"Lernen von den Meister:innen": William Eggleston
Bis in die 1970er Jahre galt Farbfotografie als kommerziell und war in Museen verpönt. Nur Schwarz-Weiß-Fotografie genügte den Maßstäben der Kunstkritiker:innen. Doch dann kam William Eggleston (geboren 1939 in Memphis, Tennessee) und zeigte, dass Farbbilder durchaus ihren Platz in der modernen Kunst haben können.
"Often people ask what I’m photographing, which is a hard question to answer. And the best what I’ve come up with is I just say: Life today.” William Eggleston
Die Farben in Egglestons Fotos sind gesättigt und intensiv, die Charaktere posieren nicht vor der Kamera und traditionelle Vorstellungen von fotografischer Komposition werden aufgegeben.
William Egglestons Weg in die Fotografie
Nachdem er eine College-Karriere aufgegeben hatte, verdiente sich William Eggleston seinen Lebensunterhalt als freiberuflicher Fotograf. Bevor er Ende der 1960er Jahre mit der Farbfotografie begann, hatte er sich eingehend mit der Schwarz-Weiß-Fotografie beschäftigt.
Als Eggleston 1976 mit einer Einzelausstellung im „Museum of Modern Art“ (MoMA) in New York zu einem großen Star der Kunstwelt wurde, fand er jedoch nicht die Zustimmung aller Kritiker. Der Grund war nicht nur die Farbe in seinen Fotos. Obwohl Eggleston oft als „Vater der Farbfotografie“ bezeichnet wird, beschränkt sich seine Arbeit nicht nur darauf.
Eggleston führte zudem ganz neue Themen in die Fotografie ein. Der Grund, etwas Bestimmtes zu fotografieren, scheint für ihn keine große Rolle zu spielen. Alles kann fotografiert werden – oder anders gesagt: alles verdient es, fotografiert zu werden. Leere Kühlschränke, Glühbirnen an der Decke, Müll auf dem Bordstein oder ein Dreirad für Kinder.
https://www.youtube.com/watch?v=Jm2pw7kPQ-E (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)Für William Eggleston hat die Fotografie selbst keine Bedeutung („Es gibt keinen besonderen Grund, nach Bedeutung zu suchen“) – und damit ist auch aus der fotografischen Vision des Künstlers ausgeschlossen.
Es sind allerdings nicht nur die gewöhnlichen Dinge, die in Egglestons Bildern auftauchen, es ist auch seine Herangehensweise und Arbeitsweise, die irgendwie „eigenartig“ erscheint.
Dies ist in der großartigen Dokumentation „The Colorful Mr. Eggleston“ gut zu sehen. Es ist ein wirklich aufschlussreicher Fotofilm, weil die Kamera Eggleston beim Fotografieren folgt und so einen seltenen Blick auf den Künstler gewährt. Dann gibt es noch einen weiteren Film über Eggleston, „In The Real World“ (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre).
Beim Fotografieren nimmt Eggleston die seltsamsten Positionen ein, um genau den richtigen Winkel und Bildausschnitt zu finden. Es ist das Bild selbst und nicht das fotografierte Objekt, das in der visuellen Welt der Fotografie von Eggleston einen Wert hat.
"I had this notion of what I called a democratic way of looking around, that nothing was more or less important." William Eggleston
Viele Fotos seiner Aufnahmen mögen auf den ersten Blick trivial erscheinen, doch bei genauer Betrachtung zeigt sich, dass es sich tatsächlich um sehr durchdachte Kompositionen scheinbar zufälliger Szenen handelt.
Eggleston fixiert oder inszeniert seine Szenen nicht. Er passt sich dem an, was seine Aufmerksamkeit erregt, und schneidet dabei ein wenig aus der Realität heraus und verwandelt es in ein Kunstwerk, dem er seine einzigartige, individuelle Perspektive verleiht.
Aus heutiger Sicht wirken Egglestons Fotografien gar nicht so dramatisch.
Aber als er in den 1970er Jahren zum ersten Mal auf der Bildfläche erschien, war Egglestons Fotografie revolutionär. Er hat gezeigt, dass der Fotograf wichtiger ist als das Motiv.
Eggleston markierte einen Wendepunkt in der zeitgenössischen Fotografie. Es gibt ein Vorher und ein Nachher William Eggleston.
Fotos von William Eggleston: "Mytery of the Ordinary"
https://www.youtube.com/watch?v=M3G6sTIKdg0 (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)Hier geht's zur Podcast-Folge
In dieser Episode aus der Reihe "Lernen von den Meister:innen" sprechen wir darüber, was du dir von William Eggleston für deine eigene Fotografie abschauen kannst.
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