Mit Dankbarkeit durch die Fastenzeit

Wie du wahrscheinlich mitbekommen hast, arbeite ich seit einem halben Jahr für eine Universität. Die Fremdbestimmung war für mich anfangs gewöhnungsbedürftig, aber mittlerweile schätze ich meine Arbeit, die Herausforderungen, Kollegen und natürlich auch die finanzielle Freiheit sehr. Das alles schenkt mir eine innere Ruhe, eine Zuversicht, von der ich nicht wusste, dass ich sie brauchte.
Letzte Woche saß ich mit einer muslimischen Kollegin zusammen. Wir sprachen über das Wetter, den nie enden wollenden Haushalt und über die Proteste in Istanbul. Und dann - ich weiß nicht, warum mir das so häufig passiert - wurde es schnell persönlich. Wir redeten über das, was viele Menschen scheuen: Religion.
Sie erzählte mir von der muslimischen Praxis des Schukr: Dankbarkeit.
"Ich soll nicht neidisch auf die blonden Locken einer anderen Frau schauen, sondern darf dankbar sein für die Haare, die ich auf meinem Kopf trage." Meine Kollegin unterstrich ihre Worte mit schwungvollen Handbewegungen.
Später googelte ich den Begriff Schukr und erfuhr mehr:
" Schukr - Dankbarkeit - bedeutet auch, den eigenen Körper sowie die Talente, Gefühle und Gedanken, mit denen der Mensch ausgestattet ist, so einsetzen, dass sie dem Zweck, für den sie erschaffen wurden, gerecht werden."
Als protestantisch geprägter Mensch vergesse ich doch immer wieder, dass ich einen Körper habe. Dankbarkeit ist nicht nur eine geistige Übung, sondern eine, die unser ganzes Menschsein durchdringt: Unseren Körper genauso wie unser Herz und unser Denken.
Ist das nicht ganz wunderbar? Ich will noch eine Weile darüber nachdenken, was das für mich bedeute kann. Wie kann ich Dankbarkeit in meinem Alltag ganzheitlich leben? Was sind meine ersten Gedanken am Morgen und die letzten am Abend? Wie bewege ich mich durch den Tag? Sind meine Arme offen? Wie begegne ich anderen Menschen? Wie gehe ich mit Stress und Kummer um?
Was mir in diesen Fastenwochen deutlich wird: Ich muss meinen Fokus wieder auf das lenken, was mein Leben reich und lohnenswert macht. Auf das, was mich beglückt. Und was mir glückt.
Ich gehe in Gedanken durch mein Leben wie durch ein Museum und bestaune, was es da zu sehen gibt. Diese Praxis legt sich wie Balsam über mein Herz. Dieser Balsam wirkt nicht nur heilend, sondern sogar sehr belebend auf meine Talente, Gefühle, Gedanken und sogar meinen Körper. Wirklich, probiere es aus! Halte deine Augen und Ohren und dein Herz weit offen für die Segensspuren deines Schöpfers. Sie sind ja manchmal so klein und leise in unserer dröhnenden und angstmachenden Welt, dass man sie leicht übersieht.
Was mein Leben reich macht
Dieser Pflänzchen-Kindergarten

Mein Herzensbuch "Heiliger Alltag" wird neu aufgelegt und kommt im Juni raus! Es war lange vergriffen, immer wieder wurde ich nach Restexemplaren gefragt. Und ich konnte euch nichts bieten, außer einem traurigen Schulterzucken.
Wer von euch die ersten Auflagen kennt, wird überrascht sein, denn wir haben sehr vieles überarbeitet. Ein komplettes Makeover vom Vorwort, über Bilder bis hin zum Cover. Ich arbeite gerade an den Druckfahnen und nach der Freigabe geht es in den Druck. Das wird ein Fest!
Bärlauch in unseren Käsespätzle.
Meine Hände durch den frisch geschaufelten Kompost gleiten lassen.
Ein Shoppingtag mit der Jüngsten in Bamberg. Normalerweise hasse ich Shoppen aus der Tiefe meines Herzens, aber wir erlebten das, was ich "das Shoppingwunder" nenne: Die Stücke fliegen einem mühelos zu. Und das Glück auf dem Gesicht der Tochter zu sehen über die perfekte Jeans und das weiße T-Shirt mit dem nicen Fit hat mich beseelt.
In diesem Haus weiterhin wohnen zu dürfen, vor dem die Osterglocken und Traubenhyazinthen und der Pfirsichbaum und die Zierquitte blühen.

Rave-Musik. 90er-Jahre-Rave- und House (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) dröhnen durchs Haus und auf meine Ohren. Der Beat (ich gebe zu, er ist gewöhnungsbedürftig) hämmert Kummer und Müdigkeit weg. Und macht beste Laune.
Diese Fastenzeit! Sie ist natürlich ein Gewinn, das war von Anfang klar. Auch wenn ich mich schwer tat, den Finger vom Instagram-Icon fern zu halten. Aber mittlerweile bin ich überrascht, wie WENIG ich an das Geschehen auf den Social-Media-Plattformen denke, das mich sonst sehr gefangen hält. Es ist eine brüchige Freiheit, die ich aber mit wilder Entschlossenheit verteidigen werde.
Passend zum digitalen Verzicht beglückt mich das neue Buch meiner Freundin Christina: Ich bin dann mal da - Gegenwärtig leben in einer digitalen Welt. (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) Wenn ihr euch in diesem Frühjahr etwas Gutes tun wollt, dann besorgt euch dieses Buch. Christina schreibt sehr persönlich, humorvoll und ihr tiefer Glaube scheint durch. Nie kommt sie belehrend oder rezepthaft daher. Wahrscheinlich sind wir deshalb so gute Freundinnen! Ihr könnt das Buch übrigens auch direkt bei ihr bestellen (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre). (Wir AutorInnen freuen uns immer über Direktbestellungen, so bleibt finanziell mehr bei uns hängen).

Morgenrunden durch die Natur. Als Frühaufsteherin kommt mir die anbrechende Sommerzeit sehr entgegen. So kann ich schon um 7 Uhr früh eine Runde durch die Felder und Weinberge laufen, wenn der Bärlauch am Bach noch feucht vom Tau ist und die Stare lärmen und die Amseln flöten und die Ziegen verschlafen aus ihrem Stall trotten.

Liebe Emails von LeserInnen. Schreiben ist ein einsames (wenn auch sehr erfüllendes!) Geschäft. Das ist, als würde ich blind im Garten stehen und mit Samen um mich werfen. Ich weiß nicht, wo sie landen, ob sie aufgehen, wem sie zuträglich sind, von wem sie gefressen werden. Deshalb sind eure kleine Rückmeldungen wie kleine Blumensträuße. Danke.
Der 88. Geburtstag meiner Mutter. Also wirklich - ist das denn zu fassen? Dass ich eine 88-jährige Mutter habe, die im Garten steht und Kompost schaufelt und Sträucher beschneidet? Diesen Umstand haben wir kräftig gefeiert.

Vorfreuden. Auf: Ostern. Die Konfirmation unserer Jüngsten. Ausflüge. Die Rückkehr unserer Ältesten. Den ersten Salat aus dem Garten. Die Ostsee. Ein neues Tattoo.
Lernen. Ich blicke zurück auf das letzte halbe Jahr und bin verblüfft, wie sehr ich in dieser Zeit gewachsen bin. Da ist ganz viel Lust, Wissen in mich hineinzustopfen. Ich bin noch lange nicht am Ende und die Bücher und Kurse stapeln sich.....
Und jetzt bist du dran: Was macht dein Leben in diesem Frühjahr reich?