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Liebe Freunde und Unterstützer,

ich grüße aus dem Salento, dem südlichen Zipfel Apuliens, in dem ich – bis auf diesen Augenblick – eigentlich nichts anderes mache als lesen und schwimmen und digital detox, weil sich das Hotel  in einem Funkloch befindet und das Wifi nur in einer Ecke neben der Rezeption funktioniert. In der ich jetzt (während es draußen gewittert) sitze, um Ihnen kurz das Neueste aus Reskis Republik zu berichten, in der es nie langweilig wird.

Wie ich bereits schrieb, möchte sich Herr Brugnaro, leider immer noch Bürgermeister von Venedig, nicht darauf beschränken, Venedig in ein Freiluftmuseum im Besitz von Kreuzfahrtmultis, Airbnb und Hedgefonds zu verwandeln, er strebt nach Höherem, weshalb er seine eigene Partei „Coraggio Italia (Opens in a new window)“ gründete und sich unverzüglich ans Werk gemacht h: Sein Wahlkampf begann in Kalabrien, wo auch anders. Der Kandidat für die dortigen Kommunalwahlen ist ein Mann mit dem schönen Namen Frank Mario Santacroce. Um seinen Wahlkampf zu unterstützen, reiste nicht nur Bürgermeister Brugnaro nach Catanzaro, sondern auch der von den venezianischen Bürgern bezahlte Direttore Generale del Comune di Venezia, praktisch so etwas wie ein Stadtdirektor. Der dann noch Selfies von seinem Einsatz als Brugnaros Kofferträger auf Facebook postete – und auf die Nachfrage des Stadtrats Marco Gasparinetti in Lichtgeschwindigkeit antwortete, dass es sich dabei um seine Ferien gehandelt habe.

Klar, man kann sich ja auch nichts Schöneres vorstellen, als seine Ferien als Brugnaros Kofferträger in Catanzaro zu verbringen. Zumal Brugnaros kalabrischer Kandidat zumindest in Kalabrien kein Unbekannter ist: Bis Juli dieses Jahres gehörte er zu Berlusconis Forza Italia – und tauchte im März dieses Jahres in dem Ermittlungsbescheid der Antimafia-Staatsanwaltschaft (Opens in a new window) von Catanzaro auf, wo es um die Wuchergeschäfte eines Clans geht. Die (von dem in Deutschland nicht ganz unbekannten Antimafia-Ermittler Nicola Gratteri geleitete) Antimafia-Staatsanwaltschaft  wirft Brugnaros Kandidaten Offenlegung und Verwendung von Dienstgeheimnissen vor.

In Reskis Republik gilt natürlich die Unschuldsvermutung auch für Brugnaros kalabrische Kumpel, das möchte ich hier ganz ausdrücklich gesagt haben! Und falls Sie jetzt denken: Die Reski, die sieht die Mafia auch im Caffè latte!, dann könnte ich Ihnen bei der Gelegenheit etwas von den Geschäften der Mafia mit Kaffeeröstereien erzählen. 

Übrigens möchte ich Sie auf den Film „Comeback der Mafia – Alte Clans, neue Methoden“ (Opens in a new window) aufmerksam machen, in dem ich auch kurz auftauche. Ich habe die Dokumentation zwar noch nicht gesehen (in der Mediathek nennt man so was „Geo-Blocking“), vertraue aber auf die Arbeit der Journalistin Chiara Sambuchi und dem Urteil des Taz-Redakteurs Ambros Waibel: „Fazit: So seriös und spannend informiert wird man selten.“

Im Salento habe ich in den letzten Jahren nicht nur meine Ferien verbracht, sondern mich auch ausführlich und jahrelang mit dem Krimi um die vertrockneten Olivenbäume (Opens in a new window) beschäftigt. Daraus sind einige Artikel hervorgegangen, vor allem eine unfassbar aufwändige Recherche für einen GEO-Artikel. Und auch hier, ähnlich wie übrigens bei den Kreuzfahrtschiffen, haben die Medien (leider muss ich das so verallgemeinernd sagen, weil ich keine Beispiele für das Gegenteil habe finden können) nicht recherchierten, sondern ungeprüft nichts anderes als Copy&Paste aus den Propagandameldungen von – interessengeleiteten – Bauernverbänden oder politischen Parteien verbreitet haben.

Und jetzt sieht es hier sehr, sehr traurig aus, abgeholzte Olivenbäume überall, eine Wüste – viele warten nur darauf, das Land endlich bebauen zu können. Zumal hier seit einigen Jahren ein touristischer Boom ohnegleichen herrscht.

Und zu den Kreuzfahrtschiffen in Venedig möchte ich noch in Erinnerung rufen, dass jetzt angeblich die Vertiefung des Kanals für Erdöltanker – remember: der Killer der Lagune – ohne jede Umweltprüfung genehmigt worden sei. Da ist allerdings noch nicht das letzte Wort gesprochen. Hoffe ich jedenfalls.

Und jetzt zum Positiven: Mein Venedig-Buch hält sich immer noch wie eine Napfschnecke auf den hinteren Plätzen der Spiegel-Bestsellerliste. Jetzt wird die sechste (!) Auflage gedruckt. Inzwischen habe ich auch erste Lesungen vor echten Menschen gehalten, also Menschen in Fleisch und Blut - etwa in der Villa Quandt in Potsdam, organisiert vom Brandenburgischen Literaturbüro. 

Denn das ist es auch, was wichtig ist, für uns Autoren: Endlich zu hören wie auf das Buch reagiert wird (Lachen, empörtes Schnaufen), denn letztlich ist das doch der Grund, weshalb man schreibt: Weil man in Kontakt mit Menschen treten möchte. Weil man sie dazu bringen will, zu lachen, zu weinen, sich aufzuregen.

(Fotos von Carsten Schöning)

Mein Lesungsplan wird laufend aktualisiert, hier alle bisherigen Daten (Opens in a new window), ich hoffe sehr, einige von Ihnen dort persönlich zu treffen!

Herzlichst grüßt aus dem Salento, Ihre Petra Reski 

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