Roald Dahl: Matilda
Roald Dahl ist der Meister des kindgerechten schwarzen Humors. In seinen Büchern müssen sich Kinder oft gegen scheinbar übermächtige, böse Erwachsene wehren, und da geht es mitunter brutal zu: Kinder werden in Mäuse verwandelt, durch Kaugummi-Maschinen gezogen oder an den Zöpfen durch die Luft gewirbelt. Dahl beschönigt nichts: Er zeigt gnadenlose Bosheit, gnadenlose Armut, gnadenloses Desinteresse von Eltern an ihren Kindern. Aber es zeigt sich, dass sie meist nicht so allein sind, wie es anfangs scheint.
So ist es auch bei "Matilda" - ein winziges, zu Beginn der Geschichte vierjähriges Mädchen, das von seinen Eltern "wie Wundschorf" behandelt wird: "Wundschorf ist etwas, womit man sich so lange abfinden muss, bis man es abknibbeln und wegschnippen kann." Deshalb entgeht den Eltern auch, dass ihre Tochter höchst begabt ist und sich mit fünf Jahren schon durch die Klassiker-Abteilung der Bibliothek liest.
"Alles gut" auf Roald-Dahl-Art
In der Schule hat Matilda zwar eine liebenswerte Klassenlehrerin namens Fräulein Honig, aber die Schulleiterin, Fräulein Knüppelkuh, ist ein sadistischer, kinderhassender Drache. Sie quält und beschimpft die Kinder, wo sie nur kann. Doch eines Tages merkt Matilda, dass sie sich gegen die Knüppelkuh wehren kann. Sie hat die Fähigkeit, Gegenstände zu bewegen, nur mit der Kraft ihrer Gedanken und ihrer Augen.
Und so nimmt die Geschichte ein gutes Ende - wenn das auch bei Roald Dahl selten bedeutet, dass "alles gut" wird. Rosarote Plüsch-Happy-Ends waren nie die Sache des Briten mit norwegischen Wurzeln. "Matilda" hat er bereits 1988 veröffentlicht. Derzeit bringt der Penguin Junior Verlag einige seiner Bücher neu heraus, unter anderem "Charlie und die Schokoladenfabrik" und "Hexen hexen". Andreas Steinhöfel hat die Texte neu aus dem Englischen übersetzt, doch die originalen Illustrationen von Quentin Blake hat der Verlag zum Glück beibehalten: Blake hat es geschafft, mit wenigen schnellen Strichen nicht nur das Äußere der Figuren zu zeigen, sondern auch ihren Charakter.
Penguin Junior Verlag, ab 8 Jahren (für sensible Kinder vielleicht etwas später), 18 Euro.
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