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Sozialarbeit: Für Jugend und/oder Schule?

9. Februar 2024

Liebe Lesende,

was ist eigentlich der Unterschied zwischen Jugendsozialarbeit und Schulsozialarbeit? Auf jeden Fall kein großer, möchte man antworten. Denn beides hat hoffentlich positive Effekte für Kinder und Jugendliche, egal, an welchem Ort sie sich gerade befinden. Doch es ist, wieso oft, komplizierter. Das zeigt sich nicht zuletzt auch beim Vorhaben, an der neu geschaffenen Oberschule in Friedersdorf eine Schulsozialarbeiterstelle anzusiedeln.

Jugendsozialarbeit und Schulsozialarbeit sind Formen der Jugendhilfe (Öffnet in neuem Fenster), aber während Jugendsozialarbeit den Fokus auf die Bedürfnisse sozial benachteiligter oder individuell beeinträchtigter junge Menschen richtet, umfasst Schulsozialarbeit sozialpädagogische Angebote an Schulen und zielt somit auf alle Schülerinnen und Schüler ab. Die gesamte Jugendhilfe wird bislang vor Ort durch die Landkreise organisiert, doch eine Reform könnte dazu führen, dass der Wortanteil “Schule” bei Schulsozialarbeit mehr Gewicht erhält... “Wenn Schulsozialarbeit so stattfinden soll, wie es sich das Land jetzt vorstellt, ist es Aufgabe der Schulen”, sagte Sozialdezernent Stefan Wichary vergangene Woche im Jugendhilfeausschuss des Landkreises.

Der Dezernent berichtete den Ausschussmitgliedern über eine erneute Stellungnahme des Landkreistages (Vertretung der Landkreise auf Landesebene) zum neuen Kinder- und Jugendgesetz des Landes, das am 1. April in Kraft treten soll (Öffnet in neuem Fenster). Es seien kaum Änderungsvorschläge berücksichtigt worden, so Stefan Wichary. “Kritik wurde übergangen, Hinweise aus Praxis wurden beiseite geschoben”, sagte er. Die Kritik habe sich vor allem dagegen gerichtet, dass gegen das Recht auf kommunale Selbstverwaltung verstoßen und für neu vergebene Aufgaben keine entsprechenden finanziellen Auswirkungen aufgezeigt würden. Im Fall der Schulsozialarbeit nach Paragraf 13a (Öffnet in neuem Fenster) des 8. Sozialgesetzbuches liege zwar die Gesamtverantwortung beim Landkreis, aber es gebe keine weiteren Weisungen zur Ausgestaltung. Das werfe die Frage auf, wer am Ende zuständig sein werde: die Schule oder die Jugendhilfe?

+++ Wie kompliziert die Gemengelage ist, zeigt sich am Beispiel der geplanten Sozialarbeit an der neuen Oberschule in Heidesee. Dort einen Schulsozialarbeiter einzusetzen, war logische wie verständliche Forderung von Bürgermeister Björn Langner und auch das Vorhaben der Kreisverwaltung, das bereits im Herbst 2023 im Jugendhilfeausschuss besprochen wurde. Dazu muss jedoch die Oberschule Friedersdorf in die laufende “Jugendhilfeplanung Jugend (sozial)arbeit” aufgenommen werden. Das wurde nun mittels Beschluss (Öffnet in neuem Fenster) realisiert - nicht ganz ohne Diskussion um Stellenteile und die Ausrichtung der Jugendhilfeplanung.

Die Jugendhilfeplanung ist in verschiedenen Planungsregionen organisiert, die je nach Zahl der Schülerinnen und Schüler mehr oder weniger Stellen zur Verfügung haben. Für die Planungsregion 4, zu der Heidesee gehört, sind derzeit 3,5 Stellen (Vollzeiteinheiten, VZE) vorgesehen. Sie sollen laut Vorlage zunächst um 0,5, später um nochmals 0,25 auf insgesamt 4,75 erhöht werden. Die Jugendhilfeplanung sieht indes ferner vor, dass Oberschulen prioritär behandelt werden sollen und mit 3/4-Stellen (0,75 Vollzeiteinheiten, VZE) ausgestattet werden müssen.

Nun ist die Oberschule in Friedersdorf seit Bestehen der Jugendhilfeplanung der erste Fall, da eine Schule neu gegründet wird. Entsprechend wachsen die Schülerzahlen nach und nach auf: von knapp 50 in diesem über knapp 100 im nächsten bis hin zu 150 bis 200 Schülerinnen und Schülern bei Vollauslastung. Bringt man Schülerzahlen und Stellenanteile zusammen, wird aus Sicht der Kreisverwaltung deutlich, dass die derzeitigen Schülerzahlen an der Oberschule noch keine Mindeststelle von 0,75 VZE rechtfertigen. Denn das ändere nichts an der Bemessungsgrundlage – den Schülerzahlen. Trotzdem jemanden mit einer 3/4-Stelle zu beschäftigen hätte laut Sozialdezernent Stefan Wichary “zur Folge, dass die Oberschule eine neue Schulsozialarbeiterstelle bekommt, dafür aber ein anderes Angebot der Jugendsozialarbeit reduziert werden müsste. Deshalb haben wir eine Begrenzung auf 0,5 VZE vorgeschlagen, so lange eine erhebliche Schülerzahl nicht erreicht ist”.

Im Jugendhilfeausschuss folgte eine lange fachliche Diskussion darüber, ob es sinnvoll ist, jemanden mit 0,5 VZE zu beschäftigen, da für administrative Arbeiten meist ähnlich viel Zeit verwendet werde wie bei größeren Stellen, mithin bleibe weniger Zeit für die Kinder und Jugendlichen übrig. Dieser Einschätzung grundsätzlich folgend, sagte der Dezernent, dass die Jugendhilfeplanung an dieser Stelle schwierig umzusetzen sei: “Die Festlegung wurde ohne Aussage getroffen, was bei neuen Schulen passiert”, erinnerte er an die Zeit, als nicht absehbar war, ob jemals wieder neue Schulen im Landkreis entstehen würden.

Die Vorlage bekam dennoch eine Mehrheit, was den Weg frei macht für die Schulsozialarbeit an der neuen Oberschule. “Wir brauchen eine neue Jugendhilfeplanung, die jetzige haut nicht mehr hin”, resümierte Ausschussmitglied Thomas Thiele die Diskussion. “Seit zehn Jahren ist nicht berücksichtigt, dass wir einen Bevölkerungszuwachs haben.”

+++ Einstimmig hat der Jugendhilfeausschuss einen neuen Fachplan der Jugendhilfeplanung 2019-2027 beschlossen. Es handelt sich um den Fachplan von Leistungen des 8. Sozialgesetzbuches im “Bereich der Hilfen zur Erziehung, Eingliederungshilfen und Hilfen für junge Volljährige sowie anderer Unterstützungsleistungen der Jugendhilfe”, wie es vollständig heißt.

Hierzu hatte es eine Beteiligung von jungen Menschen gegeben, darunter Schülersprecher und Gruppensprecher von Einrichtungen der Jugendhilfe. Wer bereits Kontakt mit der Jugendhilfe hatte, kannte die Angebote von dort besser, so eines der Ergebnisse. Die Schulsozialarbeit war den meisten Kindern und Jugendlichen bekannt. Junge Menschen nutzen verschiedene Ansprechpartner. Es fehlten jedoch leicht zugängliche Informationen zu konkreten Angeboten, v.a. über digitale Medien. Auch die Erreichbarkeit von Angeboten gerade im ländlichen Raum wurde kritisiert. Dabei wünschen sich die Kinder und Jugendlichen neben besseren Verbindungen des ÖPNV auch mehr wohnortnahe Angebote. 

Bei der Analyse des Gefährdungsrisikos junger Menschen fiel auf, dass die Zahl der Meldungen und der betroffenen jungen Menschen seit 2018 zugenommen hat. Die Zahl der jährlichen Inobhutnamen ist von 107 auf 219 in diesem Zeitraum gestiegen. Das liege, so führte die zuständige Amtsleiterin im Jugendhilfeausschuss aus, an zunehmender Überforderung der Eltern und an der Migration, hier vor allem wegen der Zuständigkeit des Landkreises für die Aufnahme unbegleiteter Minderjähriger Geflüchteter am Flughafen BER. Bei den ambulanten Hilfen seien die Fallzahlen konstant, allerdings gebe es eine starke Zunahme der beanspruchten Monate von 13 auf 30. 

Die aus den Analysen abgeleiteten Handlungsempfehlungen liegen im Bereich der Fachkräftegewinnung und -weiterbildung. Die bisherige Akquise reiche nicht aus. Zudem brauche es mehr Weiterbildungen für den bedarfsgerechten Einsatz bei komplexeren Problemlagen in den Familien. Es sei eine bessere Steuerung der Einzelfälle notwendig, individuelle Bedarfslagen müssten stärker in den Mittelpunkt rücken. Außerdem sollten auf der Homepage schnellere Informationen möglich sein, Formulare in leichter Sprache soll es geben. Außerdem ist die Eröffnung eines Kinderschutzzentrums geplant.

+++ Um zielgerichtete und schnellere Information geht es auch bei einer neuen App des Landkreises, die speziell für ausländische Neuankömmlinge im Landkreis bereitgestellt werden soll. Die Integreat-App soll ab 21. Februar live sein, kündigte die Integrationsbeauftragte des Landkreises Antje Jahn an. Es gehe darum, wichtige Informationen kompakt digital zu bündeln, um die Menschen bei den ersten Schritten im Landkreis zu begleiten. Derzeit gebe es 139 Seiten Information.

Die App ist bundesweit am Start und wird durch Landkreis-spezifische Informationen ergänzt. Es werde messbar sein, welche Themen besonders nachgefragt werden, sagte Antje Jahn im Finanzausschuss. Derzeit seien sechs Sprachen verfügbar, durch KI-basierte Übersetzung könnten aber weitere eingefügt werden. Aus der App bzw. der PC-Version können beispielsweise zur Unterstützung von Beratungsgesprächen pdf-Dateien ausgedruckt werden. Die Kosten belaufen sich auf 5.000 Euro jährlich, bei der Einrichtung waren es 1.000 Euro mehr.

Die knappen und verständlichen Informationen seien auch für Einheimische sinnvoll, bemerkte ein Ausschussmitglied. Ein weiteres bat darum, den Kreistag über die Zugriffszahlen zu berichten. Die App kann bereits jetzt installiert werden und ist ab 21. Februar für den Landkreis verfügbar:

https://integreat.app/dahme-spreewald/de (Öffnet in neuem Fenster)

 +++ Auch in Dahme-Spreewald wird weiter für Demokratie und Menschenwürde, gegen Rechtsextremismus demonstriert. Am 25. Februar ab 14 Uhr wird in Luckau zur Demo auf gerufen. In KönigsWusterhausen wurde am vergangenenSamstag demonstriert. Meine Kollegin BirgitMittwoch war dabei:

Kurz nach 13.30 Uhr  sind es noch nicht viele, die sich vor dem Bahnhof in Königs Wusterhausen eingefunden haben. Vielleicht einige Dutzend Leute. Dann werden es sehr schnell, sehr viele mehr – sie steigen aus Regionalzügen und S-Bahnen, kommen in großen Gruppen die Bahnhofstraße entlang. Junge buntgekleidete Leute, Großeltern mit ihren Enkeln, Familien mit Kindern, Paare jung und alt,, eine Gruppe Ukrainer, Schülerinnen und Schüler – eine bunte Vielfalt mit Fahnen etablierter Parteien, mit Regenbogenfahnen und solchen mit Friedenstauben, mit selbstgemalten Plakaten. Gemeinsamer Tenor: Gegen das Erstarken von Rechtsextremismus. 

Aufgerufen zur Demonstration „Nie wieder Faschismus“ haben drei Bürger aus Königs Wusterhausen und Schulzendorf: Uwe Kretschmar, Administrator der Facebook-Gruppe „Du kommst aus Königs Wusterhausen, wenn...“ sowie Eileen Maywald und Ramona Brühl von „Ein freundliches Miteinander in Schulzendorf“. Ein breites Bündnis von AWO, dem Stadtjugendring, einigen Parteien bis zu „Wir für KW“ haben sich dem Aufruf angeschlossen. Gekommen sind viele hundert Teilnehmer, die Polizei schätzt sie auf gut 1.000, viele kommen auch aus umliegenden Gemeinden. 

Für eine kleine Kontroverse bereits am Treffpunkt Bahnhof sorgt ein Plakat der Satirepartei „Die Partei“. Dort zu lesen: „Nazis töten“. Damit ist Veranstalter Uwe Kretschmar nicht einverstanden, mahnt ab - lässt die Plakatträger jedoch weiterhin im Demonstrationszug, nach deren Versicherung, es handele sich lediglich um eine Aussage, keineswegs um eine Aufforderung. Um 14 Uhr bewegt sich die inzwischen große Menschenmenge langsam in Richtung Kirchplatz, ein langer Demonstrationszug voller Vielfalt. 

Am Kirchplatz eröffnet Veranstalter Uwe Kretschmar die Kundgebung. Er lässt nicht unerwähnt, das Unbekannte in der Nacht die Reifen seines Autos zerstochen hätten: „Wir lassen uns aber nicht einschüchtern.“ Weitere Redner ergreifen das Wort, Bürger, Pfarrer aus Königs Wusterhausen, Vertreter von Parteien, die Bürgermeisterin der Stadt, auch SPD-Bundestagsabgeordnete Sylvia Lehmann. Die macht deutlich: „Ja, unsere Politik muss besser werden, aber das ist keine Rechtfertigung, Faschisten zu wählen.“

Als ein Redner den AFD-Politiker Höcke Adolf Höcke nennt, kommt es zu einem lautstarken Protest eines Mannes hinter der Rednertribüne: „ Man kann doch nicht Höcke und Hitler vergleichen!“ - „Doch kann man“, ertönen Zwischenrufe aus der Demonstrationsmenge. Viele diskutieren bis Veranstalter Uwe Kretschmar den lautstarken Protestler einordnet: „ Dieser Mann da drüben führt jeden Montag eine rechte Demonstration hier an.“ Die heutigen Demonstranten haben dazu mehrheitlich eine Meinung: „Hau ab.“

Am Ende der Demonstration für Vielfalt, Demokratie und gegen rechten Hass – spenden einige Demonstranten noch Geld für einen Ersatz der zerstochenen Reifen von Veranstalter Uwe Kretschmar. 

Eindrücke von der Demo in KW. Fotos: Peter Mittwoch

+++ Der Aschermittwoch steht ins Haus, und die Fastnachts- und Karnevalsvereine der Region geben alles… Doch weil es gar nicht so viele Kapellen wie Umzüge und Bälle gibt, muss eben nacheinander gefeiert werden. Da können wir uns auch in der Fastenzeit auf ein paar närrische Wochen gefasst machen…

Heute Abend ist einstweilen noch innere Einkehr angesagt (Öffnet in neuem Fenster), bei der dritten Happy-Paint-Party im Kunsthof Mattiesson in Großziethen, wo in entspannter Atmosphäre gemalt wird. Einen Kunstworkshop für Kinder gibt es morgen gleich zweimal im Schloss Königs Wusterhausen: Es werden Jagdlappen gestaltet (Öffnet in neuem Fenster).

Die Fastnacht in Straupitz wird traditionell drei Tage lang gefeiert (Öffnet in neuem Fenster) - es soll die älteste im Spreewald sein. Heute Abend geht es los mit Trachtenpolonaise & Tanz im Festzelt, morgen folgen Zamperumzug und Tanz mit nAund, und am Sonntag folgt der Karnevalsumzug mit Tanz am Abend.

Byhleguhre setzt (Öffnet in neuem Fenster)noch einen drauf und begann die Fastnacht schon gestern Abend mit dem Sträußchenanstecken. Heute und morgen wird dort gezampert und am Samstagabend zum Tanz geladen. Sonntag endet alles mit dem Fastnachtsumzug und Tanz.

Mehrtätige Festivals scheinen das Gebot der Februar-Stunde zu sein: Am KiEZ Frauensee finden (Öffnet in neuem Fenster) seit gestern noch bis morgen die Forstfeuernächte statt - ein Muss für alle Metal-Fans.

Morgen gibt es im Volkshaus WildauKonfetti zum Kaffee” - alle Generationen sind zum Karneval eingeladen (Öffnet in neuem Fenster), bevor es am Abend zum 2. Großen Karnevalsball zum Thema 'Viva la Mexico' geht (Öffnet in neuem Fenster).

Groovy klingt (Öffnet in neuem Fenster) das Wochenende am Sonntagnachmittag im Bürgerhaus Hanns Eisler in Königs Wusterhausen aus: mit Cathrin Pfeifer’s Trezoulé und allerhand lockeren Rhythmen für Akkordeon und Gitarre.

In Lübben-Steinkirchen wurde am vergangenen Samstag gezampert. Das Bild hat uns unser Leser Bernd Blume geschickt. Vielen Dank!

Und während der halbe Landkreis feiert, komme ich morgen durchgepustet und entspannt von der Insel Hiddensee zurück…

Ich wünsche Ihnen ein kunterbuntes Karnevals- und Fastnachtswochenende!

Dörthe Ziemer

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