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In der naiven Vorstellung, dass dabei wenig schiefgehen könnte, verabredete ich mich neulich mit einem flüchtigen Bekannten zum Spazierengehen. Beim Park angelangt, quengelte dieser bereits, ob man denn nicht bald zurückgehen könnten, er sei auf solch eine anstrengende Aktivität nicht eingestellt gewesen.

Ich fragte mich, was genau er sich eigentlich unter Spazierengehen vorgestellt hatte und an welcher Stelle des „Wollen wir spazieren gehen? Ja, gute Idee- Dialoges“ es ein Missverständnis gegeben haben konnte bzw. ob es jenseits aller Grenzen des Denkbaren und Zumutbaren lag, sich spontan auf einen Spaziergang einzulassen, selbst wenn man trotz ausdrücklicher Verabredung, nicht auf diesen oder ähnliche Aktivitäten eingestellt war. Ich gelangte zu keinem Ergebnis.

Ich fasste deshalb den pragmatischen Entschluss, meinen nicht vorhandenen Orientierungssinn ausnahmsweise einmal für meine Zwecke zu nutzen und ließ mich und meinen nunmehr unfreiwilligen Spazierpartner noch etwa eine Stunde durch den Park irren. Im Laufe des Spazierganges beklagte sich mein Bekannter mehrfach darüber, dass ihm die Großstadt zu voll sei. Als ich vorschlug, er könnte entweder an den Stadtrand oder ganz woanders hin ziehen, entgegnete er, es sei ihm dort zu einsam.

In dem Bewusstsein, dass ich ihm zuvor törichterweise in Aussicht gestellt hatte, meinen neu renovierten Balkon zu bewundern, kam ich zu der für mich untypischen Erkenntnis, dass dringend etwas Alkohol nötig war, um den weiteren Verlauf des Abends in eine für mich erträgliche Richtung zu lenken. Da ich zu Hause nichts vorrätig hatte, waren ein paar weitere Schritte zum Spätkauf erforderlich. Unbeirrt von der zaghaften Gegenwehr meines Bekannten, er würde lieber seine Kräfte sparen und Leitungswasser trinken wollen, trieb ich ihn zum nächsten Späti, wo er folgende Getränke käuflich erwarb: Eine kleine Flasche Cola,...

Bei mir angekommen setzten wir uns auf den Balkon, wo mein Bekannter bald zu frösteln begann. Ich holte ihm eine Decke, was jedoch nicht lange zum erhofften Erfolg führt. In der Folge drinnen sitzend machte ich in Ermangelung unbelasteten Gesprächstoffes das Radio an. Mein mehrfaches Gähnen überhörte er oder missinterpretierte es als Zeichen meiner unendlichen Lässigkeit. Als er gegen 23:30 auf die Uhr schaute verließ er endlich fluchtartig die Wohnung. Da soll nochmal einer sagen, ich sei ungeduldig.

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