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„Du kannst auch mit meiner Oma telefonieren, ich kann das organisieren!“, sagt Facundo Lopez, und ich willige spontan ein. Die deutsch-argentinische Ein- und Auswanderungsgeschichte fortsetzen nur in die andere Richtung – gen Argentinien: Warum nicht? Und so telefoniere ich an einem Samstagabend über WhatsApp-Videoanruf mit Oma Erika Eibl, geborene Faendrich. Sie spricht perfekt Deutsch, kein spanischer Einschlag, und das, obwohl sie im Alter von sechs Monaten nach Argentinien ausgewandert ist. Wow!

Danach will ich die Geschichte schreiben. Es gibt da nur ein kleines Problem. Es klappt nicht. Oma Erika hat viel gewusst, aber mich interessiert noch mehr das, was sie mir nicht erzählen konnte. Warum ist die Familie damals überhaupt nach Argentinien ausgewandert? Facundo Lopez versucht nach Kräften zu helfen, recherchiert Jahreszahlen, die Geburtsurkunde der Oma und die Namen der Großeltern seiner Oma über die Familien-WhatsApp-Gruppe. Er ist begeistert, aber ich bin immer noch nicht zufrieden. Mir fehlt der Grund, warum Argentinien?

Ich bemühe die Suchmaschine mit diesem und jenem Stichwort, finde Statistiken zur Auswanderung, tippe Fändrich statt Faendrich ein – und auf einmal halte ich ihn in der Hand, den sprichwörtlichen roten Faden der Ariadne. Nur ein paar Klicks entfernt entdecke ich jede Menge Informationen über Hans Fändrich, Oma Erikas Großvater, der als Erster der Familie nach Argentinien gegangen ist, um dort eine neue spirituelle Weltanschauung – die Theosophie – bekannt zu machen.

Jetzt geht alles ganz schnell. Es sind immer noch Fragen offen, aber nicht mehr die entscheidenden. „Bist du sicher?“, fragt Facundo Lopez. Bin ich, es passt alles zusammen. Ich gebe ihm den Text vorab zu lesen, um letzte Zweifel auszuräumen. Er liest ihn Oma Erika vor. Sie hat „ein bisschen geweint“, sagt er. Alles stimmt, war irgendwo tief vergraben im Gedächtnis. Auf geht´s… in eine Reise in die Vergangenheit!