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14.10.2020: Die Leiden der Opfer (1) - Kudammraser-Prozess

Opferfamilie leidet auch beim 4. Prozessanlauf - Teil 1

Maximilian Warshitsky über Wut, Trauer,Tränen und wie er die Täter sieht

Am 01. Februar 2016 wird Michael Warshitsky ermordet. Ein halbes Jahr vor seinem 70.Geburtstag, den seine beiden Söhne gerade vorbereiten. Warshitsky wurde in seinem Jeep auf dem Nachhauseweg in Berlins City West bei der Querung einer Kreuzung bei grünem Ampellicht mit über 150 Stundenkilometern regelrecht von der Straße geschossen von dem Audi des inzwischen rechtskräftig wegen Mordes verurteilten Hamdi H. (heute 31). Der Senior fliegt in seinem Auto über 70 Meter weit und kommt auf der Tauentzienstraße, nahe des KaDeWe, auf dem Dach zum Liegen. Michael Warshitsky hat keine Chance.

Raser Marvin N. (inzwischen 29) inspiziert die Schäden an seinem 380 PS- Mercedes und H. an seinem 225 PS-Audi, einer sucht nach seinem Handy. Mutmaßlich unter Schock. Währenddessen stirbt ihr Opfer  in den Trümmern des aufgeschlitzten und total deformierten Jeeps. An diesem Tag wird auch das bisherige Leben der beiden Söhne, des um seinen Lebensabend gebrachten Michael Warshitsky, für immer zerstört. Nach dem frühen Krebstod der Mutter in ihrer Jugend kommt für Alexander und seinen kleinen Bruder schon der nächste Schicksalsschlag: die beiden Raser machen die Brüder auch noch vaterlos.

Erst am 1. bzw. 3.März 2016 kommen Hamdi H. und Marvin N. in Untersuchungshaft. Die Berliner Staatsanwaltschaft will nach internen Rangeleien das Unmögliche versuchen: sie will die Tat nicht als fahrlässige Tötung (mit einer Höchststrafe von 5 Jahren) geahndet wissen, sondern als bedingt vorsätzlichen Mord. Das Ziel der beiden Raser sei gewesen: Ich rase mitten durch Berlin mit über 150 km/ h. Es könnte dabei jemand sterben, aber es ist mir egal... Vor Gericht geht es jetzt um lebenslange Haft wegen Mordes.

Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit beginnt am 06. Oktober 2020 der inzwischen vierte Anlauf im Ku´damm-Raser-Prozess, der immer noch nicht rechtskräftig abgeschlossen ist - viereinhalb Jahre nach dem tragischen und tödlichen Unfall. Während Hamdi H. vom Bundesgerichtshof inzwischen im Juni 2020 wegen Mordes rechtskräftig zu einer  lebenslangen Haftstrafe verurteilt wurde, steht Marvin N. jetzt erneut vor einer (anderen) Schwurgerichtskammer des Berliner Landgerichts. Das Urteil ist so offen wie noch 2016, als damit begonnen wurde, zu ermitteln.

Maximilian Warshitsky  ist es Vermächtnis und Zeichen der Liebe zu seinem "Papa", wie er seinen Vater bis heute nennt, dieses aufwühlende Gerichtsverfahren, das für seine Familie weit über die Grenze des Erträglichen hinausgehe,  zu durchleiden: für die Familie und all die, die immer noch Opfer schwerster Straftaten würden. 

Maximilian Warshitsky berichtet hier darüber, wie sein Vater der Familie fehle, wie entwurzelt, verzweifelt und allein man sich nach einer Straftat wie dieser jahrelang fühle, wie wenig man menschliche Wärme und helfende Unterstützung erlebe, es sei denn, man habe Familie und/ oder Freunde.

Dieser Podcast sollte allenfalls halb so lang sein. Nach dem Interview entschied ich, das Gespräch mit Maximilian Warshitsky weitgehend unverändert zu belassen und in zwei Teilen zu veröffentlichen. Ich hoffe, dass das auf Zustimmung trifft.

Der zweite Teil des Podcasts wird am 27. Oktober 2020 veröffentlicht. An diesem Tag wird sich Marvin N. im Kudamm-Raser -Prozess zu der Tat erklären, kündigte seine Verteidigung an.

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