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Wichtigstes Ereignis der letzten Woche: Die Verleihung des Ricarda-Huch-Preises in Darmstadt. Mein Vater wäre stolz auf mich gewesen. Sehr, sehr bewegend, auch wegen der Musik (Ennio Morricone!), die von einem bemerkenswerten Duo gespielt wurde. 

Wer mag, kann meine Dankesrede hier nachlesen (Opens in a new window). Bin dem Bürgermeister Jochen Partsch (sehr netter Mann übrigens – bin gar nicht mehr an Bürgermeister gewöhnt, die keine Interessenkonflikte haben und gegen die keine Geldwäscheermittlungen laufen), der Jury, den Sponsoren – und vor allem Ricarda Huch dankbar. By the way: Wenn Sie etwas Gutes über Ricarda Huch lesen wollen, dann lesen Sie das Buch von Barbara Bronnen „Fliegen mit gestutzten Flügeln“ (Opens in a new window).

Unser Bürgermeister ist zur Zeit in Sizilien unterwegs, natürlich, wo sonst? Nachdem der Wahlkampf seiner Partei bei den Regionalwahlen in Kalabrien dank seiner kalabrischen Freunde für ihn zufriedenstellend verlaufen ist (5,5 Prozent), setzt er jetzt auf seine sizilianischen Freunde für die anstehenden sizilianischen Regionalwahlen. Berlusconi lässt grüßen.

Kurz davor war Brugnaro auf der Expo in Dubai, der bekannten Hauptstadt des Luxus und der Energieverschwendung, wo er Venedig zur „Hauptstadt der Nachhaltigkeit“ erklärt hat. Kein Witz. Und in Venedig stand erst vorgestern wieder Hochwasser in den Gassen, nicht allein wegen des Klimawandels, sondern vor allem, weil die Lagune zerstört wurde. Dies alles zugunsten eines Schiffsverkehrs, dessen Abgase eine der höchsten Feinstaubbelastungen der Luft Europas mit sich ziehen, Krebs auslösen und auch die Steine zerbröseln lässt. 

Wenn in Venedig etwas "nachhaltig" ist, dann sind das allein die Beine der Venezianer. Aber Heuchelei ist hier ein Mannschaftssport unter einer bestimmten Kategorie von Politikern.

Und natürlich entblödete sich der Bürgermeister auch nicht, in Dubai das – bis lang immer noch nicht fertig gestellte, aber bereits verrottete – Flutsperrwerk MOSE in Dubai zum Verkauf (Opens in a new window) anzubieten. Als vorbildliches Modell für hochwassergefährdete Gebiete. Auch das kein Witz. Ich meine, klar, wenn man davon ausgeht, dass dieses Projekt allein mindestens eine Milliarde an Schmiergeldern gekostet hat, von denen vor allem Politiker und Unternehmer profitiert haben, kann sich dieses Projekt für einige durchaus lohnen. Leser meines Buches wissen, was sich alles hinter MOSE verbirgt. Jetzt ist die Fertigstellung auf 2025 vertagt worden. Hier laufen Wetten, dass es nie zu einem Ende kommen wird und sich MOSE stattdessen in eine gigantische Muschelzuchtanlage verwandeln wird.

Heute las ich diese Meldung mit der Überschrift "Bundestag sollte sich mit Mafia beschäftigen" (Opens in a new window). Gute Idee finde ich. Vielleicht sollte er sich auch fragen, warum die Umstände der Operation Fido (Opens in a new window) (Es geht um einen Einsatz verdeckter Ermittler in die Ndrangheta-Kreise in Erfurt und die bizarren Umstände der Einstellung der Ermittlung), die schon 2007 kurz nach dem Mafia-Attentat von Duisburg bekannt waren, nie eine Rolle gespielt haben. Etwa, als ich diese Dokumente 2008 in München vor Gericht vorlegte - was die Richter aber nicht daran hinderte, mein Buch dennoch zu schwärzen. Sonst hätte man ja am Ende etwas von dem engen Verhältnis zwischen Ndrangheta, Justiz und Politik erfahren können. 

Untersuchungsausschüsse zur Mafia gab es in Deutschland schon, etwa in Stuttgart 1994 zum Fall Mario Lavorato, dem Oettinger-Freund. Nicht, dass es etwas geändert hätte. Jedenfalls nicht zum Nachteil der Mafia. 

Lavorato wurde 2019 zu 19 Jahren Haft verurteilt. Nicht in Deutschland, sondern in Kalabrien.

Wer nach Venedig kommt, dem kann ich die Ausstellung "Hypervenezia" (Opens in a new window)im Palazzo Grassi ans Herz legen. Nicht nur, wegen des künstlerischen Werts (die Bilder sind klar von Bernd und Hilla Becher (Opens in a new window)inspiriert), sondern wegen des dystopischen Charakters: eine Stadt ohne Einwohner. 

Morgen geht meine Lesereise weiter, die nächsten Stationen sind: morgen Abend in Taufkirchen (Opens in a new window) (auch als Stream), am 15. Oktober in Kamen (meine Heimatstadt!) und am 18. Oktober in Stuttgart. Alle weiteren Termine hier (Opens in a new window). Freue mich, wenn Sie kommen! 

Übrigens traten bei den Lesungen bereits schon Ehrenvenezianer auf. Falls Sie auch einer werden möchten, dann hier (Opens in a new window)!

Herzlichst grüßt Sie aus Venedig, Ihre Petra Reski 

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