Wieso mich die Buchbranche frustriert.
Gestern habe ich etwas im Kindle-Store gestöbert und bin auf eine Buchreihe gestoßen, die auf den ersten Blick sehr interessant wirkte. Der erste Band hatte allerdings nur eine schriftliche Rezension, und zwar 1 Stern, weil die Übersetzung so schlecht wäre. Ich las die Leseprobe. Die Autorin (US-Amerikanerin im SP) gibt im Buch an, die deutsche Übersetzung mittels einer KI-Software gemacht zu haben. Mir schwante Übles. Ich las die ersten Seiten und war entsetzt. Es war einfach grottig. Sätze und Dialoge, die fernab guter Sprache waren. Die Dialoge waren weltfremd und voller Ausdrücke und Wörter, die man so nie verwenden würde. Man merkte an zahlreichen Sätzen, dass eine KI am Werk war. Der Text war seelenlos, zwei Leute unterhielten sich auf eine Art, die völlig unauthentisch war. Man merkt, da war kein Muttersprachler am Werk. Schlimmer noch. Wort - für -Wort – Übersetzung. Ich las einige Seiten und konnte nicht fassen, was die KI da zusammengeschustert hatte. Das Buch hat 175 Seiten, kostet 5.99 als E-Book und hat einen deutlich besseren Verkaufsrang als meine Krimis. Ja, nun werden mir sicherlich viele Neid vorwerfen. Mir egal. Ich bin entsetzt und frustriert, dass ein so schlechter Text, den nicht einmal ein Mensch geschrieben hat, einen dermaßen niedrigen Rang hat. Was heißt das für Autor*innen? Qualität zählt nicht mehr? Ist es den Leser*innen wirklich egal, dass sie total schwachsinnige Dialoge und klobige Texte mit zum Teil falschen und unpassenden Begriffen lesen? Wie kann es sein, dass ein so seelenloser Text so beliebt ist? Und mit seelenlos meine ich: hohle Phrasen in Dialogen. Viel zu viel „Tell“ statt „Show“. Und dann noch in typischer KI-Art wie z.B
Der Himmel färbte eine fröhliche Atmosphäre in die Menge. Die Fröhlichkeit übertrug sich auf die Besucher, einige lächelten breit, andere hatten ein faszinierendes Funkeln in den Augen.
„Darf ich annehmen, du bist gekommen, um bei mir einen Kaffee zu kaufen?“
„Ja, ich hätte sehr gerne einen Kaffee, aber ich bewundere auch deine Gewürze…“
Ernsthaft, jetzt?
Die KI kennt in diesem Fall auch kein „Sie“, wie man es hier in Deutschland bei völlig fremden und vor allem älteren Menschen benutzen würde. Da wird der neunzigjährige Mann im Bus geduzt, den man versehentlich angerempelt hat. „Verzeihe mir vielmals, ich wollte dich nicht bewegen.“ Ja, solche Dialoge kommen dabei raus. Ja, ich bin frustriert, dass sich so etwas besser verkauft als meine Bücher, die ein Korrektorat und Lektorat erhalten haben. Die mehrfach überarbeitet wurden. Alles darin stammt von mir, nichts von einer KI.
Frustriert. Sehr. Neidisch? Nein.