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Heute ist Freitag und mein jüngeres Kind geht nach vier Erkältungstagen Zuhause wieder in die Kita. Die Tage, an denen es im Januar und Februar nicht in der Kita war, sind bereits in den zweistelligen Bereich geklettert – ganz ohne Omikron. 

Heute arbeite ich also gehetzt. Ich packe alle beruflichen Aufgaben, die ich in den Tagen zuvor nicht geschafft habe, in diesen einen Arbeitstag, der ohnehin nur bis in den Nachmittag reicht, da dann beide Kinder nach Hause kommen: die Vorbereitung für das „Wir sind hier“-Festival (Opens in a new window)am Samstag in Frankfurt – eine Gedenkveranstaltung für die rassistischen Morde von Hanau –, die Moderation für das Gespräch mit der Philosophin Amia Srinivasan (Opens in a new window) nächsten Mittwoch, dieser Newsletter. Vermutlich kehre ich noch einmal an den Schreibtisch zurück, wenn die Kinder eingeschlafen sind. Vielleicht habe ich am Ende dieses Tages sogar zehn Stunden am Schreibtisch gesessen. Ich arbeite heute in dem Modell, dass in Belgien diese Woche als Vier-Tage-Woche (Opens in a new window) kommuniziert wurde und kurz in den sozialen Medien Begeisterung auslöste – sogar bei Expert_innen zum Thema Arbeit. Offenbar warten so viele von uns gierig auf weniger Erwerbsarbeit, dass wir jede Headline zu kürzeren Arbeitswochen gleich beklatschen und für einen kurzen Moment glauben, ein Staat mit einem kapitalistischen Wirtschaftsmodell würde tatsächlich qua Gesetz die wöchentliche Arbeitszeit verkürzen. Wie realistisch ist das?

In Belgien soll die Flexibilität geschaffen werden, die Wochenarbeitszeit in weniger Tage zu pressen. Doch eigentlich ist schon das Wort „Flexibilität“ eine Beschönigung dessen, was hinter der Ideee steckt. Für einen Vertrag über 40 Stunden würde diese Form der Vier-Tage-Woche bedeuten, dass Arbeitnehmer_innen künftig zehn Stunden pro Tag arbeiten dürften und den fünften Tag frei nehmen könnten. 

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