Warum man sich manchmal im Weg steht (The Happy Weekly 38)
So, lange nicht gelesen - es hat mich ganz schön umgehauen, muss ich gestehen. Der erste Virus der "Saison" war direkt ein voller Erfolg, zumindest aus Virus-Perspektive. Inzwischen bin ich aber wieder auf den Beinen und habe am Ende dieser Woche sogar alle liegengebliebenen beruflichen Aufgaben wieder eingesammelt und bearbeitet. Krank ist krank, da macht man nix. Auch da tut es übrigens gut, wenn man weiß, dass man nicht verzweifelt überlegen muss, was diese Woche eigentlich alles ansteht – sondern sich beruhigt mit dem Wissen ins Bett legen kann, dass die To Do-App nix vergisst.
Habe ich brav gemacht - und Madam Secretary und die Gilmore Girls geguckt, literweise Tee getrunken, ein wirklich ekliges Hals-Spray genommen, gelesen - und was man halt so alles tut, wenn man hustet, schnieft und krächzt. Jetzt freue ich mich auf jeden Fall, hier mal wieder in die Tasten zu hauen - ich habe nämlich ein paar neue Ideen für den Newsletter ausgebrütet, während ich krank war.
Warum steht man sich eigentlich ständig selbst im Weg?
Ich hatte ja eine Menge Zeit zum Nachdenken, während ich krank war. Unter anderem über folgendes Thema: Ich nehme mir seit vielen Wochen – ach was, Monaten – vor, aktiver auf LinkedIn zu sein und auch dort über die Themen von The Happy Worklife zu schreiben. Bisher hat dieser Vorsatz genau zu einem einzigen Posting geführt. *hust* Natürlich könnte ich jetzt alle möglichen Argumente ins Feld führen, warum das nicht ging: Krank, keine Zeit, viele Aufträge im Texten und im Coaching, die Ferien, das Studium, unser Kind und die Schule und und und...
Die Wahrheit ist aber, dass meistens noch etwas anderes dahinter steckt, wenn man etwas, das man eigentlich möchte, trotzdem immer wieder aufschiebt. Denn seien wir mal ehrlich: So ein LinkedIn-Post ist ja keine Raketenwissenschaft. Die Inhalte habe ich bereits in Massen für Instagram produziert - eigentlich wäre es ein leichtes, auf LinkedIn einfach loszulegen. Warum mache ich das also nicht?
Zum einen beziehe ich - typisch Frau - die zahlreichen LinkedIn-Beschwerde-Posts der letzten Monate, dass die Plattform in der Trivialität der Themen langsam Facebook gleiche, total auf mich und frage mich hektisch, ob ich mit dem Thema "gesunde Produktivität" dort überhaupt hingehöre. Hallo Imposter-Syndrom, sage ich da nur. Ich inhaliere jetzt also mal eine große Portion Selbstbewusstsein und verscheuche diese Gedanken aus meinem Kopf.
Zum anderen ist es aber auch so, dass auf LinkedIn das Publikum ein anderes ist - das sind (fast) alles Menschen, denen ich in meinem Berufsleben schon einmal begegnet bin. Kritik von dieser Seite würde mich viel mehr treffen, als blöde Nachrichten von Unbekannten auf Instagram. Und das hält mich zurück. Again: Wie bekloppt?! Es ist ja doch eher unwahrscheinlich, dass Max Mustermann (Name von der Redaktion geändert) meinen Post liest und sich denkt: "Aber während des Praktikums bei mir hat sie am 27.6.2003 um 10.46 Uhr doch einmal vergessen, einen Text abzugeben - und da redet sie hier über Organisation?" Natürlich werden Inhalte immer von einem gewissen Teil des Publikums blöd gefunden - that's life! Aber das schöne an sozialen Medien ist ja: Es muss keiner lesen. :-)
Mir ist das übrigens wichtig, auch solche Gedanken hier zu teilen: Denn jeder von uns hat diese eine Aufgabe, die wir mit stoischer Hartnäckigkeit von Woche zu Woche und Monat zu Monat mitschleppen. Auch gut organisierte Menschen! Es lohnt sich dann, mal genauer hinzusehen, was einen lähmt und ein bißchen darauf herumzudenken. Denn nur den Gedanken, die uns bewusst sind, können wir auch etwas entgegensetzen.
Ich würde euch damit gerne auch ermuntern, in den sozialen Netzwerken aktiver zu werden. Letzte Woche habe ich bei Katrin Gildner auf TikTok (Öffnet in neuem Fenster) etwas über die 90-9-1-Regel nach Nielsen gelesen: Nur 1% der Internetuser sind aktiv und erstellen eigene Inhalte, 9% liken und kommentieren – und 90% sehen nur zu. Passiver Konsum ist natürlich fein zum entspannen und runterkommen, aber aktives "Kreativ sein" macht so viel mehr Spaß. Insofern: Consume less, create more!
...und jetzt kommt der neue Teil! Statt bisher immer mehrere Themen gleichberechtigt nebeneinander im Newsletter zu behandeln, soll hier künftig ein Thema im Fokus stehen. Ergänzend dazu gibt es (ganz im Stil der früher total beliebten Blogreihe "Immer wieder Sonntags" - erinnert sich noch jemand daran?) eine kurze und knackige Wochenzusammenfassung:
Gelesen | Nachdem ich kürzlich schon "Die Oxford-Morde" von Guillermo Martínez (Öffnet in neuem Fenster) verschlungen habe, ist jetzt der Nachfolgeband "Der Fall Alice im Wunderland" (Öffnet in neuem Fenster) dran. Mag ich sehr - beides. Und weil ich immer einen Roman und ein Sachbuch parallel lese, liegt außerdem noch "The No Club" (Öffnet in neuem Fenster) auf meinem Nachttisch - das hatte ich ja schon angekündigt, dass ich das lesen wollte. Sehr amerikanisch, aber ich mags - und lerne wirklich viel übers Nein-Sagen.
Gehört | Irgendwie bin ich nicht viel zum Hören gekommen - kein Wunder, mache ich ja meistens auf meinen Morgenrunden, die letzte Woche weitestgehend ausgefallen sind. Ich habe aber diese Folge des Podcasts "Fast & Curious" (Öffnet in neuem Fenster) gehört und das "laute Nachdenken" über die Dynamik von Selbstüberschätzung und Selbstzweifeln und warum es gut ist, dass man beides hat, sehr gemocht.
Getan | Vor allem Arbeit aufgeholt. Mein Rezept für die Tage nach Krankheit/Urlaub/Auszeit: Cool bleiben und neu planen. Ich habe mir eine Liste aller anstehenden Aufgaben gemacht, Deadlines dazugeschrieben / neu besprochen, dann die Aufgaben realistisch auf die Tage verteilt und der Reihe nach abgearbeitet.

Gegessen | Öhm, ja. Alles mögliche, nichts besonderes. Fällt mir gerade spontan nicht ein - oh doch! Es gab die erste Kürbissuppe, sehr zum Leidwesen meiner Familie. Mit meiner Kürbisliebe bin ich hier nämlich ziemlich allein.
Gelernt | Einiges über Modelle der Selbst- und Weltwahrnehmung und verschiedene Persönlichkeitstypen im Rahmen meines Fernstudiums - sehr spannend! Zum Beispiel, dass man Persönlichkeiten in den folgenden fünf Spannungsfeldern ("Big Five") beschreiben kann: Extraversion - Introversion, Verlässlichkeit - Unberechenbarkeit, Gewissenhaftigkeit - Leichtfertigkeit, Stabilität - Labilität, Offenheit - Unbeweglichkeit. Versuch' mal, Dich selbst in diesen Feldern zu verorten!
Gelacht | Über lustige TikTok-Videos - ist schon ziemlich witzig, was da einige auf die Beine stellen.

Geschaut | Diesen TED-Talk von Betsy Kauffmann (Öffnet in neuem Fenster), in dem sie über vier Strategien spricht, die dabei helfen im beruflichen Kontext NICHT einer Meinung zu sein - und das auch zu äußern. Mochte ich sehr - und ich hätte total Lust, zu dem Thema auch mal etwas zu schreiben. Fändet ihr das interessant - Formulierungshilfen, um nett und freundlich zu erklären, dass man das ganz anders sieht?
Geklickt | Viel zu viel Quatsch. Wenn ich krank bin und nicht arbeite, schießt meine Screentime immer in völlig absurde Höhen. Ich bin froh, dass ich jetzt wieder in meiner Routine bin ...
Das war der Happy Weekly Newsletter für diese Woche - wie schön, dass du mitgelesen hast! In der kommenden Woche erscheint auch wieder das nächste Happy Worklife Paper - diesmal geht es um "White Space" - was das ist, warum wir den brauchen und wie man ihn schafft. Eigentlich wollte ich den Text gestern abend noch veröffentlichen, aber dann dachte ich: keine Hektik, lieber mit Ruhe nochmal drüberlesen und noch eine schöne Grafikidee umsetzen.
Ich wünsche dir ein richtig schönes Wochenende und einen guten Start in die kommende Woche,
