Zum Hauptinhalt springen

"Eier, wir brauchen (eine Untersuchung der) Eier"

Viele kennen das Zitat von Oliver Kahn (YouTube (Öffnet in neuem Fenster)), ich habe es hier aus aktuellem Anlass entlehnt, um etwas über das Thema Hodenkrebs und Fußball zu schreiben. In den vergangenen Wochen war bei drei Profis aus der 1. Fußballbundesliga der Männer ein Tumor im Hoden diagnostiziert worden. Erst einmal: Gute Besserung an Timo Baumgartl, Marco Richter und Sébastien Haller! Die Beispiele belegen indirekt, warum ein gewisses Bild von Männlichkeit dem Krebs in die Karten spielt. 

Krebs ist ein Arschloch

Ich habe meine Doktorarbeit zur mathematischen Modellierung der Signalverarbeitung bei Blutzellen am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg angefertigt. Krebs ist leider unfassbar vielfältig und deshalb mitunter auch so schwierig zu diagnostizieren und zu therapieren. Jeder krebsbedingte Todesfall ist einer zu viel, jede Diagnose eine persönliche Katastrophe. Und schauen wir auf die aktuellen Hodenkrebs-Fälle im Profifußball, können wir einiges lernen. 

Bei BVB-Neuzugang Sébastien Haller wurde sich seitens des Vereins geäußert (Öffnet in neuem Fenster), dass der Spieler vor dem Freundschaftsspiel gegen den FC Valencia über Unwohlsein klage. Bei der folgenden umfassenden Untersuchung sei ein Tumor im Hoden entdeckt worden. Das war ein Schock für den Spieler, seine Familie, die Mitspieler und das Umfeld. 

Doch wie hätte ein Mann reagiert, der nicht Teil eines Fußballbundesligaclubs ist? Ohne professionelles medizinisches Umfeld. Jemand, der nicht lernen musste, auf seinen Körper Acht zu geben, um damit seinem Beruf nachgehen zu können? Vermutlich hätte er die Beschwerden zunächst ignoriert, verschleppt.

An diesem Beispiel wird ein Spannungsfeld deutlich: Ein tradiertes Bild von Männlichkeit, das keine Schwäche zulässt; bei dem jedes Aufsuchen medizinischer Hilfe als lästiges Makel gesehen wird. Männer haben auch durch ihren Lebensstil ein höheres Risiko, an Krebs zu erkranken. Hang zu Alkohol und Tabak können das nicht allein erklären. Zwar gibt es laut ärzteblatt (Öffnet in neuem Fenster) keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen, was die Inanspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen bei Darm- und Hautkrebs betrifft. Doch die süddeutsche Zeitung (Öffnet in neuem Fenster) führt auf, dass Männer länger leben, wenn sie in einer Partnerschaft dazu gebracht werden, frühzeitig bei Beschwerden medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Männer, eine gute Partnerschaft kann quasi unser Bundesligaklub sein! Etwas verwunderlich ist jedoch, dass der Tumor bei Haller (erst) jetzt entdeckt wurde. Immerhin ist der Athlet im Zuge seines Wechsels zum BVB vor wenigen Wochen umfassend untersucht worden. Wie konnte der Tumor übersehen werden?

Ganz einfach: In einem Beitrag des kicker (Öffnet in neuem Fenster)s wurde erklärt, dass die obligatorische sportmedizinische Untersuchung keine Krebsvorsorgeuntersuchung beinhaltet. Es gäbe lediglich orthopädische, kardiologische und internistische Untersuchungen. Es werden also der Bewegungsapperat, Herz und Kreislauf, sowie innere Organe untersucht. Urologische Untersuchungen, bei denen ein Tumor im Hoden diagnostiziert werden könnte, sind folglich nicht vorgesehen. Aber wäre das notwendig?

Auf den Hoden der Tatsachen

Um diesen Beitrag lesen zu können, musst du Mitglied werden. Mitglieder helfen uns, unsere Arbeit zu finanzieren, damit wir langfristig bestehen bleiben können.

Zu unseren Paketen (Öffnet in neuem Fenster)

0 Kommentare

Möchtest du den ersten Kommentar schreiben?
Werde Mitglied von Wissenschaft in Ballbesitz und starte die Unterhaltung.
Mitglied werden