Drei Bücher, ein Thema: Lustiges Lesen für Kinder ab 4
Manchen Büchern gelingt die Kunst, gleichzeitig die Kinder und die Erwachsenen zum Lachen zu bringen. Mit solchen Geschichten - und den Zeichnungen dazu - hatten meine Kinder und ich oft die besten Vorlese-Momente. Hier sind drei Favoriten zum gemeinsamen Lesen-Lachen mit Kindern ab 4. Ihr kennt sicher weitere - verratet sie mir! Als Mitglieder*innen könnt ihr mir Nachrichten schicken und meine Beiträge kommentieren.
Oliver Jeffers: Steckt
Die Geschichte beginnt ganz harmlos mit einem Papierdrachen, einem Baum und einem Jungen namens Floyd. Der Drache verhakt sich im Baum, und weil Floyd nicht hinaufklettern kann, wirft er seinen Schuh nach dem Drachen, um ihn herunterzubekommen. Der Schuh bleibt allerdings auch stecken. Zum Glück hat Floyd noch einen zweiten Schuh, doch man ahnt es schon, auch der bleibt stecken. Ginge die Geschichte einfach so weiter, würde sich der Witz irgendwann totlaufen - doch das tut er nicht, denn sie steigert sich fröhlich und lakonisch in den größten Irrsinn: Floyd wirft die Katze nach dem Schuh, eine Leiter nach der Katze, einen Farbtopf nach der Leiter, eine Ente nach dem Farbtopf und so weiter. Zum Schluss ist der Baum vollgestopft unter anderem mit einem Wal, einem Schiff, einem Laster und den Feuerwehrleuten, die eigentlich helfen wollten. Das ist der Moment, an dem die Geschichte zum Papierdrachen zurückkehrt.
Diese Geschichte konnte ich anfangs nur schlecht vorlesen, weil ich selbst so sehr lachen musste, dass mir die Puste wegblieb. Meine Kinder lachten allein deshalb schon mit - und konnten mir bald beim Vorlesen helfen, weil sie dank zigfacher Wiederholung den sparsamen Text schnell auswendig konnten. Bei manchen Kindern schlägt der Witz vielleicht erst durch, wenn sie älter sind - denn was wir so herrlich absurd finden, wird in der kleinkindlichen Fantasie vielleicht noch eher als selbstverständlich angenommen. Ich empfehle: Buch aufheben - und später nochmal vorlesen!
Nord Süd Verlag, ab 4 Jahren, 15 Euro.
Chris Haughton: Pssst! Wir haben einen Vogel
Vier Gestalten sind im Wald unterwegs. Drei von ihnen wollen einen Vogel fangen, doch die vierte - die kleinste - macht ihre Bemühungen zunichte, weil sie sich immer so freut, wenn sie den Vogel sieht: "Hallo Vögelchen!" Ein mehrfaches "Pssst!" schallt ihr entgegen, denn die Großen haben einen Plan und der Kleine soll nicht stören. "Erster fertig - Zweiter fertig - Dritter fertig..." Der Plan scheitert, der nächste muss her. Die kleine Gestalt dagegen braucht keinen Plan und kein Netz. Sie lockt den Vogel mit Futter, zuerst einen, dann ganz viele, und fängt keinen von ihnen, sondern freut sich nur. Das ist unsere Chance!, denken die Großen. Doch jetzt drehen die Vögel den Spieß um. Die bis hierhin schon urkomische Geschichte setzt das Highlight zum Schluss: Kaum sind die Gestalten den Vögeln entkommen, entdecken sie ein Eichhörnchen auf einem Baum... Der preisgekrönte irische Autor und Illustrator erzählt mit wenigen Worten und seinen typischen collagen-artigen Figuren in wunderbaren, klaren Farben eine lustige, aber auch bestärkende Geschichte: Hier stellen sich mal die Großen doof an. Der Verlag empfiehlt das Buch ab 4 Jahren; den szenischen Text kann man aber (auch wieder und wieder) so lebendig vorlesen, dass selbst manche Achtjährige noch mit Spaß zuhören.
Fischer Sauerländer Verlag, ab 4 Jahren, 14,99 Euro.
Alexander Steffensmeier: Lieselotte lauert
Die Kuh Lieselotte ist inzwischen allseits bekannt und präsent dank Fernsehserie und eigener Homepage, Marketing und Merchandise. Begonnen hat alles mit diesem Buch. Die Kuh Lieselotte hat ein allerliebstes Hobby: Sie erschreckt den Postboten! Jeden Tag sucht sie sich ein anderes Versteck, aus dem sie dann mit lautem Muhen hervorbricht und begeistert zusieht, wie der Postbote panisch vom Hof radelt. Irgendwann hat der Postbote genug von der Angst und die Bäuerin hat genug von kaputten Paketen. Gemeinsam schmieden sie einen Plan gegen das Erschrecken - und so wird aus Lieselotte und dem Postboten ein tolles Team. In diesem Buch steckt schon alles, was auch die anderen Bände (unter anderem "Lieselotte ist krank", "Lieselotte macht Urlaub" und "Lieselotte im Schnee") so lesens- und lachenswert macht: Die Geschichten sind kurz und spaßig, aber noch spaßiger sind die Illustrationen, die die Geschichte weitererzählen und ausschmücken. Ein Beispiel: Die Bäuerin sitzt beim Frühstück und ist umgeben von geflickten und geklebten Dingen, die in den Paketen kaputtgegangen sind. An der Wand hängt ein Bild, das Vincent van Goghs Selbstportät nachempfunden ist - der Maler zeigt sich darauf mit halb abgeschnittenem und verbundenem Ohr. So wird auch den Erwachsenen mit Lieselotte nicht so schnell langweilig - den Kindern sowieso nicht.
Fischer Sauerländer Verlag, 14,99 Euro, ab 4 Jahren.