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Die 10.000 Stunden-Regel (The Happy Worklife 48)

So, jetzt hat es mich auch erwischt - es war ja nur eine Frage der Zeit: Das örtlich grassierende Erkältungsvirus sorgt für leere Schulklassen und hat mich in den letzten Tagen weit mehr auf die Couch verbannt, als in meiner To Do-Liste vorgesehen war. Machste nix! Ich habe also tief in den Bauch geatmet, umgeplant, nochmal umgeplant und wieder umgeplant. Manche Wochen sind einfach so.

Glücklicherweise ließen sich einige Themen in die kommende Woche verschieben. Dazu gehört leider auch das nächste Paper, was ich einfach noch nicht fertig bekommen habe - und das deshalb nächstes Wochenende erscheinen wird. Als Ausgleich gibt es vielleicht nach den Feiertagen ein kleines Extra - ich habe da so eine Idee. :-)

Wie lange braucht man, um in etwas zum Meister zu werden: 10.000 Stunden

Das sagt zumindest der Psychologe Anders Ericsson von der Florida State University. 10.000 Stunden sind übrigens ungefähr 416einhalb Tage - du musst nicht rechnen. ;-) Er setzte mit seinen Forschungen auf ein Buch von Malcolm Gladwell mit dem Titel "Outliers: The Story of Success" auf - ich fasse mal die Kernthese grob für euch zusammen: Talent ist egal, Übung macht den Meister. Der Autor hat untersucht, wie viele Stunden die besten Musiker bis zu ihrem 20. Lebensjahr geübt hatten - und die Zahl (7.400, by the way) dann großzügig aufgerundet. Ergab auch einen knackigeren Titel. Also: 10.000 Stunden Übung brauchst du auf der Geige, bis du der nächste Nigel Kennedy bist.

Warum schreibe ich hier darüber? Natürlich sind diese Thesen wissenschaftlich durchaus angreifbar - aber letztlich ist es auch egal, wieviel Stunden es genau sind, und ob man wirklich GAR kein Talent braucht. Ohne konsistente Übung wird man in keinem Bereich hervorragende Ergebnisse erzielen: Nicht im Sport, nicht in der Musik - und auch nicht im Job.

Instagram vermittelt das exakte Gegenteil

Mir ist in der vergangenen Woche bewusst geworden, dass Instagram (und andere soziale Medien) leider einen wesentlichen Beitrag leisten, genau diesen Prozess unsichtbar werden zu lassen. Denn es ist eine Ergebnis-fixierte Plattform: Wir sehen überall nur das, was am Ende eines langen Prozesses steht. Wir sehen das Ergebnis von vielen Stunden Übung, wie sehen den 106. Versuch, der endlich funktioniert hat, wir sehen ein perfektes Foto und sehen nicht die Vorgänger, die in der Tonne gelandet sein.

Eine dreistöckige Torte entsteht im Zeitraffer in drei Minuten: Perfektion on point - easy, oder? Die vielen Fehlversuche - unsichtbar. Der wütende Frustschrei, weil die Creme klebt und der Teig krümelt - im Zeitraffer nicht mehr wahrnehmbar. Natürlich WISSEN wir, dass eine Buttercremetorte Stunden braucht, bevor sie fertig ist. Aber es sieht so einfach aus, so leicht und locker.

Dann wagen wir uns selbst an ein Projekt - und stellen fest: Es IST leider nicht leicht und das erste Ergebnis eine Katastrophe. Frust pur. 

Sich Übung und Entwicklung bewusst machen

Deshalb ist es so wichtig, sich bewusst zu machen, wieviel Übungsstunden, Fehlversuche und Scheitern hinter den Dingen stehen, die bei anderen leicht aussehen. Ganz egal ob es die perfekte Präsentation, der selbstbewusste freie Vortrag oder die Bastelei auf Pinterest ist: Du vergleichst deinen ersten Versuch mit Version 10.000 von jemand anderem - und das ist nicht fair.

Vor einigen Wochen kursierte auf Instagram und TikTok eine Adaption eines kurzen Videos von Motivations-Speaker Les Brown (Öffnet in neuem Fenster), in dem er seine Zuschauer fragte "Practise makes what?" - und sie antworten "Perfect" - zu Deutsch: Übung macht perfekt. Diese Annahme nimmt er dann auseinander und korrigiert sie in "Practise makes improvement" - und das sollten wir uns auch immer wieder sagen. Und unseren Fortschritt an unserem ersten Versuch messen - und nicht am tausendsten Versuch eines anderen.

So war meine letzte Woche:

Gelesen | Die aktuelle Flow - da ist immer in der Weihnachtsausgabe der süsse Fragenkalender fürs nächste Jahr drin, darauf habe ich mich schon gefreut. Ansonsten habe ich diese Woche mehr "The Crown" genetflixt als gelesen.

Gehört | Dick erkältet, Rückschmerzen, keine Morgenrunde - keine Musik, keine Podcasts, keine Hörbücher. Schnief.

Getan | Viele Vortermine für den letzten Workshop aus meiner dreiteiligen Workshopreihe durchgeführt und Anmerkungen zu den Arbeitsergebnissen gegeben. Kennt ihr das Gefühl "leegesprochen" zu sein? Genauso ging es mir danach!

Gegessen | Literweise Tee, Ingwerschorle und Matcha Latte. Alles, um das Immunsystem höflich zu bitten, den unerwünschten Besucher bitte zeitnah vor die Tür zu setzen. Ich wäre dann jetzt bereit, wieder fit zu sein!! (Spoiler: Mein Körper sieht das anders und hat noch einen draufgesetzt...)

Gelernt | Manchmal muss man mit Traditionen brechen - und macht sich viel zu viele Gedanken. Mein Mann sagt ja, ich darf jetzt nix mehr über entspannte Weihnachten schreiben, weil ich meine komplette Familie am 2. Feiertag zu uns eingeladen habe. Aber das bedeutet für mich nur auf den ersten Blick mehr Stress, denn a) steuern alle etwas zum Essen bei und b) sehen wir so alle an einem Tag - und das Herumfahren fällt weg. Vor meinem inneren Auge sehe ich mich schon am 1. Feiertag im Pyjama Reste-essend auf der Couch liegen und "Der kleine Lord" schauen. :-)

Gelacht |  Das Kind hat das Klassenmaskottchen über Wochenende dabei und darf Tagebuch schreiben. Wir haben sehr doll gelacht, was der kleine Papagei so alles machen kann.

Gefreut | Mit dem Kind, das in den letzte Wochen sehr doll auf einen Meilenstein hingearbeitet hat und den gestern so stolz erreicht hat.

So, und nun ganz schnell: Ab ins zweite Adventswochenende!

Viele Grüße,

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