt erst mal logisch, auch Schneckeneier zu abzusammeln – schließlich verhindert man so zukünftige Generationen. Kann man schon machen, vor allem am Anfang, wenn es akut ist, aber genau diese Maßnahme ist langfristig gesehen eiiiigentlich ein wenig kontraproduktiv. Schneckeneier sind, wie schon erwähnt, eine zentrale Nahrungsquelle für viele Tiere, die dich bei der Schneckenbändigung unterstützen: Glühwürmchenlarven, Hundertfüßer, Laufkäfer und andere räuberische Insekten brauchen den Stoff. Wenn du die Eier entfernst, entfernst du damit auch die Grundlage für genau die Tiere, die dir später helfen würden, wenn dann halt die Schnecken aus den anderen Eiern schlüpfen oder von den Nachbargärten zur Stippvisite vorbeikommen. Mit dieser Methode würde ich ein massives Problem für die Zukunftsjasmin kreieren, und sie würde mich dafür hassen. Alternativ kannst du die Eier sammeln und in deinem persönlichen Frogland wieder locker mit Erde bedecken. Der ein oder andere Laufkäfer wird sich freuen, darüber zu stolpern.
Gehört ebenfalls dazu: Der Impuls, „Schneckenecken“ zu beseitigen – also feuchte, dunkle Stellen, im Totholzhaufen oder in der Laubschicht. Das ist auch irgendwie verständlich, aber leider genau so falsch, wie die Schneckeneier zu sammeln. Denn genau in diesen Ecken halten sich, wie eben schon erwähnt, eben nicht nur Schnecken auf, sondern auch ihre Fressfeinde: Käferlarven, Molche, Blindschleichen und Amphibien brauchen feuchte und schattige Lebensräume, um als gewissenhafte Mitarbeiter ihr Potenzial in deinem Garten entfalten zu können. Wenn du solche Ecken trockenlegst, sorgst du langfristig für noch mehr Druck auf deine Beete.

Das heißt übrigens nicht, dass man den Garten ganz den Brennnesseln überlassen muss. Frogland ist die eine Sache, aber ich habe überall kleine Inseln mit Wildkraut, das sieht dann auch ästhetisch schön aus. Du kannst zum Beispiel ein richtiges kleines Blumenbeet anlegen, aber in diesem Blumenbeet wachsen Brennnesseln, Knoblauchsrauke und Löwenzahn. Du kannst eine schöne kleine Beeteinfassung drumherum machen und einen Gartenzwerg hinstellen, wenn das dein Stil ist. I do not judge. Oder ein Vogelbad, eine Dekofigur auf einer Stange, tob dich ruhig richtig ästhetisch aus. So sieht dein Beikrautbeet richtig geplant und vor allem gewollt aus, und nicht wie eine Schmuddelecke. Das kann ja ein Faktor sein, wenn dir das wichtig ist oder du Angst vor dem vernichtenden Urteil deiner Nachbar:innen hast. Wenn dich jemand fragt, sagst du einfach: Ich brauche den Löwenzahn und die Brennnessel für meine Gesundheit. Thema erledigt.
Übrigens: Wusstest du, dass Schnecken Brennnesseln fressen? Die sind in meinen Gärten nicht nur bei Schmetterlingsraupen hoch im Kurs, sondern auch bei Nacktschnecken, schau mal:

Was wirklich gegen Schnecken hilft – und zwar nachhaltig
Wenn du weniger Schneckenfraß im Garten willst, gibt es zwei Wege: Entweder du gehst jeden Abend mit der Taschenlampe auf Jagd, oder du baust den Garten so auf, dass das System sich langfristig selbst reguliert. Am besten kombinierst du beides – je nachdem, wie akut das Problem gerade ist.
Wenn’s gerade echt akut ist
Absammeln und mechanischer Schutz
Gerade wenn Pflanzen jung und verletzlich sind – etwa frisch gesetzte Salate oder deine mühsam handaufgezogenen Sommerblumenkinder – kann es sinnvoll sein, sie abends oder morgens gezielt abzusuchen und sie auch unterstützend mit Schneckenkrägen zu schützen. Ich habe auch einige Kulturen unter einem Schutznetz, vor allem im Waldgarten, wo ich nicht so oft bin und nicht so akut reagieren kann.Lenk die Schleimer ab
Eine einfache Methode, um deine empfindlichen Pflanzen zu entlasten, ist die Ablenkfütterung. Streu Pflanzenreste wie welkes Möhrengrün, Kohlblätter oder Rhabarberblätter in den Garten – aber nicht direkt neben deine Beete, sondern in einigem Abstand. Schnecken nehmen oft den leichteren Weg zu abgestorbenem oder welkem Material, wenn es verfügbar ist. Ich schmeiß das Zeug gern direkt unter die Hecke und in Frogland – beides Orte, an denen sich die Kerlchen in Massen aufhalten.Zügel deinen inneren Alman
Je mehr strukturierte Vielfalt du im Garten hast, desto schwerer machst du es Schnecken, sich gezielt auf dein Gemüse, dein Obst oder deine Blumen zu konzentrieren. Lass also Wildpflanzen wie Löwenzahn, Giersch oder Vogelmiere in Randbereichen stehen, fördere schmackhaften Unterwuchs unter Hecken und spare dir das zwanghafte und radikale Aufräumen. Jeder zusätzliche Lebensraum schwächt den Fraßdruck auf deine Lieblingspflanzen.Knoblauchjauche
Eine weitere Möglichkeit, kurzfristig Abhilfe zu schaffen, ist eine Knoblauchjauche. Dazu einfach Knoblauchzehen zerkleinern, mit Wasser übergießen und einige Tage ziehen lassen. Mit der fertigen Jauche kannst du gefährdete Pflanzen besprühen. Der Geruch ist für Schnecken ziemlich ungeil – allerdings wirkt das Ganze nur bei trockenem Wetter zuverlässig und muss regelmäßig erneuert werden. Und auch hier gilt: Klappt nur, wenn die Schnecke Alternativen hat, die nicht den inneren Vampir in ihr triggern.

The Long Game
Wähle robuste Pflanzen
Nicht jede Pflanze ist gleich attraktiv für Schnecken. Robuste, schnell wachsende Sorten und mehrjährige Stauden kommen besser klar als empfindliche Einjährige. In meinem Staudenbeet haben sich eine ganze Reihe robuster Pflanzen bewährt, die den Schnecken meist zu aufwendig oder zu wenig attraktiv sind, wenn sie eben andere, viel leckere Alternativen haben. Besonders gut funktioniert bei mir das Eisenkraut (Verbena), das selbst in nassen Jahren zuverlässig blüht – vor allem die heimische Art Verbena officinalis. Auch Nelken wie die wunderschöne Strand-Grasnelke (Armeria maritima), die letztes Jahr zur Blume des Jahres gewählt wurde und monatelang blüht, wenn du die verblühten Köpfchen regelmäßig entfernst, sind echte Dauerläufer. Ebenfalls völlig unbeeindruckt zeigen sich Bachnelkenwurz (Geum rivale), Frauenmantel (Alchemilla mollis), Rittersporn (Delphinium) und verschiedene Arten von Storchschnabel (Geranium).Anemonen und Akeleien gehören ebenso zu den robusteren Arten wie die Katzenminze (Nepeta) und Lavendel, die zusätzlich viele Bestäuber anziehen. Auch der Gewöhnliche Natternkopf (Echium vulgare), Schafgarben (Achillea) und Pfingstrosen (Paeonia) haben sich als erstaunlich widerstandsfähig erwiesen. Der Gewöhnliche Blutweiderich (Lythrum salicaria) ist nicht nur attraktiv für Wildbienen, sondern wird auch von Schnecken weitgehend gemieden.
Edeldisteln (Eryngium) und Edelgamander (Teucrium chamaedrys) bringen zusätzlich Struktur ins Beet, während Purpurglöckchen (Heuchera), Prachtspieren (Astilbe) und die zarten Elfenblumen (Epimedium) sich auch in halbschattigen Lagen gut behaupten. Zierlauch (Allium), Wald-Geißbart (Aruncus dioicus) sowie verschiedene Licht- und Vexiernelken (Silene) ergänzen die Palette perfekt.
Die leuchtende Kuckucks-Lichtnelke (Lychnis flos-cuculi) hat sich in meinen naturnahen Bereichen bewährt, ebenso die duftende Gewöhnliche Nachtviole (Hesperis matronalis). Auch Ziersalbei-Arten (Salvia), Phlox und spätblühende Astern bieten Farbe und eine ganz gute Robustheit gegen Schnecken bis in den Herbst. Und wo der Garten schattiger wird, sorgen Farne (verschiedene Gattungen, z. B. Dryopteris) für strukturgebende, schneckenresistente Grünzonen.
Bedeutet das, dass Schnecken keine dieser Pflanzen anrühren werden? Nein. In der Not fressen die auch Holz, und auch Schnecken haben unterschiedliche Geschmäcker. Wie gesagt: letztes Jahr haben sie mir die Zwiebeln abgefressen, da hatte ich den Garten aber neu übernommen und musste aus der ökologischen Wüste erst noch einen richtigen Lebensraum machen. Bis das geschehen ist, waren die Schnecken gnadenlos. Und dann auch noch bei jenem nassen Jahr. Die eben erwähnten Pflanzen sind einfach die, die sich in meinem Staudenbeet, das direkt an einer Hecke steht und unter großem Schneckendruck steht, durchsetzen konnten. Und vielleicht sind da auch welche dabei, die in deinem Garten funktionieren. Jeder Garten und seine Bewohner sind unterschiedlich, da muss man echt ein bisschen herumprobieren.

Vielfalt statt Langeweile
Setze auf Mischkultur statt auf monotone Sortenbeete. Kombiniere verschiedene Pflanzenarten, die sich gegenseitig unterstützen und Fraßfeinde anziehen. Ich habe beispielsweise in jedem Gemüsebeet massig Ringelblumen und Tagetes, weil die Schleimer bei mir bevorzugt darauf gehen. Einerseits halte ich sie so in Schach und von meinen Kohl pflanzen und vom Salat weg, andererseits ist das für mich auch ein Indikator: wenn die Tagetes auf einmal komplett angefressen aussehen, weiß ich, dass im Hochbeet Schnecken unterwegs sind. Dann kann ich mich auf die Suche machen. Außerdem lohnt es sich, Direktsaaten und vorgezogene Pflanzen zu mischen: Unterschiedliche Altersstufen im Beet erschweren es Schnecken, sich auf eine bestimmte Entwicklungsphase einzuschießen. Gerade Pflanzen, die schon im Beet keimen und sich langsam etablieren, sind oft robuster als Jungpflanzen, die aus der Voranzucht kommen.Stell dir ein Team zusammen
Hab ich jetzt schon oft gesagt, werde es aber immer wieder runterbeten, weil es so wichtig und die Maßnahme ist, die langfristig zum Erfolg führen wird: Strukturelemente wie Totholzhaufen, Wildsträucher, Wasserstellen oder schattige Feuchtecken sind unverzichtbar, wenn du natürliche Schneckenfresser in deinem Garten ansiedeln möchtest. Ohne sie wird’s echt eine Qual, das geht wirklich nur im Team.
Ebenfalls eine gute Idee: Gerade im Frühling, wenn die kleinen Schleimer noch jung sind und im Miniformat durch deinen Garten schnecken: Räum mal das Vogelfutter eine Weile weg. Vorhin schrieb ich ja, dass Schnecken gern den Weg des kleinsten Widerstands gehen – Vögel machen das natürlich auch (meine Bestellhistorie bei Lieferando sagt: ich auch. Ist also ganz normal). Wenn die richtig geiles Vogelfutter ohne große Anstrengung haben können, wieso dann aufwändig Schnecken jagen? Ich füttere sie gern, aber super unregelmäßig. Zwischendrin ist immer mal 3-4 Tage oder eine Woche alles leer, sodass meine gefiederten Freunde auf Jagd gehen müssen. Sie fressen nicht so gern die großen und ausgewachsenen Nacktschnecken, aber die Jungschnecken, die man jetzt überall findet, werden gern angenommen – auch für den Nachwuchs.

Metallhochbeete als Notwehr
In meinem eigenen Garten haben sich Hochbeete als echter Gamechanger erwiesen – aber mit Einschränkungen. Die klassischen Holzhochbeete in meinem Waldgarten haben die Schnecken leider nicht abgehalten. Obwohl sie etwa einen Meter hoch waren, sind die Schnecken einfach hochgekrochen oder über feuchte Rankhilfen und Pflanzenteile eingestiegen.Ganz anders lief es bei meinen Metallhochbeeten: Sie stehen mitten auf einer kurz gemähten Wiese, werden von der Sonne gut aufgeheizt, und der heiße Metallrahmen scheint den Schnecken wirklich unangenehm und nicht ihre erste Wahl zu sein. Außerdem gibt es hier keine Ritzen, in die sie sich drücken können, anders als in den Holzhochbeeten, die nach und nach immer mehr Spalten bekommen, die super für Schnecken sind. In Kombination mit der Tatsache, dass es viele andere, leichter erreichbare Futterstellen im Garten gibt, konnte ich dort letztes Jahr problemlos Kohl, Salat und empfindliches Gemüse anbauen. Natürlich verirrt sich da auch mal eine Schnecke rein, aber das ist dann echt einfach eine und ich merke es sofort.
Wichtig ist: Hochbeete allein sind kein Wundermittel. Sie helfen vor allem dann, wenn Schnecken Alternativen haben und nicht gezwungen sind, jede Mühe auf sich zu nehmen, um an dein Gemüse zu kommen. Schnecken sind nicht dumm – sie wählen, wie alle Tiere, den Weg des geringsten Widerstands. Wenn du dir also Hochbeete leisten kannst, vor allem gut erhitzbare Metallbeete, und sie geschickt platzierst, können sie ein starker Baustein in deiner Schneckenstrategie sein. Ich habe aber auch “normale” Beete, weil ich erstens nicht sau reich bin und zweitens nicht alles voll mit Hochbeeten haben will – also auch da “unten” kann man Erfolg haben, wenn man den Garten entsprechend wie hier beschrieben gestaltet.

Geduld ist eine Tugend
Du siehst also: Nicht die Schnecken sind das eigentliche Problem – sondern unsere Vorstellung davon, wie ein Garten zu funktionieren hat. Ein Garten ist kein Maschinenraum, den man einmal richtig einstellt und der dann „läuft“. Er ist ein lebendiges, komplexes System, das auf Vielfalt, Wechselwirkungen und Anpassung angewiesen ist. Zudem: Wer beginnt, ökologisch zu gärtnern, muss wissen: Das ist kein Sofortprogramm. Ein Garten, der lange Zeit kahl, versiegelt, steril oder auf Ordnung getrimmt war, wird nicht über Nacht zu einem vielfältigen Biotop. Fressfeinde müssen zurückkehren. Mikroklimate müssen sich etablieren. Lebensräume müssen entstehen – und bewohnt werden. Das dauert. Oft länger, als man es sich wünschen würde, und ja, oft reden wir hier von Jahren, nicht von Wochen. Nach einem Jahr kannst du sicher die ersten Erfolge sehen, ich habe letztes Jahr zwei Gärten übernommen, die quasi Wüsten waren – und schon dieses Jahr ist es so viel leichter! Dennoch weiß ich dass es noch dauern wird, bis alles gut eingespielt ist, und “fertig” wird ein Garten ja sowieso nie. Und das ist ja auch das Schöne, oder?

Gärtnern mit der Natur bedeutet, Zeit einzuräumen, Entwicklungen zu beobachten und Vertrauen in Prozesse zu haben, die jenseits unseres direkten Einflusses liegen. Jeder Garten, der Vielfalt zulässt, ist ein Gegenentwurf zum zerstörerischen Trend der Schottergärten, der Vorgartenwüsten, der Ordnung und des Kontrollzwangs. Und jeder Mensch, der diesen Weg geht, wird merken: Nicht nur der Garten verändert sich. Sondern auch der Blick auf das, was Leben ausmacht. Und das macht so richtig Spaß!
Bis zum nächsten Mal!
Jasmin
Mein Hortarium ist noch ganz jung, und viele Themen, die ich hier angerissen habe, werde ich in den nächsten Monaten ausführlich und praxisnah besprechen. Wenn du Lust hast, tiefer einzusteigen und mich dabei unterstützen möchtest, schließ gern ein Abo ab – dadurch ermöglichst du mir, Saatgut, Experiment-Beete und weiteres Zubehör anzuschaffen, um verschiedene Methoden auszuprobieren und die Ergebnisse direkt mit dir zu teilen. Ich freue mich, wenn du dabei bist und wir zusammen noch viel mehr über Pflanzen, Biologie und nachhaltiges Gärtnern lernen!
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Die Studie über die “Spanische” Wegschnecke:
Pfenninger, M., Weigand, A., Bálint, M. and Klussmann-Kolb, A. (2014), Misperceived invasion: the Lusitanian slug (Arion lusitanicus auct. non-Mabille or Arion vulgaris Moquin-Tandon 1855) is native to Central Europe. Evol Appl, 7: 702-713. https://doi.org/10.1111/eva.12177 (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)