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LANDMVRKS - vorab aus FUZE.112

NIE WIEDER AN DEN ABGRUND ZURÜCK. Metalcore aus Frankreich macht sich zunehmend einen Namen. Ganz vorn mit dabei: LANDMVRKS, die das Genre mit ihrem unverwechselbaren Sound und starken Live-Performances maßgeblich mitgestalten. Hinter ihnen liegen anstrengende Jahre, vor ihnen jede Menge internationale Shows und ein ausgedehnter Festivalsommer. Aber das hohe Tempo hat seinen Preis. Die Band aus Marseille ist gerade in den USA unterwegs, als uns Gitarrist Nicolas Exposito einige Fragen beantwortet. Es geht um gute Live-Shows und schlechtes Essen auf Tour, aber vor allem darum, wie LANDMVRKS den wohl düstersten Momenten ihres Lebens begegneten und wie sie das Erlebte jetzt auf „The Darkest Place I’ve Ever Been“, ihrem vierten Album, verarbeitet haben.

2021 haben wir das letzte Mal mit euch gesprochen. Kurz zusammengefasst: was ist seitdem bei euch passiert?
Die Jahre waren sehr intensiv. Unsere letzte Platte „Lost In The Waves“ hat uns viele Türen geöffnet, uns mit vielen Leuten rund um die Welt verbunden. Der beste Moment der letzten Jahre war vermutlich unsere ausverkaufte Headliner-Show im Olympia in Paris. Das war fast surreal! Aber auch beim Hellfest 2024 auf der Main Stage zu spielen, war ein echter Meilenstein für uns. Zu der Schattenseite müsste ich definitiv die Visa-Probleme zählen, die wir kürzlich bei der Einreise in die USA hatten. Deswegen mussten wir den ersten Gig unserer Tour absagen – wahnsinnig frustrierend.

Eure neue Platte heißt „The Darkest Place I’ve Ever Been“. Kannst du beschreiben, wie es sich an diesem düsteren Ort anfühlt?
Es ist ein mentaler, emotionaler Zustand. Einer, in dem sich alles schwer und hoffnungslos anfühlt, in dem du denkst, du verlierst dich selbst. Als wärst du in einem Nebel gefangen und könntest keinen Ausgang finden.

Das Album erzählt eine Geschichte, die auf den Herausforderungen der letzten Jahre sowie persönlichen Erfahrungen eures Sängers Flo Salfati basiert. Waren die privater oder beruflicher Natur? Und gab es einen bestimmten Auslöser?
Beides. Persönliche Probleme, Beziehungen, Burnout, seelische Gesundheit. Auch der konstante Druck, den es bedeutet, in einer Band zu sein und permanent Gas zu geben. Der Auslöser war wahrscheinlich, dass uns bewusst wurde, keine Rücksicht auf uns selbst genommen zu haben. Wir waren immer auf dem Sprung, haben stets das nächste Ding gejagt und dabei unser eigenes Wohlbefinden komplett aus den Augen verloren.

Im Promotext ist die Rede von körperlichen sowie mentalen Veränderungen, die der Protagonist eurer Story durchmacht. Kannst du dafür Beispiele nennen?
Wenn du vor deinen Dämonen davonrennst, sie dich letztendlich aber einholen, dann kann das so dargestellt werden, dass du sich selbst in diese Kreatur verwandelst, der du fürchtest zu begegnen. Die körperliche Transformation steht dabei für die mentalen Veränderungen, die du durchmachst, wenn die eigene Persönlichkeit, die Identität, ja, die Psyche, in die Dunkelheit abrutschen. Du fühlst sich dabei isoliert, was wiederum mit dem Bild der Wüste symbolisiert werden kann. Dort bist du allein. Es gibt niemanden, der dir helfen kann, keine Richtung, in die du gehen kannst. Dort wanderst du umher, auf einem Terrain, auf dem du dich irgendwann besser auskennst, als dir lieb ist.

Diese Metaphern findet man auch in euren Musikvideos zu „Creature“, „Sulfur“ und „A line in the dust“, die eine zusammenhängende Story erzählen. Wie und mit wem habt ihr die entwickelt?
Alles hat mit „Creature“ angefangen. Zu der Zeit haben wir noch gar keine möglichen Sequels in Erwägung gezogen. Aber dieses Video hat definitiv ein paar kreative Türen geöffnet und das Fundament für die weiteren Clips gelegt. Wir haben die Story gemeinsam selbst entwickelt – wie ehrgeizige Filmemacher. Das war eine aufregende Zeit. Außerdem haben wir vom Input unseres Freundes Guy Mishima profitiert, der für das Coverartwork verantwortlich ist, sowie von unserem Regisseur Pavel Trebukhin.

https://youtu.be/Y6MdUdLNfaM?si=ofhzPTDssv3fM5bI (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

Im Video zu „Sulfur“ zieht diese Kreatur, in die sich Flo verwandelt, die restlichen Bandmitglieder nach und nach mit auf die dunkle Seite, in die eben erwähnte Wüste. Inwiefern spiegeln sich darin eure eigenen Erfahrungen wider?
Wenn einer von uns ins Straucheln kommt, beeinflusst das uns alle. Wir sind mehr als eine Band, wir sind enge Freunde. Wir haben das alles gemeinsam aufgebaut. Der Inhalt des Videos steht symbolisch dafür, wie sich diese Dunkelheit ausbreiten kann, wenn man nicht entsprechend mit ihr umgeht. Es geht darum, den Schmerz des anderen anzuerkennen und ihn damit nicht allein zu lassen.

Wir haben gelernt, uns regelmäßiger danach zu erkundigen, wie es den anderen geht, und immer ehrlich zu sagen, wenn etwas nicht in Ordnung ist.

Und wie macht ihr das?
Indem wir miteinander sprechen. Indem wir füreinander da sind. Wir haben gelernt, uns regelmäßiger danach zu erkundigen, wie es den anderen geht, und immer ehrlich zu sagen, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Wir haben auch gelernt, uns, wenn nötig, eine Auszeit zu nehmen. Das ist nicht einfach, wenn deine Leidenschaft zu deinem Beruf wird. Aber man muss Wege finden, sich zu schützen.

Auf „The Darkest Place I’ve Ever Been“ findet man eine noch größere musikalische Vielfalt, als man sie sowieso von euch kennt. Inwiefern hilft das beim Storytelling?
Sehr! Wir haben verschiedene Stile verwendet, um jeweils bestimmte Emotionen und Etappen dieser Reise darzustellen. Harte Sounds für Wut und Chaos, softere Elemente, um Momente der inneren Reflexion zu auszudrücken. Die Rap-Parts transportieren meist direkte Gedanken. So wirkt das ganze Album viel lebendiger und dynamischer an.

https://youtu.be/wIaiMl4wHSE?si=j22h75dRupq0ZNSF (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

Eure Rap-Parts sind meist auf Französisch. Flo sagte mal, dass er sich damit wohler fühlt. Auf dem neuen Album findet man aber jetzt auch englische Zeilen, die ziemlich schnell gerappt werden. Wie kam es zu der Entscheidung?
Ja, Flo fühlt sich wohler, wenn er auf Französisch rappen kann. Das ist schließlich seine Muttersprache und in der fühlen sich die Wortspielereien am natürlichsten an. Aber manche der neueren Songs haben regelrecht nach Englisch gerufen – der Flow, der Rhythmus, der Vibe ... Es fühlte sich einfach richtig an. Es passierte definitiv instinktiv und keine durchdachte Entscheidung.

Der Song „Funeral“ ist das traurige Ende des Albums und seiner Geschichte. Wie schaut ihr persönlich in die Zukunft?
Wesentlich bewusster. Wir standen echt am Abgrund und dahin wollen wir nie wieder zurückkehren. Jetzt geht es darum, die richtige Balance zu finden – zwischen Ambition und Abschalten, Touren und Leben. Wir freuen uns auf alles, was vor uns liegt, aber wir sind inzwischen auch vorsichtiger.

Dennoch habt ihr in diesem Jahr wieder viel vor, seid quasi non-stop auf Tour. Wer schon mal ein Konzert von euch gesehen hat, weiß, dass ihr eine sehr starke Live-Band seid. Wie bereitet ihr euch auf Shows vor? Worauf liegt euer Fokus bei den Proben?
Wir fokussieren uns stark auf den Flow des gesamten Sets, also auf die Übergänge zwischen den Songs und darauf, wie wir die Energie aufbauen. Proben sind nicht nur dafür da, um die Songs gut zu beherrschen, wir müssen auch sicherstellen, dass live der Funke überspringt. Wir möchten, dass unsere Shows aussagekräftig, eindrucksvoll und perfekt getimet sind und dabei voller intensiver Emotionen. Und am wichtigsten: Wir möchten als Band auf der Bühne eine echte Einheit sein.

Was ist der Schlüssel zu einem guten Live-Sound?
Ein guter Soundtechniker. Unserer ist phänomenal! Ihn mit den besten Sources zu versorgen und dabei erstklassiges Equipment zu verwenden, ist auch wichtig. Außerdem hilft es, selbst zwei großartige Soundleute in der Band zu haben – und natürlich auf den Punkt zu spielen.

Zum Abschluss: Frankreich ist bekannt für gutes Essen. Was denkt ihr über die Verpflegung auf Tour? Ist euch ein besonders gutes Catering in Erinnerung geblieben – oder ein besonders schlechtes?
Essen auf Tour ist entweder grandios oder wirklich übel. Wir lieben es aber prinzipiell, lokale Gerichte auszuprobieren – selbst die schrecklichsten. Natürlich kann man Frankreich kulinarisch nicht mit anderen Orten auf der Welt vergleichen. Das werden dir andere Bands sicher bestätigen. Das Catering in Frankreich ist auf einem unvergleichlichen Level und versucht, dir möglichst den Eindruck zu vermitteln, du würdest in einem Restaurant dinieren, obwohl du in einer Konzerthalle sitzt. Das beste Essen auf Tour gab es vermutlich im Le Bikini in Toulouse: eine vielfältige Käse- und Charcuterie-Auswahl, Entenconfit, Kartoffelgratin, gerösteten Fenchel ... Das schlimmste sind die Chips-Sandwiches in Großbritannien. Aber hey, immerhin hat man uns dort überhaupt etwas angeboten!
Jeannine Michèle Kock

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https://steadyhq.com/de/fuzemagazine/posts/ad5c1c2f-1dd2-41ae-ae65-54b2378b561b (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)
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