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MAKE THEM SUFFER - Interview aus FUZE.109

ENDLICH ANGEKOMMEN. Die fünfköpfige Band aus Perth, Australien war schon immer dafür bekannt, sich nicht mit einem fixen Genre zufriedenzugeben. Vielmehr haben sie bereits einige Musikrichtungen abgeklappert, von Deathcore bis Symphonic Metalcore, um ihre Grenzen zu testen und das Passende für sich zu finden. Mit ihrem neuen Self-titled-Album scheinen MAKE THEM SUFFER nun angekommen zu sein, zumindest fürs Erste. Sänger Sean Harmanis erzählt uns mehr über das Album, die bisherige Reise der Band und über Einsamkeit im digitalen Zeitalter.

Foto: Thomas Eger / Blackchester

Worum geht es auf eurem neuen Album, was ist das Hauptthema?
Dieses Album ist für uns ein Meilenstein und eine Möglichkeit zu zeigen, wie weit MAKE THEM SUFFER in all den Jahren gekommen sind. Wir haben es ein bisschen wie eine Zusammenstellung unserer besten Songs gestaltet, etwa so wie ein Best-Of unserer bisherigen Reise. Es vereint all das, worauf wir besonders stolz sind, und bildet unsere Entwicklung als Band ab. Auch wenn es kein Konzeptalbum im klassischen Sinn ist, gibt es ein zugrunde liegendes Thema, das uns sehr beschäftigt, und zwar die Frage, wie sich die modernen Technologien auf die Gesellschaft auswirken. In unseren Texten tauchen immer wieder Motive von Isolation und Einsamkeit auf, die durch die zunehmende Technisierung unserer Welt verstärkt werden. Diese Einsamkeit entsteht, weil die Menschen durch die Geräte und Algorithmen zunehmend voneinander getrennt werden. Es scheint, als würde die Technik die echte menschliche Verbindung ersetzen, was wiederum unsere seelische Gesundheit beeinflusst.

Wir wollten das Album nach uns benennen – als Zeichen dafür, dass wir angekommen sind.

Was inspiriert euch beim Schreiben? Sind es eher persönliche Erfahrungen oder Eindrücke von außen, wie zum Beispiel gesellschaftliche Entwicklungen?
MAKE THEM SUFFER waren immer eine unpolitische Band, bei der es weniger um Botschaften als um künstlerischen Ausdruck und eine Inspiration der Fantasie ging. Musik ist für uns oft ein Fluchtort, eine Form von Eskapismus, soll eine neue, andere Welt erschaffen. Dieses Album allerdings stellt eine kleine Wende dar, da es fast wie ein sozialer Kommentar wirkt. Uns geht es hier nicht darum, eine politische Meinung zu vertreten, sondern vielmehr um die Reflexion dessen, was wir um uns herum beobachten: nämlich zunehmende Isolation und Entfremdung. Wir haben das Gefühl, dass durch die ständige Verfügbarkeit von Technologie und die Abhängigkeit von Algorithmen echte Begegnungen und Verbindungen auf der Strecke bleiben. Diese gesellschaftliche Entwicklung hat uns stark beeinflusst und findet sich in den Themen des Albums wieder, ohne dass wir es als politische Botschaft verstanden wissen wollen.

https://youtu.be/V7GGewgpzac?si=tSoKXOnUNIY4w69l (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

Das neue Album ist euer fünftes und trägt einfach den Bandnamen als Titel. Warum gerade jetzt?
Es fühlt sich an, als wäre jetzt der perfekte Moment dafür. Im Laufe unserer Karriere haben wir viel ausprobiert und mit unterschiedlichen Sounds und Genres experimentiert. Jedes unserer Alben hat dadurch eine ganz eigene Klangfarbe erhalten, und wir haben nie aufgehört, nach dem idealen Sound zu suchen. Oft haben wir mit verschiedenen Mixing-Ingenieuren gearbeitet, um den Stil zu finden, der uns am besten repräsentiert. Diese Reise hat uns schrittweise näher zu dem gebracht, was wir heute als unseren eigenen Sound bezeichnen würden. Inzwischen sind wir an einem Punkt, an dem wir sagen können: Ja, das ist es. Das ist der Sound, der uns als Band wirklich definiert und der sich wie ein authentischer Ausdruck unserer musikalischen Identität anfühlt. Daher wollten wir das Album nach uns selbst benennen – als Zeichen dafür, dass wir angekommen sind.

Wird es dennoch in Zukunft weitere Experimente geben?
Wir sind durch das Experimentieren, das uns als Band von Anfang an begleitet hat, an diesen Punkt gekommen. Durch die Jahre haben wir eine Menge über uns selbst und über das, was wir musikalisch erreichen wollen, gelernt. Natürlich gibt es Songs in unserem Katalog, die wir heute vielleicht anders machen würden oder die uns nicht mehr ganz so wichtig erscheinen, aber gerade diese „Fehler“ oder ungewohnte Elemente haben uns oft weitergebracht. Dieses Album konzentriert sich stärker auf unseren Kernsound, und wir haben begonnen, diesen zu schätzen und auszubauen. Trotzdem heißt das nicht, dass wir nicht weiterhin neue Wege gehen werden. Es ist durchaus vorstellbar, dass wir eine EP in einem ganz anderen Stil aufnehmen, mit neuen Einflüssen, die wir noch nicht erkundet haben. Aber im Moment sind wir glücklich damit, unseren Sound weiter zu vertiefen.

Foto: Thomas Eger / Blackchester

Gibt es einen Song, den ihr als Trial-and-Error-Moment betrachten würdet?
Ja, ein gutes Beispiel sind einige Titel von unserem Album „Old Souls“. Da haben wir viel ausprobiert, unter anderem bei dem Stück „Let me in“. Es hat eine sehr emotionale Note und weist einen starken Metalcore-Einschlag auf, womit wir damals gerade experimentiert haben. Solche Songs haben durchaus ihren Platz auf einem Album, weil sie eine besondere Stimmung erzeugen, aber live passen sie manchmal nicht zu dem Energielevel, das wir in unseren Shows halten wollen. Daher spielen wir live „Let me in“ nicht mehr, weil er das Tempo unseres Sets verlangsamt und die Dynamik bricht. In Zukunft werden wir unsere Songs wahrscheinlich noch bewusster und gezielter einsetzen, weil wir gemerkt haben, wie wichtig es ist, dass bei unseren Shows das Gesamtbild stimmt.

Wie war der Schreibprozess für das neue Album, gerade mit Alex als relativ neuem Mitglied?
Alex war eine absolute Bereicherung für unsere kreativen Arbeit, insbesondere im Studio. Auch wenn ich die meisten Texte geschrieben habe, war sie immer präsent und hat Ideen beigetragen. Das war extrem hilfreich, weil wir so direkt ausprobieren konnten, ob ein bestimmter Gesangspart oder eine Melodie funktionieren würde. Ihre Fähigkeit zum Screamen hat uns als Band neue Ausdrucksmöglichkeiten geschenkt und uns erlaubt, in neue Richtungen zu gehen. Der Schreibprozess war also nicht nur produktiver, sondern auch kreativer und spaßiger. Mit ihrer Unterstützung konnten wir auf spontane Ideen reagieren und uns gegenseitig inspirieren. Es war ein wirklich dynamischer und lebendiger Prozess.

https://youtu.be/RmOjqDRIL4Y?si=yVuEWhDTQhgx8CTo (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

Der Song „Small town syndrome“ ist mir besonders aufgefallen. Worum geht es darin und wie passt er zum Überthema des Albums?
Die Inspiration für „Small town syndrome“ war unsere Heimatstadt Perth. Wenn du auf eine Karte von Australien schaust, liegt Perth ganz im Westen und ist sehr isoliert – es gilt sogar als die abgelegenste Großstadt der Welt. Diese Abgeschiedenheit ist ein Teil des Lebens hier, und während der Pandemie wurde dieses Gefühl noch verstärkt, als die Grenzen geschlossen waren und man nicht aus der Stadt herauskam. „Small town syndrome“ beschreibt das Leben in einer Kleinstadt, in der jeder jeden kennt und man das Gefühl hat, nicht entkommen zu können. Der Protagonist versucht, die Stadt zu verlassen, aber wird immer wieder von ihrer Vergangenheit eingeholt. Dieser Zwiespalt aus Heimatliebe und Eingeschlossensein hat uns zu diesem Song angeregt.

Das Artwork eures Albums wirkt ziemlich minimalistisch und kühl. Was stellt es dar?
Das Cover zeigt eine dystopische Stadtlandschaft – eine Art Hochhausmoloch, der trotz seiner Dichte und Größe unglaublich einsam wirkt. Diese urbane, fast klinisch leere Atmosphäre passt perfekt zu den Motiven des Albums, das sich um Isolation und Vereinsamung in einer zunehmend technisierten Welt dreht. Es ist ein kühler, leerer Ort, fast wie eine Geisterstadt aus Beton und Glas, und soll das Gefühl der Entfremdung in der modernen Gesellschaft visualisieren. Das Artwork ist somit ein wichtiger Teil unserer Erzählung, weil es die Musik und die Texte visuell ergänzt.

Habt ihr zum Abschluss noch eine Botschaft an eure Hörer oder eine persönliche Anmerkung?
Wir möchten uns bei allen bedanken, die uns über die Jahre unterstützt haben. Es war kein leichter Weg und der Erfolg kam nicht über Nacht. Jeder Schritt in unserer Karriere war das Ergebnis harter Arbeit und der Treue unserer Fans, die von Anfang an dabei sind. Dieses Album ist für uns das Beste, was wir je gemacht haben, und wir sind stolz darauf, es mit der Welt zu teilen. Es ist ein großes Dankeschön an alle, die uns auf dieser Reise begleitet haben, und wir hoffen, dass die Fans genauso viel Freude daran haben werden wie wir.
Philip Zimmermann

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