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Gedanken zum neuen Jahr

Dear all,

gerade sitze ich in einem kleinen Hotelzimmer im Schwarzwald und schaue auf Hügel mit dichten Fichtenwäldern, aus denen der Nebel emporsteigt. Alles ist in Stille getaucht.

 

Die Zeit zu Beginn eines neuen Jahres hat für mich immer etwas besonders Schönes. Auch wenn diese Tage, genau betrachtet, Tage wie alle anderen sind. Zu keiner anderen Zeit fällt es mir so leicht, mir so etwas wie einen Neuanfang vorzustellen, mir zu überlegen, wie mein Leben auch aussehen könnte, und mir darüber klarzuwerden, was ich anders machen möchte.

 

Ich habe schon vor einigen Jahren damit aufgehört, mir konkrete Vorsätze für den Jahresbeginn zu machen, weil ich nie in der Lage war, sie wirklich umzusetzen. Und eigentlich glaube ich auch gar nicht, dass man sich so etwas wie Neujahrsvorsätze machen sollte, weil sie immer zu groß, zu absolut, zu fantasiebeladen sind, um Realität zu werden. Wir treffen sie in einer idealen Welt, nach einer längeren Zeit der Ruhe, in der wir kaum Emails beantworten müssen und unser Alltag auch sonst viel weniger Ansprüche an uns stellt. Daher neigen wir vielleicht dazu, unsere Möglichkeiten unfreiwillig zu überschätzen.

 

Aber ich glaube, dass wir uns trotzdem von diesem Gefühl des Neuanfangs leiten lassen können und dass es in gewisser Hinsicht ein wichtiges Gefühl ist. Denn jetzt ist die Zeit, überhaupt zu erkennen, dass so etwas wie eine Möglichkeit, seinem Leben neue Impulse zu geben, besteht. Die Zeit, eine innere Offenheit für Anregungen zu finden, die wir sonst gerne als unmöglich abtun. Bestimmte Ideen und Gedanken heranreifen zu lassen, die vielleicht nicht sofort, aber später Früchte tragen werden.

 

Frederik, ein Freund, hat unseren Aufenthalt im Schwarzwald vor ein paar Monaten für uns gebucht, als ich tief in den Vorbereitungen zur Buchveröffentlichung steckte und klar wurde, dass ich bis zum Ende des Jahres auf eine Weise beschäftigt sein würde, die für den Rest meines Lebens keinen Raum lassen würde. Er hat gefragt, ob ich nicht Lust hätte, den Jahreswechsel hier zu verbringen und sich um alles gekümmert. Das hat sich wie ein großartiges Geschenk angefühlt und in vieler Hinsicht war es das auch. Wir machen unglaublich schöne Wanderungen. Die hügelige Landschaft mit ihren Almen, Tälern und Bächen ist überraschend malerisch und meistens liegt eine Ahnung von Frühling in der Luft. Nach den Wanderungen gehen wir in die verglaste Sauna des Hotels, von der man den Sonnenuntergang hinter den Hügeln anschauen kann.    

Ich versuche mir bewusst zu machen, dass nichts vorherbestimmt ist. Dass die Probleme der Vergangenheit oft die Tendenz haben, so etwas wie Schleusen des Neubeginns zu werden. Dass wir Vertrauen darin haben können, auch in der Lage zu sein, kommenden Herausforderungen zu begegnen.

Ich bin so dankbar, dass ich die anstrengende Release-Zeit irgendwie gut absolvieren konnte und „Die Zeit der Verluste“ schon jetzt so viele Lesende gefunden hat, denen das Buch viel bedeutet. Das ist der Traum. Aber wie für einige von uns, war das vergangene Jahr nicht einfach für mich. Es war ein Jahr, in dem es mir viele schlechte Nachrichten schwer gemacht haben, zu einer inneren Zuversicht zurückzufinden. Ein Jahr, in dem ich mich fremdbestimmter gefühlt habe als geplant, und in dem ich mich selbst, meine Zeit und meine Kraft weniger wertgeschätzt habe, als ich wollte. Auch das neue Jahr wird sicherlich einige schlechte Nachrichten und Enttäuschungen bereithalten und viele von uns vor unerwartete Herausforderungen stellen. Doch ich versuche mir bewusst zu machen, dass nichts vorherbestimmt ist. Dass die Probleme der Vergangenheit oft die Tendenz haben, so etwas wie Schleusen des Neubeginns zu werden. Dass wir Vertrauen darin haben können, auch in der Lage zu sein, kommenden Herausforderungen zu begegnen, da wir schon so vielen unvorstellbar anmutenden Herausforderungen begegnet sind. Und dass wir auch in diesem neuen Jahr viele Momente der Freude, der Schönheit, der Ruhe, der Hoffnung und des Trosts erfahren werden. Sich das bewusst zu machen, hat nichts Wohlfeiles und nichts Naives, sondern beschreibt eine ganz konkrete, eine bedeutsame Realität unseres Lebens.      

 

Und jetzt, mit dem Anblick der nebeligen, schwarzgrünen Fichtenwälder und dem hellen Grün der Wiesen, spüre ich, dass ich mehr von dieser Realität in mein Leben bringen möchte. Wie auch immer das aussehen wird. Nicht als Vorsatz, sondern als etwas, für das ich offen sein will. Auch wenn sich das Ergebnis dessen vielleicht erst morgen oder nächste Woche oder auch erst in ein paar Monaten zeigt.

 

Ich wünsche euch allen ein wunderbares neues Jahr! Ein Jahr mit allem Glück der Welt natürlich, das ihr in vollen Zügen ausschöpft. Aber auch eines mit vielen genau solcher kleinen Momente. Ich glaube, schon sie können sehr viel sein.

 

Alles Liebe und passt auf euch auf,

Daniel

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