It's coming on Christmas
They're cutting down trees
They're putting up reindeer
And singing songs of joy and peace
(Joni Mitchell)
Good evening, Europe!
Die Lichterketten hängen schon lange, die Häuser sind festlich geschmückt und ich liebe es wieder, in der Dunkelheit durch Wohngegenden zu spazieren und mir das alles anzuschauen. Oder einfach vormittags in die Stadt zu gehen (morgen und übermorgen vielleicht nicht die geilste Idee) und zu sehen, wie die Geschäfte geöffnet werden, wie der Weihnachtsmarkt erwacht, wie überhaupt menschliches Leben einfach so stattfindet, obwohl Nachrichten-Apps und Social Media das Gegenteil behaupten.
Ich möchte noch kein endgültiges Fazit ziehen, wie 2021 denn nun so war (ich bin ja nicht Spotify oder Günther Jauch), aber „Stand jetzt“ (wenn ich bei der Wahl zum „Wort des Jahres“ irgendein Mitspracherecht gehabt hätte, hätte ich übrigens mit größter Überzeugung für „Stand jetzt“ votiert — was für eine großartige Kombination aus beamtendeutscher Präzision und völliger Gottergebenheit!) kann ich wirklich nicht klagen. Besonders für ein Jahr, das auf „1“ endet: Ich erinnere mich, dass ich 1991 echt doof fand; 2001 bekam eine deutliche Unwucht im September und 2011 fand ich, als es passierte, auch richtig scheiße (ich kann mich selbstverständlich null erinnern, welche befindlichkeitsfixierten Gründe mich damals zu dieser Einschätzung bewogen haben mag, denn mein „heute vor zehn Jahren“ auf Instagram war dieses Jahr eine (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) einzige (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) Party (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)).
Jedenfalls: Here we are again. Wir haben eine weitere Runde um die Sonne zurückgelegt, die Tage werden wieder länger, die Weihnachtseinkäufe sind gemacht (nur zum Metzger muss ich am Freitag noch). Ich hab heute sogar schon die Wohnung geputzt (obwohl ich keinerlei Besuch erwarte, aber wenn ich zu Weihnachten nicht putze, tue ich es nie mehr)! Jetzt stehe ich nur noch von der Couch auf, um Essen zu machen und/oder zu verspeisen!
Ich weiß aber natürlich auch, dass dieses Jahr für viele alles andere als chillo war. Ich kenne genug Menschen, die dieses Jahr geliebte und wichtige Menschen (oder Tiere) verloren haben – einige an Krankheiten, viele an Verschwörungsmythen und ähnlichen Bullshit (hier übrigens: keine Tiere — denk darüber mal nach, Menschheit!). Für die die nächsten Tage aus den verschiedensten Gründen anstrengend oder traurig werden. Denen möchte ich sagen: Ich denke an Euch! Niemand wird vergessen sein!
Falls Euch jetzt auffällt, dass Ihr noch nicht alle Geschenke beisammen habt, oder Ihr einfach gerne mein Buch über den Eurovision Song Contest verschenken würdet, das aber - hatte ich das schon erwähnt? - erst Ende Februar erscheint: Das Kind hat einen formschönen Gutschein entworfen, den Ihr auf meiner Website (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) herunterladen und ausdrucken könnt!
Was hast Du gesehen? „Tick, Tick… Boom!“ ist ein Musical, das Jonathan Larson über die Zeit in seinem Leben geschrieben hat, als er versuchte, ein erfolgreiches Musical zu schreiben. Er sollte später als Autor und Komponist des wahnsinnig erfolgreichen Musicals „Rent“ in die Geschichte eingehen, wovon er allerdings nicht mehr viel hatte, weil er am Tag der ersten preview show starb. Lin-Manuel Miranda, der Erfinder von „Hamilton“ hat dieses Musical über den Musical-Komponisten jetzt für Netflix (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) verfilmt und wenn Ihr diesen Absatz bis hierhin schon zu kompliziert fandet, ist dieser Film vielleicht nichts für Euch. Ich fand ihn aber sehr schön: Andrew Garfield ist großartig als Jonathan Larson (und kann singen!), Vanessa Hudgens aus „High School Musical“ spielt mit, Lin-Manuel Miranda hatte einige sehr tolle Einfälle.
Um den Meta-Ebenen-Irrsinn auf die Spitze zu treiben, folgende wahre Geschichte: Als ich den Film geguckt hatte und der Abspann lief, wollte ich in der Wikipedia etwas zu Stephen Sondheim nachlesen, dem großen amerikanischen Musical-Komponisten (und Texter von „West Side Story“), der ein Mentor von Jonathan Larson gewesen war und als Charakter im Musical/Film vorkommt. Der erste Absatz lautete: „Stephen Joshua Sondheim was an American composer and lyricist“, und ich dachte: „Seltsam, wieso dachte ich immer, dass der noch lebt?!“. Dann fiel mein Blick auf das Sterbedatum: 26. November 2021; der Tag, an dem ich den Film gesehen und den Wikipedia-Artikel aufgerufen hatte. Da kam die „New York Times“-Eilmeldung, dass Stephen Sondheim im Alter von 91 Jahren gestorben sei. BOOM!
Auf der Suche nach möglichst banaler Unterhaltung wurde ich auf Netflix fündig: „School Of Chocolate“ (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) ist eine Dessert-Wettbewerbsshow, bei der in jeder Folge absurdeste Kreationen aus Schokolade gebaut werden müssen. Obwohl das normalerweise nicht wirklich mein Genre ist, war ich sofort angefixt: Das Teilnehmerfeld ist im genau richtigen Maße eigentlich egal, aber doch irgendwie durch die Bank sympathisch, Zickereien finden kaum statt und Amaury Guichon, Star-Chocolatier und Chef/Wettkampfleiter dieser Show, ist sensationell in seiner ganzen Art. Ich bin mir sicher, dass ich „School of Chocolate“ besser finde, als ich es vernünftigerweise finden sollte, aber das ist mir kurz vor Weihnachten sowas von egal!
Was hast Du gehört? Den Soundtrack zu „Tick, Tick… Boom!“ (Sony Music; Spotify (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre), Apple Music (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)), natürlich. Ich mag nicht alle Songs daraus, aber einige Lieder haben so einen unglaublichen Ben-Folds/Andrew-McMahon-Vibe, dass ich mich in sie schockverliebt habe.
Auch auf dem Soundtrack/im Abspann des Films zu hören, sind die Mountain Goats, was mich auf die Idee brachte, deren aktuelles Album „Dark In Here“ (Merge Records; Spotify (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre), Apple Music (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)) zu hören, das die Band im Juni veröffentlicht hatte. Ich kenne außer dem zehn Jahre alten „All Eternals Deck“ nicht so wahnsinnig viel von den Mountain Goats, aber dieses Album ist, wie zu Leuten auf eine Dinnerparty eingeladen zu werden, die man kaum kennt, und sich sofort zuhause zu fühlen.
Wenn man den Namen von Vanessa Peters deutsch ausspricht, klingt es wie eine Frau, die in irgendeiner frühen DSDS-Staffel mal den dritten Platz belegt hat und/oder mal Vorletzte beim ESC wurde. Davon sollte man sich ebensowenig abschrecken lassen wie vom Roy-Lichtenstein-für-Arme-Cover ihres Albums „Modern Age“ (Idol Records; Spotify (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre), Apple Music (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)) . Die Musik ist nämlich super: Wie ein Mixtape, wo nur Aimee Mann, Suzanne Vega und Kathleen Edwards drauf sind. Ich weiß leider fast nichts über Vanessa Peters selbst, aber Instagram hat mir vor Monaten das Video ihrer Single „Crazymaker“ als Werbung ausgespielt und ich hab den Song sofort auf meine Playlist gepackt. Das dazugehörige Album habe ich mir erst jetzt, sehr viel später, angehört, aber es ist ja eigentlich gar nicht so wichtig, wann man tolle Musik entdeckt, sondern dass man sie überhaupt findet und dann hören kann!
Außerdem habe ich natürlich das neue Album von Adele gehört, das ich leider so wahnsinnig egal fand, dass ich es nicht mal verlinke.
Was hast Du gelesen? Der amerikanische „Rolling Stone“ hat eine große Reportage (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) von Kory Grow und Jason Newman über Marilyn Manson veröffentlicht, in dem die Vorwürfe wegen sexueller Übergriffe, psychischer Manipulation und anderer Übergriffe gegen den Musiker ziemlich detailliert aufbereitet werden. Das ist, naturgemäß, keine besonders vergnügliche Lektüre, aber es ist ein weiteres wichtiges Dokument, was die Auseinandersetzung mit hochgradig problematischen Personen (zumeist: Männern) in der Unterhaltungsindustrie angeht. Der Text zeichnet ein faszinierendes Bild von einem Mann mit harter Kindheit, der sich als diabolischer Anti-Popstar inszenierte und offenbar immer mehr in diesen Charakter verwandelte.
Es gibt zahlreiche Stellen, in denen der „Rolling Stone“ selbst vorkommt, darunter auch dieser Absatz, den ich mir in deutschsprachigen Medien irgendwie so gar nicht vorstellen kann:
Warner has often joked in interviews about abusing women. For decades, the media has amplified and glamorized his voice — including Rolling Stone, which put him on the cover in 1997 with the headline “Sympathy for the Devil.” (Former contributing editor Neil Strauss, who wrote that story and co-authored Warner’s bestselling 1998 memoir, The Long Hard Road Out of Hell, could not be reached for comment for this article.)
Ebenfalls im amerikanischen „Rolling Stone“ gelesen habe ich einen Artikel (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) über Eric Clapton, der inzwischen offenbar Impfgegner ist, womöglich aber immer schon ein eher problematisches Weltbild hatte.
Was hast Du gelernt? Die Namen unserer Wochentage (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) geht auf sieben Planeten zurück, die gleichzeitig Römische Götter waren, dann kamen noch die germanischen Götter dazu und die Christianisierung, die die heidnischen Namen wieder loswerden wollte. (Man lernt ja so viel, wenn Kinder einem die vermeintlich einfachsten Fragen stellen!)
https://www.youtube.com/watch?v=NIf1EEFv8Eo (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)Eines der besten Weihnachtslieder überhaupt! Keine Diskussionen! (Mehr Weihnachtslieder wie immer in meiner Playlist (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre).)
Habt eine wunderbare Weihnachtszeit und kommt gut ins Neue Jahr! Das wird mega! Diesmal wirklich!
Herzliche Grüße, Euer Lukas
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