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Varsha Shah: Ajay und die Tintenhelden

Diese Geschichte handelt von Straßenkindern in Mumbai, der größten Stadt Indiens. Nicht viele in Deutschland erscheinende Kinderbücher verlassen den europäischen Kosmos, und allein das hat mich schon neugierig gemacht. 

Als Hauptfigur wird uns Ajay vorgestellt, der auf dem Bahnhof von Mumbai lebt und vermutet, etwa 12 Jahre alt zu sein - genau weiß er es nicht, denn seine Mutter hat ihn vor vielen Jahren auf ebendiesem Bahnhof abgesetzt und seitdem hat er niemanden mehr, den er fragen könnte. Ajay hat ein festes Ziel: Er will Journalist werden und für Mumbais bekannteste Zeitung arbeiten. Weil die aber keine minderjährigen Straßenjungen einstellt, gründet er seine eigene Zeitung: die "Mumbai Sun", gedruckt mit einer ausrangierten Druckerpresse auf rosa Papier aus einer Verpackungsfabrik. 

Straßen-David gegen Geschäfts-Goliath

Auf der Suche nach Geschichten für seine Zeitung kommt Ajay einem Verbrechen auf die Spur: Eine Bande aus einflussreichen Lokalpolitikern und Geschäftsleuten will die Bewohnerinnen und Bewohner eines Slums mit falschen Versprechungen aus ihren Behausungen locken und den Slum abreißen. Und dann stürzt auch noch die Textilfabrik ein, in der Ajays Freundin Yasmin arbeitet. Ajay schreibt alles in der "Mumbai Sun" auf. So werden auch die Profi-Journalisten auf die Missstände aufmerksam - aber Ajay gerät in Gefahr. Denn wer schützt schon eine Bande Straßenkinder?

Fazit: beeindruckt und erweitert den Horizont

Varsha Shah hat ein eindrucksvolles Debüt hingelegt. Das Setting der Geschichte ist uns so fern, dabei zeigt es die harte, unbarmherzige Realität von Millionen Kindern. Wir erfahren davon höchstens, wenn wirklich wieder einmal eine Textilfabrik eingestürzt ist. Ajay ist ein Kind dieser Realität:  trickreich und unerschrocken, aus reinem Überlebenswillen. Besonders beeindruckt hat mich, dass mehrere Perspektiven mitbedacht werden. Ein Beispiel: Nach Ajays Bericht über die marode Textilfabrik wird diese geschlossen. Ein klarer Erfolg - aber Ajays Freundin Yasmin ist verzweifelt, weil sie keine Arbeit mehr hat. 

Trotz aller Schwere ist die Geschichte übrigens auch lustig, spannend, ermutigend, berührend und sie hat ein gutes Ende. Ich empfehle sie daher guten Gewissens allen Leserinnen und Lesern ab 10 Jahren - gerade im reichen, satten und zufriedenen Teil Europas.

Atrium Verlag, ab 10 Jahren, 15 Euro

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