Genese des Ruhrgebiets Newsletter – Der Erste
Im Oktober 2023 startete das archäologische Forschungsprojekt „Genese des westlichen Ruhrgebiets“, gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, in Duisburg und Kiel. Inzwischen sind die Büros eingerichtet, die Doktorand*innen haben sich in die Literatur eingelesen und die Funde gesichtet. Die Grabungsdokumentation und der Fundbestand wird gerade durchgearbeitet.
Wenn Sie mehr über das Projekt „Genese des westlichen Ruhrgebiets erfahren wollen, klicken sie hier:
Wie Sie alle wissen: so richtig viel gibt es bei diesem Stand der Arbeit noch nicht zu erzählen. Nun, bei uns schon:
Tadaaa: Der 7. Band der Jahresberichte des Stadtarchäologie Duisburg „Dispargum“ ist erschienen, mit zahlreichen auch projektrelevanten Beiträgen:
Franz Kempken und Julia Völz diskutieren in dem Beitrag: „Weitere Ausgrabungen im Mercatorviertel“ frühmittelalterliche Befunde, insbesondere Grubenhäuser und Gruben, in denen für den Siedlungskontext ungewöhnliche Funde geborgen werden konnten. Es fanden sich Lanzenspitzen, Schildbuckel sowie weitere Waffen- und Ausrüstungsteile überwiegend des 8./9. Jahrhundert, deren Parallelen nach Skandinavien weisen. Fundgruppen, die meist als Grabbeigaben freigelegt und dokumentiert werden, und deren Befundkontext im Mercatorquartier zu verschiedenen Interpretationen anregt, die in diesem Beitrag diskutiert werden.
Brigitta Kunz stellt in Ihrem Artikel einen Feuerstahl mit zungenförmigem Zierbeschläg vor, der ins Ende des 9. Jahrhundert datiert. Das zungenförmige Beschläg weist eine Ornamentik des skandinavischen Tierstils auf und ist als Fundstück im kontinentalen Mitteleuropa so selten, dass es sich nicht um einheimische Produktion handelt. Viel mehr ist es ein Importstück, dessen Verbreitung einem Schwerpunkt im südlichen Schweden rund um Birka hat.
Tobias Duczek stellt einen Depotfund in einem über einem halben Meter hohen Topf der Duisburger Ware vor, der ins ausgehende Mittelalter datiert. Freigelegt und geborgen wurde das Stück im Oederich, einem Teil der Duisburger Altstadt, der zumindest zeitweilig öd lag, was nun neu diskutiert wird.
Während sich Marius Kröner mit den in Duisburg gefundenen Nürnberger Rechenpfennigen des 16.- 18. Jh. beschäftigt, legt Jörn Lück einen Überblick über Richtstätten vor, die sich auf heutigem Duisburger Grund lokalisieren lassen und es sind überraschend viele.
Kai Thomas Platz richtet einen neuen Blick auf den sogenannten Corputius-Plan. Der Stadtplan von Duisburg, vermessen und gezeichnet von dem wohl berühmtesten Schüler Gerhard Mercators, Johannes Corputius, aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Der Stadtplan weist einige Besonderheiten auf, die in der bisherigen Forschung nicht beschrieben und bewertet worden sind. Diese werden hier genauer interpretiert.
In dem immer mehr in den Fokus rückenden Feld einer Archäologie der Moderne beschäftigt sich Meike Hachmeyer mit Duisburger Brauereien, Bierhändlern, aber vor allem den Flaschen aus deren Duisburger Produktion. Eike Granser stellt die Ausgrabungsbefunde der ersten deutschen Sodafabrik vor, die an der Werftstraße aufgedeckt wurden und schließlich beschreibt Maxi Maria Platz das Phänomen des Folklorismus und schlägt vor, diesen Begriff aus der Europäischen Ethnologie als Terminus innerhalb einer Archäologie der Moderne einzuführen.
Dispargum Jahresberichte der Duisburger Stadtarchäologie 7, 2022, erschien bei Verlag Dr. Faustus und kann über den Buchhandel sowie im Online-Shop des Verlages erworben werden.
Des Weiteren gibt es noch etwas zu erzählen, wenn auch nur in Andeutungen. Also, das Genese-Team und die Stadtarchäologie Duisburg ist in diesem Jahr an den Duisburger Akzenten vom 01. bis zum 24.03.2024 beteiligt. Die Duisburger Akzente sind ein Kultur-Festival, ausgerichtet von der Stadt Duisburg, das in diesem Jahr zum 45. Mal stattfindet. Jede Akzente setzten sich mit einem kultur- und gesellschaftspolitischen Thema auseinander und das auf literarische, darstellende, künstlerische, musikalische und auch wissenschaftliche Weise.
Dieses Jahr finden sie unter dem Motto „Familienbande“ statt und einer der Ausrichtungsorte wird erstmals der Ausstellungsraum der Stadtarchäologie Duisburg im Landschaftspark Nord in Duisburg-Meiderich in der Lösorter Straße 129 gleich neben der Jugendherberge sein. Es gibt eine Ausstellung: „Von Kaufleuten zu Industriemagnaten. Die Wurzeln der Ruhrbarone in den mittelalterlichen Städten“ und außerdem drei Vorträge, von Dr. Maxi Platz, Dr. Kai Thomas Platz und Dr. habil Ludger Heid sowie eine Lesung von Ralf Koss.
Das Programm finden Sie hier und mehr dazu erfahren Sie in unserem nächsten Newsletter.
Mit unserem Newsletter richten wir uns an Interessierte der Ruhrgebietsgeschichte und Fachkolleg*innen aus Archäologie und Geschichte. Wir berichten von unserer wissenschaftlichen Arbeit, aber auch Neuigkeiten und Veranstaltungen rund um das DFG-Forschungsprojekt „Genese des westlichen Ruhrgebiets“. Erzählen Sie von uns und empfehlen Sie uns weiter.
Herzlich im Namen des Teams,
Maxi Maria Platz